# taz.de -- AfD-Richtungskampf nach Wahlschlappen: Bürgerliche Bekundungen aus… | |
> Beim Richtungskampf in der AfD fordert der Hamburger Alexander Wolf mehr | |
> Parteinahme für die Ukraine. Er will damit die bürgerliche Mitte | |
> erreichen. | |
Bild: Sah schon früher nicht harmonisch aus: Tino Chrupalla (links) und Alexan… | |
Die Kontrahenten bringen sich in Stellung, beim geplanten Bundesparteitag | |
der AfD im Juni kommt es zur großen Abrechnung. Der Parteitag in Riesa | |
könnte für Tino Chrupalla der letzte als Bundesvorsitzender sein. In der | |
AfD wird er für die schlechten Wahlergebnisse bei den Landtagswahlen | |
[1][verantwortlich gemacht]. Nicht alle Kritiker:innen sind schon aus | |
der Deckung gekommen. Einer im Norden aber schon: Alexander Wolf, | |
stellvertretender Vorsitzender der Hamburger Bürgerschaftsfraktion. | |
Die AfD schmerzt vor allem, dass der Wiedereinzug ins | |
schleswig-holsteinische Landesparlament [2][nicht gelungen ist]. Ein alter | |
Vorwurf an den Landesverband zwischen den Meeren brach neu auf, der auch | |
dem Verband an der Elbe schon gemacht wurde: zu moderat, zu bürgerlich, | |
doch aus der bürgerlichen Mitte würde die AfD kaum noch enttäuschte | |
CDU-Wähler:innen gewinnen können. | |
Diese Position kontert Wolf nun – wenig überraschend. Mit Blick auf die | |
„bürgerlichen Kreise“ hält er, der auch im Bundesvorstand sitzt, Chrupalla | |
vor, angesichts des Krieges in der Ukraine zu sehr auf der Seite Russlands | |
zu stehen. „Wir sollten uns stärker für den Freiheitskampf des ukrainischen | |
Volkes engagieren, das wäre patriotisch und sinnvoll“, sagte er der Welt. | |
Und weiter: „Wir haben auch deshalb Stimmen verloren, weil manche | |
Positionierungen aus der AfD so verstanden werden können, dass wir zu nah | |
bei Putin sind.“ Die bürgerliche Mitte stünde jedoch überwiegend auf der | |
Seite der Ukraine. Wolf wurde noch deutlicher: „Dieser [3][Kurs von Tino | |
Chrupalla] ist ein Irrweg, der die AfD fast eine weitere Landtagsfraktion | |
gekostet hätte“, betonte er, und: „‚Frieden schaffen ohne Waffen‘ ist … | |
Kirchentagsparole, nicht die Position der AfD.“ | |
## „AfD-Ost“ befürchtet | |
In den bundesweiten AfD-Konflikten trat Wolf bislang selten öffentlich in | |
Erscheinung. Mit diesen Vorhaltungen greift er nun den Bundesvorsitzenden | |
sowie auch ein mögliches Bundesvorstandsmitglied an: Vor wenigen Tagen | |
hatte [4][Björn Höcke] ein Meme mit der Friedensbewegungsparole und einer | |
Friedenstaube sowie seinem Konterfei in mehreren sozialen Medien gepostet. | |
Der Landtagsfraktionschef aus Thüringen deutete unlängst an, für den | |
Bundesvorstand kandidieren zu wollen – erstmals. Schon die Ankündigung, | |
meinen Höcke-Kritiker:innen, habe Wahlzuspruch gekostet. | |
Mit seiner direkten Kritik ist Wolf nicht allein. Parteiintern wird schon | |
eine AfD-Ost befürchtet. Gleich nach dem Scheitern in Schleswig-Holstein | |
wurde eine „Offensive West“ gefordert. Die Idee hat Chrupalla prompt | |
gekapert, der jetzt eine „Initiative West“ und einen „Westbeauftragten“ | |
ankündigte. | |
Die Ankündigung dürfte Wolf nicht reichen. Erneut nutzt er den Disput, um | |
sich [5][als bürgerlich-moderat darzustellen]. Dabei hatte Wolf 1991 noch | |
einen Arbeitskreis der neurechten Jungen Freiheit geleitet und für die | |
Wochenzeitung geschrieben. Dass deren Chefredakteur Dieter Stein, am 23. | |
Mai in Hamburg in der Reihe „Fraktion im Dialog“ sprechen soll, kann dabei | |
als Stellungnahme verstanden werden: Stein warnt immer wieder vor einem | |
radikalen Kurs der AfD. | |
21 May 2022 | |
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## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
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