| # taz.de -- Abfrage bei tätowierten Lehrkräfte: Zeigt eure nackte Haut! | |
| > Angehende Lehrkräfte in Berlin sollen ihre Tätowierungen dokumentieren. | |
| > Die Gewerkschaft GEW protestiert: Das sei rechtswidrig. | |
| Bild: Man muss es ja auch nicht übertreiben mit den Tattoos | |
| Berlin taz | Weil in Berlin, wie überall, ausgebildete Lehrer*innen | |
| Mangelware sind, will man sie [1][künftig auch in der Hauptstadt wieder | |
| verbeamten]. Für Neueinstellungen soll das schon ab dem kommenden Sommer | |
| gelten. Das soll die Berliner Schulen als Arbeitsstätte attraktiver | |
| erscheinen lassen. Gut möglich allerdings, dass sich der Fachkräftemangel | |
| in den kommenden Jahren eher noch verschärft – falls die Bildungsverwaltung | |
| tatsächlich an einem Fragebogen zu Tätowierungen festhält, den die | |
| Gewerkschaft GEW am Donnerstag öffentlich machte. | |
| Darin werden Referendar*innen aufgefordert, „die Länge und Breite | |
| jedes Tattoos in Zentimeter sowie eine Beschreibung“ bei der zuständigen | |
| Personalstelle anzugeben. Und zwar von ausdrücklich jedem Tattoo, egal wo | |
| auf dem Körper platziert – ach so, und bitte mit Bild. Ein Freitextfeld, | |
| „Welche Bedeutung hat die Tätowierung für Sie persönlich?“, gibt's auch | |
| noch. Allzu bedeutungsschwer darf es allerdings nicht werden, lediglich | |
| eine knappe Zeile Platz wird eingeräumt. | |
| Die Gewerkschaft gibt sich einigermaßen geplättet: Die | |
| „Gewissensüberprüfung per Hautscreenig“ sei eindeutig rechtswidrig, schon | |
| gar wenn die „Verfassungstreue bis unter die Unterhose erschnüffelt“ werde, | |
| sagt Beamtenrechtsexperte Udo Mertens. Dem Hauptpersonalrat, sagt der | |
| Berliner GEW-Vorsitzende Tom Erdmann, wurde eine solche Abfrage jedenfalls | |
| „nie zur Zustimmung vorgelegt“. Man habe sich natürlich auch beim | |
| Hauptpersonalrat des Landes Berlin Öffentlichen Diensts erkundigt, dort sei | |
| ein vergleichbarer Abfragebogen – zum Beispiel für | |
| Polizeianwärter*innen – auch nicht bekannt. | |
| Die Abfrage sei sehr wohl „gremienbeteiligt“ gewesen, entgegnet ein | |
| Sprecher der Bildungsverwaltung, ohne beim beteiligten „Gremium“ konkreter | |
| zu werden. Zudem würden „auch für Verbeamtungsuntersuchungen etwa bei der | |
| Polizei und der Justiz“ gleiche Regelungen gelten. | |
| Die „Regelungen“ sind auch kaum der Streitpunkt, die sind nämlich konkret: | |
| Das erst [2][2021 verabschiedete „Gesetz zur Regelung des Erscheinungsbilds | |
| von Beamtinnen und Beamten“] legt fest, dass Tattoos „im sichtbaren Bereich | |
| verboten“ sind – wenn sie „die Funktionsfähigkeit der Verwaltung gefähr… | |
| oder, sinngemäß aus dem Behördendeutsch übersetzt, an der | |
| Verfassungskonformität des Staatsbediensteten irgendeinen Zweifel säen | |
| könnten. | |
| Tatsächlich ist es wohl unzweifelhaft so, dass sowohl für verbeamtete | |
| Lehrkräfte wie für verbeamtete Polizist*innen gilt: Extremismus, | |
| Sexismus und Gewaltverherrlichung auf dem Oberarm oder sonstwo sichtbar ist | |
| verboten. Allein, die Legitimität des Abfragebogens der Bildungsverwaltung | |
| beantwortet das nicht. | |
| 5 May 2022 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Berlin-will-Lehrer-wieder-verbeamten/!5824435 | |
| [2] /Neue-Regeln-fuer-Beamtinnen/!5766123 | |
| ## AUTOREN | |
| Anna Klöpper | |
| ## TAGS | |
| Tätowierung | |
| Tattoo | |
| Verbeamtung | |
| Tätowierung | |
| Verbeamtung | |
| Berlin | |
| Beamte | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Tattoos bei Lehrkräften in Berlin: Hosen wieder hoch | |
| Die Bildungsverwaltung stoppt ein Formular, das Tattoos bei angehenden | |
| Beamt*innen abfragt. Sogar Fotos sollten eingereicht werden. | |
| Berlins neue Schulsenatorin Busse (SPD): „Ich soll etwas bewegen“ | |
| Das Aussetzen der Präsenzpflicht sei richtig gewesen, sagt Astrid-Sabine | |
| Busse – und erzählt, warum sie den Senatorinnen-Job nicht ablehnen konnte. | |
| Berlin will Lehrer wieder verbeamten: Teurer Kraftakt | |
| Das kommt 2022: Bei der Verbeamtung drückt die neue Schulsenatorin aufs | |
| Tempo. Die Debatte über die Details hat schon begonnen. | |
| Neue Regeln für Beamt:innen: Kein Tattoo, kein Kopftuch | |
| Für Beamt:innen gelten bald neue Regeln zum Erscheinungsbild. Obwohl | |
| diese in die Grundrechte eingreifen, wurden sie ohne Debatte beschlossen. |