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# taz.de -- Petition der Woche: Laufen, aber nicht bis zum Umfallen
> Marathon zur besten Zuschauerzeit – daran wollen die EM-Veranstalter
> trotz Sommerhitze festhalten. Unter Leichtathlet:innen regt sich
> Widerstand.
Bild: Sportler:innen sehen ihre Gesundheit und Leistung gefährdet
[1][Katharina Steinruck] läuft 42,195 Kilometer, also den Marathon, in
weniger als 2 Stunden und 26 Minuten. Sie ist eine der erfolgreichsten
Deutschen auf dieser Strecke. Steinruck ist in Topform – und trotzdem macht
sie sich zu Beginn der Wettkampfsaison Sorgen. Nicht um ihre Fitness,
sondern um das Wetter, genauer: um das Wetter am 15. August in München.
Dann nämlich will Steinruck bei den Leichtathletik-Europameisterschaften
starten. Doch die Terminierung der Marathonläufe sorgt nicht nur bei ihr
für Unverständnis: Der Veranstalter European Atheletics gab bekannt, dass
die Frauen um 10.30 Uhr und die Männer um 11.30 Uhr starten sollen. Mitten
im Hochsommer würden die Sportler:innen somit genau in die Mittagshitze
laufen.
„Zuerst hatten wir gedacht, der Zeitplan ändert sich bestimmt noch. Aber
dann wurde klar, dass sie das ernst meinen“, sagt Katharina Steinruck im
Gespräch mit der taz. Gemeinsam mit weiteren Athlet:innen hat sie die
[2][Onlinepetition „Athlete’s Health Firs]t“ gestartet, um einen
Hitze-Marathon in München zu verhindern. Bis zum Ende der Woche hatte die
Initiative knapp 1.500 Unterschriften gesammelt.
Sogenannte Hitzerennen hatten in den vergangenen Jahren mehrfach für
Aufsehen gesorgt. [3][Mehr als 32 Grad und extrem hohe Luftfeuchtigkeit]
sorgten etwa dafür, dass bei der Leichtathletik-WM 2019 in Katar nur rund
die Hälfte der Läufer:innen ins Ziel kamen.
## Hitzerennen gefährden Gesundheit und Leistung
Katharina Steinruck erinnert sich noch gut an ein anderes Rennen, den
Marathon bei den Olympischen Spielen im vergangenen Sommer in Japan. An
eine gute Laufzeit war für sie nicht zu denken. Aber: „Olympia ist Olympia,
da geht es vor allem ums Dabeisein“, sagt sie. In München sehe das anders
aus. Beim EM-Lauf wolle sie unbedingt ihre Spitzenzeit verbessern, so
Steinruck. Dazu kommt die gesundheitliche Belastung:
Sportmediziner:innen warnen regelmäßig vor Wettkämpfen bei zu großer
Hitze. Und auch gemäß der Deutschen Leichtathletikverordnung sollen
Langstreckenläufe im Sommer vor 9 oder nach 18 Uhr stattfinden.
Bisher wollen die EM-Veranstalter jedoch nicht an den Marathon-Zeiten
rütteln. Man sei der Meinung, „dass die aktuellen Startzeiten den
Läuferinnen und Läufern die besten Möglichkeiten bieten, ihre Leistungen zu
erbringen und gleichzeitig das Flair und die Atmosphäre des
Multisportevents mit der großartigen Unterstützung des Publikums zu
erleben“, erklärt European-Athletics-Vorstand Christian Milz auf Anfrage
der taz.
Der Zeitplan sei „nach einer umfassenden Analyse der relevanten
Wetterdaten“ festgelegt geworden, man erwarte „keine nennenswerten Risiken
für die Gesundheit der Athletinnen und Athleten“. Gleichzeitig stellt Milz
aber in Aussicht, die Startzeiten kurzfristig anzupassen, sollte sich die
Risikobewertung ändern. Die Gesundheit der Athlet:innen habe „oberste
Priorität“.
Die Initiator:innen der Petition empfinden das Hinhalten der
Organisatoren als „Schlag ins Gesicht“. Katharina Steinruck glaubt, dass
nicht die Gesundheit der Sportler:innen, sondern wirtschaftliche Interessen
und der Wunsch nach einem möglichst großen Publikum an erster Stelle
stünden. Denn die Läufe führen, am bayerischen Feiertag Mariä Himmelfahrt,
mitten durch die Münchner Altstadt.
1 May 2022
## LINKS
[1] /Marathonlaeuferin-ueber-Olympia/!5763006
[2] https://www.change.org/p/gef%C3%A4hrlichen-hitze-marathon-bei-der-em-in-m%C…
[3] /Hitze-bei-Leichtathletik-WM/!5627994
## AUTOREN
Moritz Findeisen
## TAGS
Petition der Woche
Leichtathletik-EM
Gesundheit
Marathon
Leichtathletik
Leichtathletik
Leichtathletik-WM
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
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