# taz.de -- Verkauf des FC Chelsea London: Flexibilität des Marktes | |
> Der FC Chelsea hat neue Besitzer. Die englische Premier League nimmt, was | |
> kommt. Besonders wählerisch war sie nie. | |
Bild: Finanzinvestor mit Sportfimmel: Todd Boehly aus den USA | |
Vom durchaus umtriebigen deutschen Fußballtrainer Winnie Schäfer, der seine | |
Dienste Vereinen in Dubai, Kamerun oder Aserbaidschan anbot, ist ein Zitat | |
überliefert, das der Weltenbummler Schäfer wohl nach widersprüchlichen | |
Erfahrungen in der Ferne geschmiedet hat: „Vielleicht vergisst man zu | |
schnell, dass Globalisierung nicht nur bedeutet, Märkte zu teilen, sondern | |
auch Probleme.“ | |
Wenn das stimmt, dann hat sich die englische Premier League viele Probleme | |
auf die Insel geholt – neben etlichen Milliarden Pfund [1][aus der Tasche | |
von Finanzinvestoren oder Ölmagnaten]. Eines Problems hat sich die Liga, | |
die für sich in Anspruch nimmt, die stärkste des Kontinents zu sein, nun | |
entledigt: Der Russe Roman Abramowitsch ist raus, Amis und Schweizer sind | |
drin. Sie haben den FC Chelsea für fast 5 Milliarden Euro gekauft; und | |
Abramowitsch, der wieder Anschluss sucht, spendet den Erlös als Wohltäter. | |
Der Neue, ein gewisser [2][Todd Boehly], gründete nach der Finanzkrise mit | |
seinem Business-Partner Mark Walter, der nun auch wieder an Bord ist, eine | |
Firma namens Guggenheim Partners, die, wie die Süddeutsche Zeitung vor | |
Jahren schrieb, „klein, aber aggressiv“ sei. Nun ist Aggressivität in der | |
Branche nicht von Nachteil, ach was, wer ein großer Fisch werden will, der | |
muss kleinere verjagen. Und bisher trifft der Premier-League-Bann auch | |
nicht Investoren mit Riecher und stupendem Expansionswillen, sondern nur | |
Russen mit einer Nähe zu Wladimir Putin. | |
## Fette Happen | |
Das Business kann also weitergehen, denn Käufer für die fetten Happen aus | |
England finden sich auch während des Ukrainekriegs locker und leicht, so | |
wie sich in dieser durch und durch globalisierten Liga immer Käufer | |
gefunden haben – aus Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, | |
aus Thailand, dem Iran, aus China, Serbien, Ägypten, Italien oder | |
Tschechien. Wer über entsprechende Mittel verfügt, steckt sie eben gern in | |
den prestigeträchtigen Fußball. Es drängt die Herrschaften nicht nur zum | |
Gelde, sondern auch ins Scheinwerferlicht. | |
Die meisten reichen Leute orientieren sich nun mal nicht am Lebensstil | |
eines Warren Buffett, nein, sie wollen schon zeigen, was sie haben. Sie | |
wollen die Puppen im Fußballzirkus tanzen lassen. Von der Tribüne aus lässt | |
sich das eigene Werk ganz wunderbar verfolgen. Dass diese Herrschaften auch | |
einiges auf dem Kerbholz haben, charakterlich vielleicht nicht als | |
Vorbilder taugen, wen interessiert’s, wenn statt des Rubels eben wieder der | |
Dollar rollt. | |
Geld stinkt nicht, das wusste schon der große Denker Winnie Schäfer, ab | |
einer Million ist es völlig geruchlos. | |
8 May 2022 | |
## LINKS | |
[1] https://www.transfermarkt.de/boehly-bin-salman-amp-co-die-besitzer-der-20-p… | |
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Todd_Boehly | |
## AUTOREN | |
Markus Völker | |
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