| # taz.de -- Hassgewalt in Berlin: Austausch muss möglich sein | |
| > Das Antigewaltprojekt Maneo kritisiert Datensperre zu Hassgewalt gegen | |
| > queere Menschen. Mehr gemeldete Delikte. | |
| Bild: Christopher Streat Day 2021 in Berlin | |
| Berlin taz | „Wir müssen im Austausch bleiben“ – alle, von der Polizei �… | |
| das schwule Antigewaltprojekt Maneo bis zur Senatsverwaltung für Inneres | |
| sind sich in dieser Frage einig. Wie am Montag im Innenausschuss bekannt | |
| wurde, hat der Datenschutzbeauftragte der Generalstaatsanwaltschaft eine | |
| Austauschsperre verfügt: Diese besagt, dass die Polizei keine | |
| anonymisierten Informationen mehr zu Fällen LSBTQ*-bezogener Hassgewalt an | |
| Maneo weitergeben darf. | |
| Auch andere Registerstellen von rassistischer oder antisemitischer Gewalt | |
| wie ReachOut oder Rias bekommen von der Polizei keine ihr Fachgebiet | |
| betreffende Informationen mehr. | |
| Die Auskunftssperre sei bereits im Mai 2021 verhängt worden, sagte Bastian | |
| Finke, Leiter von Maneo, am Montag bei der [1][Veröffentlichung des | |
| Maneo-Reports] 2021. Corona und die Berlin-Wahl im Herbst hätten aber eine | |
| Lösung für das Problem aus dem Fokus geraten lassen. | |
| [2][Aus Sicht des Datenschutzbeauftragten gibt es die Sorge], dass die | |
| Opfer von Gewalttaten durch den anonymisierten Datenaustausch, wie er bis | |
| 2021 üblich war, identifiziert werden könnten. Der Austausch der | |
| Informationen sei aber wichtig, weil Maneo damit „die bei uns eingehenden | |
| Fallzahlen mit denen der Polizei abgleichen“ könne, sagt Finke. | |
| ## Bisher vertrauensvolle Zusammenarbeit | |
| Aus den Zahlen lasse sich ablesen, wie viele der Betroffenen, die Maneo | |
| Vorfälle gemeldet haben, auch bei der Polizei Strafanzeige erstattet haben. | |
| Die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Polizei und Maneo habe | |
| wesentlich dazu beigetragen, Fälle aus dem Dunkelfeld ins Hellfeld zu | |
| führen. | |
| 731 Fälle von Drohungen, Beleidigungen und Angriffen gegen Schwule, | |
| Transsexuelle und Lesben hat Maneo im Berichtsjahr 2021 registriert. | |
| Meistens ging es bei den Meldungen um Drohungen und Nötigungen (36 | |
| Prozent), Körperverletzungen (30 Prozent) und Beleidigungen (28 Prozent). | |
| Von den 731 Hinweisen habe man aber nur 321 genauer auswerten können, heißt | |
| es in dem am Montag veröffentlichen Report. | |
| Bei den übrigen Fällen „fehlten uns genauere Informationen“ bezüglich | |
| Tatzeit und Ort und auch Hinweise, ob Anzeige erstattet worden ist, heißt | |
| es in dem Bericht. Also Hinweise, die Maneo früher mit den bei der Polizei | |
| eingegangenen Anzeigen vergleichen konnte. | |
| [3][Die Zahl der Fälle mit LSBTQ*-feindlichem Bezug hat sich im Vergleich | |
| zu den Vorjahren neuerlich gesteigert]. 2020 registrierte Maneo 510 Fälle | |
| mit LSBTQ*-feindlichem Bezug, 2021 waren es 527 Vorkommnisse. Spitzenreiter | |
| sind die Bezirke Tempelhof-Schöneberg, Friedrichshain-Kreuzberg, Mitte und | |
| Neukölln; Haupttatort ist das öffentliches Straßenland. 43 Prozent der | |
| Übergriffe fänden auf der Straße statt, sagte Finke. Bei den Tätern handele | |
| es sich überwiegend um junge Männer: Finke sieht hier „toxische | |
| Männlichkeit“. | |
| Vor der Maneo-Pressekonferenz hatte es im Innenausschuss des | |
| Abgeordnetenhauses am Montag eine Anhörung zum Thema Hassgewalt und | |
| Queerfeindlichkeit gegeben. Neben Bastian Finke waren Christopher | |
| Schreiber, Geschäftsführer des Lesben- und Schwulenverbandes | |
| Berlin-Brandenburg und Anne von Knoblauch, Ansprechperson der Berliner | |
| Polizei für LSBT*, als Experten gehört worden. „Wir bedauern, dass kein | |
| Datenaustausch mehr stattfinden kann“, sagte von Knoblauch. | |
| Innensenatorin Iris Spranger (SPD) und Innenstaatssekretär Torsten Akmann | |
| (SPD) bestätigten das. „Wir brauchen den Austausch mit den Projekten, um | |
| einen Überblick zu haben“, sagte Akmann zur taz. Möglicherweise brauche es | |
| dafür eine neue Rechtsgrundlage. | |
| 16 May 2022 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Antiqueere-Gewalt-in-Berlin/!5767506 | |
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| [3] /Staat-gegen-antiqueere-Gewalt/!5823918 | |
| ## AUTOREN | |
| Plutonia Plarre | |
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| Innensenatorin Iris Spranger | |
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