Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Eishockeymeister aus Berlin: Corona und Geld im Spiel
> Die Berliner Eisbären verdanken den Eishockey-Meistertitel in Zeiten der
> Pandemie vor allem ihrem Investor. Angst vor Verlusten haben sie nicht.
Bild: Konfettiregen für das Team der Eisbären Berlin
Die Nacht nach dem Triumph war kurz, trotzdem mussten die Eisbären-Profis
am Donnerstag früh aufstehen, denn um zehn Uhr ging schon der Flieger, der
sie von München heim nach Berlin brachte. Mit 5:0 hatten sie am Abend zuvor
in der Eissporthalle den EHC Powerbrause München besiegt und die
Playoff-Final-Serie der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) in 3:1 Spielen für
sich entschieden. Der übliche Partysturm mit Konfetti, Sekt und Bier brach
los, und er dauerte bis tief in die Nacht.
Es war die neunte deutsche Meisterschaft der Eisbären und ein verdienter
Titelgewinn, denn Berlin war im Finale in allen Mannschaftsteilen ein Stück
besser als der Konkurrent. Von Torwart Mathias Niederberger über die Abwehr
um Kapitän Frank Hördler bis zur Offensive mit den deutschen Torjägern Leo
Pföderl und Marcel Noebels sowie dem Kanadier Matt White, der drei Treffer
zum 5:0 beisteuerte. Trainer Serge Aubin nannte als Geheimnis des Erfolgs
die Mentalität der Mannschaft, die Spieler seien „eine Bande von Brüdern“.
Doch das allein ist es nicht gewesen. Es war auch Geld im Spiel.
Der Eisbären-Triumph hat gezeigt: Eine Mannschaft, die in der DEL
reüssieren will, braucht einen großzügigen Investor, der keine Angst vor
Verlusten hat. Die Eisbären befinden sich im Besitz der Anschutz
Entertainment Group, die in der Coronazeit besonders wertvoll für den
Verein war. Denn dank Anschutz durften die Eisbären in den Kader
investieren, als sei nichts geschehen. Durch die Zuschauerrestriktionen,
die erst in diesem Frühjahr endeten, fiel zwar die Haupteinnahmequelle der
DEL-Vereine weg. Das Unternehmen des US-Milliardärs Phil Anschutz glich das
jedoch aus. So konnten die Eisbären trotz Krise gute Gehälter zahlen und
auf dem Spielermarkt mit Vereinen aus der Schweiz oder Schweden
konkurrieren.
## München hat Berlin den Torwart abgejagt
[1][Finalist München,] finanziert von seinem österreichischen
Namenssponsor, befindet sich in einer ähnlich komfortablen Lage, auch der
EHC Powerbrause musste [2][während der Coronakrise] nicht sparen. Und dann
sind da noch die Adler Mannheim, die sich im Halbfinale einen harten Fight
mit Berlin lieferten und die Serie in 2:3 Spielen verloren. Auch sie sind
finanziell rosig gebettet. Geschäftsführer und Gesellschafter Daniel Hopp
ist der Sohn des SAP-Milliardärs Dietmar Hopp.
Berlin hat gegenüber den Rivalen aber einen Vorteil, nämlich beste
Beziehungen in die nordamerikanische Eliteliga NHL. Anschutz gehören auch
die Los Angeles Kings, die den Eisbären immer wieder Spieler schicken, die
nicht gut genug für die NHL, in der DEL jedoch Spitzenpersonal sind. Durch
Vermittlung der Kings kam zum Beispiel der 27-jährige kanadische
Offensivmann Blaine Byron nach Berlin, der in den Playoffs 14 Scorerpunkte
sammelte.
Die Konkurrenz ist schon aktiv, um die Eisbären einzufangen. München hat
den Berlinern den Torwart abgejagt, Niederberger wechselt in die
bayerische Hauptstadt. Schon jetzt steht fest, dass Berlin und München auch
im nächsten Jahr Titelfavoriten sein werden.
5 May 2022
## LINKS
[1] /Neuer-Eishockeymeister-EHC-Muenchen/!5499233
[2] /Start-der-Deutschen-Eishockey-Liga/!5797017
## AUTOREN
Christiane Mitatselis
## TAGS
Kolumne Press-Schlag
Eisbären Berlin
München
Eishockey
Sport
Eishockey
Eishockey-WM
Eishockey
Eishockey
Eishockey
## ARTIKEL ZUM THEMA
Eishockey-Meister in Abstiegsnot: Kein guter Rutsch
Die Eisbären Berlin spielen nach dem Titelgewinn nun gegen den Abstieg. Wie
ist das möglich? Und was tun? Der Handlungsspielraum ist recht klein.
Deutsches Team vor der Eishockey-WM: Kurs der Zurückhaltung
Im deutschen Team will nach der olympischen Pleite kaum einer große
Erwartungen vor der Eishockey-WM wecken. Dabei ist man gut aufgestellt.
Oligarchen im finnischen Sport: Beflecktes Eis
Helsinkis Eishockey löst sich von seinen Investoren aus Russland. Die
größte Eishalle des Landes bleibt ungenutzt. Auch sie gehört Russen.
Beginn der Eishockey-Playoffs: Irre Hunde gegen Bayerns Macht
Im Eishockey der Frauen beginnen die Playoffs. Doch die bajuwarische
Überlegenheit bleibt ein Problem. Nun wollen die Mad Dogs Mannheim
gegenhalten.
Start der Deutschen Eishockey Liga: Sachtes Angleiten
Nach einer langen Phase ohne Publikum und mit staatlicher
Überbrückungshilfe simuliert die Deutsche Eishockey Liga wieder Normalität.
Halbwegs.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.