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# taz.de -- NHL-Duell im kanadischen Eishockey: Bereit für ein derbes Derby
> Das Eishockeyteam der Edmonton Oilers zieht in die zweite Playoff-Runde
> ein. Trotz ihrer Stars Draisaitl und McDavid ist das etwas Besonderes.
Bild: Wichtig für die Edmonton Oilers: Leon Draisaitl spielt trotz Verletzung
Leon Draisaitl war leicht genervt. Er blickte aus erschöpften Augen auf den
Reporter, als der noch von ihm wissen wollte, ob die Edmonton Oilers nun
„über den Berg“ seien. Dann riss sich der deutsche Eishockeyprofi zusammen,
atmete einmal kurz durch und antwortete: „„Ein großer Moment, es fühlt si…
gerade sehr gut an. Aber wir haben noch nichts erreicht.“
„The hump“, die erste Anhöhe auf dem Weg zu einem möglichen
Stanley-Cup-Sieg, war das Thema, nachdem die Oilers auf dramatische Weise
ihre Erstrunden-Serie gegen die Los Angeles Kings gewonnen – oder sollte
man besser sagen: überstanden hatten? „Wir haben einen weiteren Tag
überlebt“, sagte ein ebenso erschöpfter Conor McDavid, Kapitän der Oilers
und der nach allgemeiner Einschätzung beste Eishockeyspieler des Planeten,
nach dem hart erkämpften 2:0-Erfolg im siebten und entscheidenden Spiel der
Best-of-7-Serie gegen die Kings, in der Draisaitl trotz einer schweren
Bänderverletzung im rechten Knöchel auflief und sogar die Vorlage zum
wichtigen Führungstreffer gab.
Die Oilers haben nur die erste Runde der Playoffs gewonnen. Das aber wurde
in Edmonton fast so gefeiert wie die Titel aus den erfolgreichen
80er-Jahren mit Wayne Gretzky. Denn jeder in Edmonton weiß: Wenn die Oilers
in diesem Jahr wieder nicht weit kommen in den Playoffs, [1][wenn man trotz
der beiden Jahrhunderttalente McDavid (25) und Draisaitl (26) wieder nichts
gewinnt], dann steht alles zur Disposition – vom Trainer über das
Management bis vielleicht zu den Superstars selbst.
Seit 2015, seit McDavid und Draisaitl zusammen für die Oilers auflaufen,
haben die beiden zwar i[2][nsgesamt viermal die Wahl zum besten Spieler der
NHL] gewonnen, aber erst zum zweiten Mal die erste Playoffrunde
überstanden. Immerhin scheint sich die Mentalität des Teams unter dem neuen
Trainer Jay Woodcroft, der mitten in der Saison den Posten übernahm,
geändert zu haben: Früher beobachte der Rest der Mannschaft, wenn es nicht
lief, am liebsten interessiert, was den beiden Superstars so einfällt.
## Ohne Schulterpads wirkt er zart
In den letzten beiden Spielen gegen die Kings, die sie unbedingt gewinnen
mussten, verteidigten die Oilers leidenschaftlich und leisteten sich im
Gegensatz zu früheren Jahren keine dummen Fehler. „Es war nur die erste
Runde, der Weg ist noch lang“, sagt McDavid, „aber wir haben aus den
Fehlern der Vergangenheit gelernt – und uns diesmal nicht selber in den Fuß
geschossen.“
Es war vor allem der ohne Schulterpads erstaunlich zart wirkende McDavid,
der die Oilers antrieb und in den sieben Spielen sagenhafte 14 Scorerpunkte
sammelte. „Conor ist der beste Spieler der Welt – und das hat er in den
letzten beiden Spielen gezeigt“, sagte Draisaitl. „Dabei geht es nicht nur
um sein Können, das offensichtlich großartig ist, sondern um seinen Willen
– den kann man in seinen Augen sehen.“
Dieser Wille wird in der zweiten Runde noch nötiger sein, denn gegen die
Calgary Flames gelten die Oilers als Außenseiter. Die martialisch betitelte
„Battle of Calgary“ beginnt in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag und
hat lange Tradition.
Die für die ansonsten eher entspannte kanadische Mentalität sehr
ausgeprägte Rivalität zwischen dem wirtschaftlichen Zentrum Calgary und der
Verwaltungshauptstadt Edmonton beschränkt sich zwar nicht allein auf den
Sport, sondern wird auch in Kultur und Politik leidenschaftlich gelebt.
Aber im Eishockey findet die Konkurrenz ihr offensichtlichstes Ventil seit
den 80er-Jahren, als entweder die Oilers oder Flames acht Jahre
hintereinander die Finalserie erreichten und sechs Stanley-Cups gewannen.
Seit 1991 gab es keine „Battle of Alberta“ mehr in den Playoffs, seitdem
hat sich das Spiel radikal verändert – nicht zuletzt die Schlägereien, die
damals an der Tagesordnung waren, gibt es heute kaum noch. Trotzdem
prognostiziert Grant Fuhr „eine extrem körperliche Serie“. Der Goalie der
legendären Oilers der 80er-Jahre glaubt: „Es wird bösartig werden, und die
Mannschaft, die damit besser klarkommt, wird sich durchsetzen.“
Keine guten Nachrichten für Leon Draisaitl und seine Verletzung. Als er am
Sonntag gefragt wurde, wie er mit seinem lädierten Fuß hatte spielen
können, schaute er leicht indigniert und sagte: „Mir geht’s gut.“ Ob gut
genug für den nächsten Berg, wird man sehen.
17 May 2022
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## AUTOREN
Thomas Winkler
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