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# taz.de -- VfL Wolfsburg-Langsprinterin Luna Thiel: Wenn der Körper bremst
> Die 23-Jährige Langsprinterin Luna Thiel hält trotz einer langen
> Verletzungsserie am Leistungssport fest. Ihr Ziel: schneller zu sein als
> sie selbst.
Bild: Sieg bei den 400 Metern: Luna Thiel beim ISTAF Meeting 2022 im Berliner O…
Hamburg taz | Am vergangenen Wochenende bei den Deutschen
[1][Leichtathletik]-Meisterschaften in Kassel hat Luna Thiel vom VfL
Wolfsburg wieder einmal das geschafft, was niemand für möglich gehalten
hatte: In 53:71 Sekunden sprintete sie die 400-Meter-Bahn, kam damit auf
Platz acht.
„Diese Saison wirst du nicht laufen können“, sagte ihr Orthopäde noch am
Anfang des Jahres. Die MRT-Bilder ihrer Schienbeine sähen gruselig aus.
Vier Ermüdungsbrüche hatten sie erlitten. „Ich wollte nicht schon wieder
ausfallen“, erinnert sich Thiel.
Erst in 2020 musste die in [2][Hannover] lebende Thiel die gesamte Saison
aufgrund einer Darmerkrankung aussetzen. Mit ihrem Comeback setzte sie
ihren kometenhaften Aufstieg fort: Einen Titel nach dem nächsten gewann die
Sprinterin, bei allen namhaften Wettkämpfen stand sie nicht nur im
Startblock, immer lief sie als eine der ersten ins Ziel.
„Es gibt eigentlich niemanden, der gerne 400 Meter sprintet, ich gehöre
auch nicht dazu“, erzählt sie. Bis sie 18 Jahre alt war, lief Thiel
deswegen 100 und 200 Meter. „Im Sprint auf kurzen Distanzen bin ich nicht
so herausragend schnell gewesen wie auf 400 Metern – dafür bringe ich
Talent mit.“ Die Erfolge fixten die Athletin an.
Je länger die Laufstrecke, desto härter wurde auch das Training. „Das
Training für Kurzdistanzen war wesentlich entspannter, weil man zwischen
den Läufen längere Pausen hat“, erinnert sich die 23-Jährige. Auf 400 Meter
braucht Thiel mehr Ausdauer – ihre Belastungsgrenze versetzt sie in jedem
Training, läuft darüber hinaus.
Monatelang plagten die Langsprinterin Knochenhautschmerzen. Sie bekam
physiotherapeutische Behandlungen, alle paar Wochen scannte ein MRT ihre
Schienbeine, um zu sehen, dass sie nicht gebrochen sind. Und Thiel
trainierte weiter, lief bei Wettkämpfen Bestzeiten. Erst als die Diagnose
kam und sie die Aufnahmen ihrer Knochen sah, zog sie die Spikes aus und
eine Orthese an.
Die Saison hatte gerade erst begonnen, nun sollte sie für Thiel enden. Um
ihren Kopf frei zu bekommen, flog sie erst mal in den Urlaub. Das sei
besser als jede Reha-Maßnahme, rieten ihr die Ärzte. Die Athletin
akzeptierte ihr Schicksal: „Ich war sogar froh, dass es jetzt passiert ist.
So habe ich noch genug Zeit bis zu den Olympischen Spielen im nächsten
Jahr“, erinnert sie sich.
Doch dann kam im März die gute Nachricht: Die Frakturen sind verheilt. Also
ging es für Thiel ins Trainingslager nach Südafrika: Auf langsames Gehen
folgte vorsichtiges Joggen. Erst im Mai konnte sie das erste Mal sprinten.
Den ersten Wettkampf lief sie erst vorvergangene Woche in der Schweiz.
Auf der Bahn zählt für Thiel eigentlich nur eines: schneller sein als sie
selbst. Doch in den letzten Jahren musste sie lernen, ihren Ehrgeiz zu
bremsen, mit ihrem Körper nachsichtiger zu sein. „Mein Körper kann momentan
keine 100 Prozent abliefern, das ist vollkommen in Ordnung“, sagt Thiel.
„Als Athletin gehört es für mich aber dazu, mich dem [3][Wettkampf]
trotzdem wieder zu stellen.“ Diesen Mut hat die 23-Jährige am Wochenende
bewiesen und mit ihrem unerwarteten Comeback gezeigt: Sie macht Unmögliches
möglich.
10 Jul 2023
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## AUTOREN
Lea Scholz
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Leichtathletik
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