| # taz.de -- Tattoos bei Lehrkräften in Berlin: Hosen wieder hoch | |
| > Die Bildungsverwaltung stoppt ein Formular, das Tattoos bei angehenden | |
| > Beamt*innen abfragt. Sogar Fotos sollten eingereicht werden. | |
| Bild: Geschmackssache, aber erlaubt: Mick Jaggers Zunge am Oberarm | |
| Berlin taz | Die Bildungsverwaltung hat einen [1][Fragebogen, der | |
| Tätowierungen bei angehenden Lehrkräften abfragen sollte], „mit sofortiger | |
| Wirkung gestoppt“. Es gebe Zweifel an der Rechtmäßigkeit der sehr | |
| detaillierten Abfrage, sagte ein Sprecher der Bildungsverwaltung der taz am | |
| Donnerstagabend. | |
| Zuvor hatte die Gewerkschaft GEW das Schreiben, das an | |
| Referendar*innen verteilt worden war, scharf kritisiert: Diese wurden | |
| im Zuge ihres Verbeamtungsverfahrens dazu aufgefordert, genaue Angaben zu | |
| jedem einzelnen Tattoo zu machen – inklusive einem Satz, was die | |
| Tätowierung einem persönlich bedeute und einem Foto, das beizulegen sei. | |
| Die Gewerkschaft kritisierte das als „rechtswidrige Gewissensüberprüfung“… | |
| insbesondere, weil auch nach Tätowierungen an Körperstellen gefragt wurde, | |
| die normalerweise von Kleidung bedeckt sind. Zudem sei der Hauptpersonalrat | |
| nicht beteiligt worden, obwohl er bei einer solchen Abfrage | |
| mitbestimmungspflichtig sei, sagte der Berliner GEW-Landesvorsitzende Tom | |
| Erdmann. | |
| Ab dem Sommer sollen angehende Lehrkräfte in Berlin wieder verbeamtet | |
| werden. Auch bereits in anderen Bundesländern verbeamtete Lehrkräfte sollen | |
| bei einem Wechsel in die Hauptstadt ohne Wartezeit verbeamtet bleiben | |
| können. Das hatte die rot-grün-rote Koalition in ihrem 100-Tage-Programm | |
| beschlossen. | |
| Perspektivisch will Berlin alle auch bereits angestellten Lehrkräfte, die | |
| höchstens 52 Jahre alt sind, wieder verbeamten: So erhofft man sich weniger | |
| Abwanderung in andere Bundesländer, die – bis auf Berlin – ihre Lehrkräfte | |
| alle verbeamten. | |
| Ein [2][2021 verabschiedetes Bundesgesetz zur „Regelung des | |
| Erscheinungsbilds von Beamtinnen und Beamten“] legt fest, dass Tattoos „im | |
| sichtbaren Bereich verboten“ sind – wenn sie „die Funktionsfähigkeit der | |
| Verwaltung gefährden“ oder an der Verfassungskonformität des | |
| Staatsbediensteten Zweifel aufkommen lassen. Sichtbare extremistische, | |
| sexistische oder Gewalt verherrlichende Darstellungen sind somit verboten. | |
| ## Fragebogen war „gut gemeint“ | |
| Aus der Bildungsverwaltung hieß es, der Abfragebogen sei wohl „gut gemeint“ | |
| gewesen. „Grundlage für das Schreiben waren ähnliche Formularentwürfe der | |
| Bundespolizei und anderer Landesministerien“, teilte ein Sprecher von | |
| Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) mit. Man habe wohl der | |
| Zentralen Medizinischen Gutachterstelle – also den Amtsärzten – zuarbeiten | |
| wollen. | |
| Die Amtsärzte müssen wiederum sicher stellen, dass keine Dienstkräfte | |
| verbeamtet werden, die etwa ein Hakenkreuz auf dem Oberarm tragen – oder | |
| auch weniger eindeutige extremistische Symbole. 2019 beschäftigte der | |
| [3][Fall eines Lehrer im brandenburgischen Hennigsdorf] die | |
| Arbeitsgerichte, weil er sich unter anderem den SS-Spruch „Meine Ehre heißt | |
| Treue“ auf den Bauch tätowiert hatte – was bei einem Schwimmbadbesuch im | |
| Rahmen eines Schulsportfests sichtbar wurde. | |
| 6 May 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Anna Klöpper | |
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