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# taz.de -- Influencer nach TV-Beitrag in Bedrängnis: Kliemannsland unter
> Im „ZDF Magazin Royale“ hat Jan Böhmermann Kritik an den
> Schutzmasken-Deals des Influencers Fynn Kliemann geübt. Der versucht nun,
> den Schaden zu begrenzen.
Bild: Jan Böhmermann (l.) hat Fynn Kliemann in die Mangel genommen
Berlin dpa | Der [1][Influencer und Musiker Fynn Kliemann] steht nach einem
TV-Beitrag des Satirikers Jan Böhmermann zum Geschäft mit Schutzmasken in
der Kritik. Böhmermann veröffentlichte am Freitag [2][einen längeren
Beitrag der Show „ZDF Magazin Royale“], der auch abends in der Mediathek zu
sehen war. Darin wurde der Verdacht nahe gelegt, dass Kliemann in ein
zweifelhaftes Geschäft verwickelt sein könnte. Kliemann verbreitete ein
langes Statement, in dem er sein Handeln kritisch reflektierte.
Darin hieß es: „Ich möchte mich in aller Form bei allen Personen,
Organisationen, Institutionen entschuldigen, die nun „auf den ersten Blick“
enttäuscht und geschockt sind.“ Er bat zugleich um einen differenzierten
Blick. Manches stimme nicht.
Konkret ging es unter anderem um den Produktionsort von Schutzmasken, der
möglicherweise bewusst nicht transparent gemacht worden sein könnte – statt
in Europa sollen sie in Asien hergestellt worden sein. Kliemann wurde dabei
mit einer Textilfirma in Beziehung gesetzt. In seinem Statement hieß es:
„Ich muss mir klar eingestehen, dass ich den Prozess nicht mehr überblicken
konnte.“ Weiter hieß es: „Das darf niemals passieren und somit übernehme
ich, auch wenn ich weder Produzent noch Verkäufer war, eine Verantwortung.“
Durch diese Versäumnisse, sich mit diesen Prozessen nicht eingehend befasst
zu haben, habe er viele enttäuscht. Auf seinem Instagram-Profil zeigten
sich viele vor den Kopf gestoßen und posteten Kommentare.
Wer Satiriker Böhmermann in Sozialen Netzwerken folgt oder ihm aufmerksam
bei Podcasts zuhört, konnte die Spur sehen, die er schon länger gelegt
hatte. Das wirkte erstmal vielleicht lustig, wie er den Influencer und
Musiker Kliemann auf einem öden Parkplatz parodierte und vermeintliche
Mitarbeiter gängelte. Kliemann ist vor Jahren mit einem außergewöhnlichen
Projekt bekanntgeworden: Mit seinem „Kliemannsland“. Das ist ein Bauernhof
nördlich von Bremen. Leute kommen vorbei und wohnen auch zeitweise dort. Es
wird gebastelt, geschraubt, geplaudert, Musik gemacht.
Dass Böhmermann, der im ZDF-Hauptprogramm freitagabends mit seiner Sendung
„ZDF Magazin Royale“ zu sehen ist, mit einer Recherche an ihm dran war, war
auch daran zu sehen, dass Kliemann einen Fragenkatalog des Senders auf
Instagram veröffentlichte und dazu Stellung nahm. Darin ging es um diverse
Themen, auch um Spendengelder.
## Onlinehändler nimmt Maske offline
Böhmermanns Vorstoß führte bereits zu ersten Konsequenzen. Der
Online-Händler About You, der zum Otto-Konzern gehört, teilte mit: „Das ZDF
Magazin Royale Video hat uns erreicht und ist uns bekannt. Aktuell prüfen
wir den Fall intern, um uns ein genaues Bild von dem Sachverhalt zu
verschaffen.“ In einem ersten Schritt habe man Masken der Marke „Oderso“
offline genommen. Kliemann ist laut Impressum des Shops Geschäftsführer.
Zudem teilte die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis mit, dass sie eine
Auszeichnung aberkenne, die Kliemann 2020 erhalten habe.
Die betreffende Firma, die Böhmermann in Verbindung mit Kliemann setzt, ist
die Textilmanufaktur Global Tactics. Firmengründer Tom Illbruck sagte der
Deutschen Presse-Agentur zu dem Masken-Produktionsort-Vorwurf: Masken seien
in dem betreffenden Zeitraum 2020 auch in Bangladesch produziert worden,
nicht nur in Europa. Wenn zum Beispiel ein Großkunde keinen Wert darauf
gelegt habe, dass die Masken explizit aus einem bestimmten Land oder
explizit aus Europa kommen, „haben wir Masken angeboten, ohne explizit an
jeder Stelle zu sagen, wo die Masken herkommen“.
Nachgefragt zu About You sagte Illbruck: „Nach dem, was uns an Dokumenten
vorliegt, gibt es keine Absprachen mit About You, dass die Masken explizit
aus Portugal gekommen sind und das ist an keiner Stelle schriftlich
versichert worden.“ Dieser Darstellung hat inzwischen der Versandhändler
About You widersprochen. About-You-[3][Co-Chef Tarek Müller schrieb auf
Twitter: „Das stimmt nicht.“]
Er führte weiter aus: „Dass die Masken teilweise nicht in Europa produziert
wurden, war uns bis heute nicht bekannt und wir haben den Fall unverzüglich
intern geprüft, um uns ein genaues Bild zu machen.“ Der Textilhersteller
habe angegeben, dass die Masken aus Europa stammen. „Nach den uns
vorliegenden Informationen hat uns Global Tactics weder im Jahr 2020, noch
danach, darüber informiert, oder uns darauf hingewiesen, dass die Masken
außerhalb Europas hergestellt werden.“
Global Tactics hatte laut der Recherche vom „ZDF Magazin Royale“ auch
Masken aus Bangladesch, die sich als fehlerhaft herausgestellt hatten, an
NGOs im Bereich der Geflüchtetenhilfe abgegeben. Unter anderem gingen
mehrere tausend Stück zum Selbstkostenpreis an Wir packen's an e.V. Diese
Organisation kümmert sich vor allem um die Lieferung von Hilfsgütern für
die Bewohner:innen der Lager auf den griechischen Ägäis-Inseln. Der
Vorstand von Wir packen's an veröffentlichte [4][gestern eine Stellungnahme
im Internet], in der er seine Bestürzung über die vom ZDF Magazin Royale
aufgedeckten Vorgänge um die Herstellung der Masken äußerte.
7 May 2022
## LINKS
[1] /Youtuber-Fynn-Kliemann-ueber-Erfolg/!5735945
[2] https://www.youtube.com/watch?v=P1GZQDeVqlk
[3] https://twitter.com/TarekMueller/status/1522655600395628544
[4] https://wir-packens-an.info/stellungnahme-des-vorstands-zur-recherche-vom-z…
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