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# taz.de -- Deutsches Team vor der Eishockey-WM: Kurs der Zurückhaltung
> Im deutschen Team will nach der olympischen Pleite kaum einer große
> Erwartungen vor der Eishockey-WM wecken. Dabei ist man gut aufgestellt.
Bild: Deutsche Eishockey-Hoffnung: NHL-Profi Moritz Seider könnte einer der St…
Die Erinnerung an die Olympischen Winterspiele im Februar ist noch frisch,
sie waren für die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft nicht nur ein
sportlicher Reinfall, sondern auch ein PR-Debakel. Vor dem Eishockeyturnier
in Peking sprachen Nationalspieler ungewohnt offen von großartigen Zielen,
sogar vom Gewinn der Goldmedaille. Nach schwachen Leistungen schieden sie
dann in der Qualifikation fürs Viertelfinale aus – mit einem 0:4 gegen die
Slowakei.
Vor der [1][Eishockey-Weltmeisterschaft in Finnland], die an diesem Freitag
in Helsinki und Tampere startet, wirken zumindest diejenigen Profis
geläutert, die das olympische Desaster miterlebt haben. „Ich denke, wir
haben aus den Olympischen Spielen vielleicht ein bisschen gelernt, was
dieses offensive Aussprechen der Erwartungen betrifft“, sagt
Nationalmannschaftskapitän Moritz Müller (35) von den Kölner Haien. Man
wolle so weit wie möglich kommen, meint Müller, ohne konkret zu werden.
2021 in Riga erreichten sie das Halbfinale.
Vom finnischen Bundestrainer Toni Söderholm ist vor der WM in seinem
Heimatland ebenfalls kein Ziel zu hören, er gibt sich vorsichtig
optimistisch. „Wir haben einige Baustellen, was das Spielerische betrifft.
Aber ich bin zuversichtlich“, sagt der 44-Jährige. Es sei eine Stimmung im
Team, auf die man aufbauen könne, hat Söderholm festgestellt: „Wenn der Tag
kommt, wo es zählt, dann wird auch vieles zusammenkommen.“
Einen Abend, an dem alles funktioniert, benötigt die DEB-Auswahl, um einen
guten Start ins Turnier hinlegen zu können. Ihr Auftaktgegner ist am
Freitag (19.20 Uhr) der Titelverteidiger Kanada, gegen den Söderholms Team
in Peking ein 1:5 kassierte. Es folgen in Helsinki in der Gruppe A Spiele
gegen die Slowakei, Frankreich, Dänemark, Italien, Kasachstan und die
Schweiz. Die Teams auf den Plätzen eins bis vier qualifizieren sich für das
Viertelfinale, das über Kreuz mit der Vorrundengruppe B, die in Tampere
spielt, ausgetragen wird. Eine der stärksten Mannschaften darf nicht
mitmischen. Der Weltranglisten-Dritte Russland, der ursprünglich als
deutscher Gruppengegner vorgesehen war, ist wegen Russlands Angriff auf die
Ukraine von der WM ausgeschlossen worden. Es rückte Frankreich (Platz 13)
nach.
## Fabelhafte NHL-Werte
Söderholm, dessen Auswahl Platz neun im IIHF-Ranking belegt, kann ein gut
besetztes Team aufbieten. Zwar sagten die in Schweden engagierten,
ehemaligen NHL-Stürmer Tobias Rieder und Tom Kühnhackl ab, ohne dass der
DEB Gründe dafür nannte. Und Angreifer Dominik Kahun vom SC Bern muss
verletzt passen. Dafür sind aber nicht nur fünf Akteure vom Meister
Eisbären Berlin dabei (Mathias Niederberger, Kai Wissmann, Jonas Müller,
Leo Pföderl, Marcel Noebels), sondern auch drei Profis aus der
nordamerikanischen Eliteliga NHL: Torhüter Philipp Grubauer (Seattle),
Stürmer Tim Stützle (Ottawa) und Verteidiger Moritz Seider (Detroit). Vor
allem von Letzterem verspricht man sich viel. Er könnte ein Star des
Turniers werden.
Seider, der bei der WM 2021 als bester Verteidiger des Turniers
ausgezeichnet worden war, hat ein fabelhaftes Jahr hinter sich. Der 1,93
Meter große Defensivmann kam in seiner NHL-Debütsaison auf 50 Scorerpunkte
(7 Tore, 43 Vorlagen). Nur ein deutscher Verteidiger, Christian Ehrhoff in
der Saison 2010/11, erreichte vor ihm einen solchen Wert. „Jeder Athlet hat
den Ansatz zu den Besten der Welt gehören zu wollen, dem versuche ich
gerecht zu werden. Aber man muss sich schon ab und an mal kneifen und stolz
sein auf das, was passiert ist“, sagt Seider. Eventuell wird der 21-Jährige
sich noch einmal kneifen müssen, denn er könnte zum NHL-Rookie des Jahres
gekürt werden.
Zum Glück für die DEB-Auswahl verpasste Detroit trotz Seiders Leistungen
die Playoff-Teilnahme, sodass er in Helsinki spielen kann. Anders als
Stürmerstar Leon Draisaitl, der mit Edmonton an der NHL-Endrunde teilnimmt.
Auch im Fall des Ausscheidens gegen die Los Angeles Kings im fünften Spiel,
das in der Nacht zum Freitag nach Redaktionsschluss möglich war, würde er
nicht zur WM reisen.
Keeper Grubauer kam dagegen mit dem NHL-Neuling Seattle Kraken nicht in die
Playoffs. Drei Jahre lang hat er nicht für die Nationalmannschaft gespielt
und somit das olympische Missgeschick nicht auf dem Eis erlebt. Der Kurs
der Zurückhaltung ist nicht seiner, Grubauer hat keine Probleme mit dem
„G“-Wort. [2][Dem Kicker erzählte er:] „Natürlich ist es unser Ziel, Go…
zu holen. Da kannst du jeden Spieler fragen: Wir wollen gewinnen.“
13 May 2022
## LINKS
[1] /Oligarchen-im-finnischen-Sport/!5846270
[2] https://www.kicker.de/grubauer-legt-die-messlatte-hoch-ziel-gold-zu-holen-9…
## AUTOREN
Christiane Mitatselis
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