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# taz.de -- ARD-Doku über Fynn Kliemann: Comeback ohne Maske
> Nach drei Jahren Funkstille ist Fynn Kliemann mit einer ARD-Dokumentation
> zurück. Gelingt es ihm, Verantwortung für seine Fehler zu übernehmen?
Bild: Wenn er alles kann – kann er sich dann auch verändern? Kliemann vor ei…
Er konnte alles – Heimwerken, Videos produzieren, Musik und Kunst machen.
[1][Fynn Kliemann] war bekannt für seine vielen Projekte, etwa das
Kliemannsland, mit dem er über eine halbe Million Abonnent:innen
erreichte. Über zehn Jahre lang betrieb er einen Handwerkerkanal auf
YouTube, produzierte Musik und baute für eine Netflix-Produktion mit
[2][Olli Schulz] ein Hausboot. Kliemanns Leben wirkte wie ein Spielplatz
für Erwachsene. Er verkörperte eine gewisse Leichtigkeit und die
„richtigen“ Werte.
Doch dann [3][entlarvte Jan Böhmermann] im Mai 2022 Kliemanns
Maskenskandal. Während der Coronapandemie verkaufte Kliemann Masken, die
angeblich fair produziert waren. Tatsächlich kamen sie aber aus schlechten
Produktionsbedingungen in Bangladesch. Das Gerichtsverfahren wurde 2023
eingestellt, er musste 20.000 Euro für gemeinnützige Zwecke spenden.
[4][Seine finanzielle Bereicherung] empörte viele Fans, alle
Geschäftspartner beendeten die Zusammenarbeit. Er wies die Schuld von sich,
schob sie anderen zu, gestand dann Fehler ein und verschwand aus der
Öffentlichkeit. Es war nicht nur ein finanzieller Skandal. Dahinter steckte
eine Vermarktungsstrategie seiner Persönlichkeit, die nicht mehr
authentisch wirkte. Es ging um den Zerfall seines Images. Er war ein
Kapitalist, der mal als Antikapitalist wahrgenommen wurde.
Fast drei Jahre, nachdem er von der Bildfläche verschwunden war, hat
Kliemann nun in der [5][ARD-Doku „Fynn Kliemann – Ich hoffe ihr vermisst
mich“]sein großes Comeback. Darin werden Kliemanns Leben nach dem Skandal
und seine zukünftigen Projekte thematisiert.
Vermisst scheinen ihn tatsächlich einige Fans zu haben. So sieht man in der
Doku einige, die sich freuen, in einem umgebauten Leichenwagen Kliemanns
neues Album „Tod“ anhören zu dürfen, das auf Platz eins der Charts landet…
Auch Fernsehkoch Tim Mälzer, der in das Kliemannsland investierte, zeigt
sich versöhnlich.
Nicht alle scheinen ihm sofort zu verzeihen. Das könnte daran liegen, dass
die Doku sich kaum konstruktiv mit den Vorwürfen auseinandersetzt. Kliemann
wird viel Raum gegeben, sein Leiden nach dem Absturz darzustellen. Ein
„Habt mich bitte endlich wieder lieb“ schwingt mit.
## Einsichtig, aber vage
Er zeigt sich zwar einsichtig, jedoch bleiben die Veränderungen, die er
ankündigt, vage: „Jetzt habe ich die Verantwortung, das wieder irgendwie
aufzuarbeiten, zu begradigen, was ich begradigen kann.“ Eine Reflexion
erfordert allerdings entsprechendes Handeln. Stattdessen sieht man, wie
Kliemann genau das tut, was er schon immer tat: Musik produzieren,
Heimwerkern, Kunst machen.
Alexander Prinz, der auf seinem YouTube-Account „Der dunkle Parabelritter“
[6][kritische Videos zu Kliemanns Skandal] veröffentlichte, verurteilt das.
Er glaubt nicht, dass Kliemann sich verändert habe. Es gehe um mehr, als
nur wieder gesehen zu werden. Kliemanns zahlreiche Firmenkonzepte basieren
auf seiner Reichweite und seiner Präsenz in der Öffentlichkeit.
Seine Mutter und seine Freundin, die in der Doku zu Wort kommen, sind nicht
sonderlich begeistert, dass er wieder in der Öffentlichkeit steht. Es gehe
ihm um Bestätigung von außen. Kliemann habe außerdem viele Anfeindungen im
Netz erlebt.
So kritisiert Sascha Lobo, der mit seiner Frau Jule in deren gemeinsamen
Podcast über Kliemann berichtete: „Soziale Medien haben Empörungswellen, in
denen keine Fehlerkultur gedeihen kann. Differenzierung ist keine
Spezialität der sozialen Medien.“ Natürlich machen Menschen, die in der
Öffentlichkeit stehen, Fehler. Was aber im Mittelpunkt stehen sollte, ist,
wie selbstreflektiert sie damit umgehen und Verantwortung übernehmen.
Wenn Fynn Kliemann alles kann – kann er sich dann auch verändern? Nach der
Doku bleibt zweifelhaft, ob er wirklich Verantwortung übernimmt.
24 Apr 2025
## LINKS
[1] /Vorwurf-der-Wokeness/!5859546
[2] /Saenger-Olli-Schulz-ueber-Zeitgeist/!5985873
[3] https://www.youtube.com/watch?v=P1GZQDeVqlk
[4] /Influencer-und-ihr-Image/!5850433
[5] https://www.ardmediathek.de/film/fynn-kliemann-ich-hoffe-ihr-vermisst-mich/…
[6] https://www.youtube.com/watch?v=dFKCoqPjJ28
## AUTOREN
Leyla Roos
## TAGS
Influencer
ARD
TV-Dokumentation
Social-Auswahl
Altern
Jugendkultur
Schwerpunkt Coronavirus
Influencer
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