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# taz.de -- Ex-Monarch Juan Carlos I. in Spanien: Der Skandalkönig zu Besuch
> Der korrupte Altmonarch kehrt aus dem Exil in Abu Dhabi in seine Heimat
> zurück. Dort befördert seine Visite Kritik an der Monarchie an sich.
Bild: Der neue und der alte Monarch: König Felipe VI. (l) und sein Vater Juan …
Madrid taz | Spaniens Altkönig Juan Carlos I. ist am Donnerstag nach fast
zwei Jahren in seine Heimat zurückgekehrt. Der 84-jährige Ex-Monarch lebte
seit Sommer 2020 [1][im Exil in Abu Dhabi], weil zu Hause gegen ihn wegen
dubioser Konten mit Hunderten Millionen Euro, die er beim Finanzamt nicht
angegeben hatte, ermittelt wurde. Jetzt, wo alle Verfahren eingestellt
sind, wird er am Wochenende eine Segelregatta im nordwestspanischen
Sanxenxo besuchen. Ob er mit seinen Segelfreunden teilnimmt oder nur als
Zuschauer anwesend sein wird, steht noch nicht fest.
Juan Carlos hatte mit allerlei Skandalen auf sich aufmerksam gemacht, etwa
einem Unfall auf Elefantenjagd in Botswana im Beisein seiner deutschen
„speziellen Freundin“ Corinna zu Sayn-Wittgenstein, so die Presse. Danach
hatte er 2014 den Thron an seinen Sohn Felipe VI. abgetreten. Ihn wird Juan
Carlos am Montag im königlichen Anwesen vor den Toren Madrids besuchen,
bevor er den Rückflug antritt.
Die Frau von Juan Carlos, Königin Sofia, die weiterhin in Spanien lebt,
reiste demonstrativ nach Miami. Sie wird nur am Montag im Beisein ihres
Sohns ihren Ehemann treffen. An eine endgültige Rückkehr von Juan Carlos
werde nicht gedacht, so eine Erklärung aus dem Königshaus.
Der Besuch des Altkönigs wurde möglich, nachdem die spanische Justiz
vergangenen März alle Ermittlungen gegen ihn eingestellt hatte. Doch der
Verdacht, dass seine Millionen als Kommission bei unterschiedlichen
Großaufträgen an ihn flossen, wie etwa beim Bau eines
Hochgeschwindigkeitszugs durch ein spanisches Konsortium von Medina nach
Mekka in Saudi-Arabien, besteht weiter. Weil all dies geschah, als Juan
Carlos noch König war, genoss er völlige Straffreiheit. Der König ist laut
spanischer Verfassung unantastbar. Andere Finanzdelikte waren verjährt.
Außerdem wurde Juan Carlos rechtzeitig informiert, um eine „freiwillige
Steuernachzahlung“ in Millionenhöhe zu tätigen, bevor auch dies vor Gericht
gegangen wäre.
## Mehrheit findet die Monarchie überholt
Da verwundert es nicht, dass der Besuch von Juan Carlos in Spanien Debatten
auslöst. Der sozialistische Ministerpräsident Pedro Sánchez beteuert, dass
der ehemalige Monarch den Spaniern „eine Erklärung schuldig“ sei. Pablo
Echenique, Fraktionssprecher von Unidas Podemos, dem linksalternativen
Koalitionspartner der Sozialisten, sagte, die Straffreiheit für die
Monarchie stoße „auf gesellschaftliche Ablehnung“. Und die katalanischen
Separatisten sehen im Besuch der Segelregatta den Versuch der
„Weißwaschung“ des Altmonarchen.
Nur die konservative Partido Popular und die rechtsextreme VOX nehmen
Juan Carlos in Schutz. Da nichts gegen ihn vorliege, habe er das Recht, in
die Heimat zu kommen, wann immer er wolle. Die Linke wolle mit ihrer Kritik
„die Monarchie und damit das Verfassungsmodell beenden“, erklärte der
Madrider Bürgermeister José Luis Martínez-Almeida.
Die Skandale um Juan Carlos haben dem [2][Ansehen des Königshauses schwer
geschadet]. Viele Spanier akzeptierten die Monarchie, weil ihnen Juan
Carlos als derjenige galt, der den Übergang von der Franco-Diktatur zur
Demokratie maßgeblich unterstützte. Doch nach seinen unzähligen Skandalen
zeigt eine Umfrage, dass 53 Prozent der Untertanen in der Monarchie eine
überholte Staatsform sieht.
Felipe VI. ging demonstrativ auf Distanz zu seinem Vater. Er hatte bereits
vor dessen Exil auf sein finanzielles Erbe verzichtet und dem Altmonarchen
die monatlichen Zuwendung aus dem Haushalt des Königspalasts entzogen. Er
gelobte Transparenz und [3][stimmte einem Dekret zu], nachdem er seine
Einkünfte und sein Vermögen fortan offenlegen wird.
20 May 2022
## LINKS
[1] /Korruptionsskandal-um-Spaniens-Altkoenig/!5705397
[2] /Spaniens-Ex-Monarch-Juan-Carlos/!5705449
[3] /Monarchie-in-Spanien/!5851232
## AUTOREN
Reiner Wandler
## TAGS
Spanien
Monarchie
Juan Carlos
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Balearen
Frauenrechte
Spanien
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