| # taz.de -- Hamburger Freikarten-Affäre: Nur noch Geldstrafen | |
| > Bei dem Verfahren um Freikarten für ein Rolling-Stones-Konzert im | |
| > Hamburger Stadtpark sind die Vorwürfe geschrumpft wie die Strafen. | |
| Bild: Kriegt nur eine – wenn auch saftige – Geldstrafe: Ex-Bezirksamtsleite… | |
| Hamburg taz | Die sogenannte Rolling-Stones-Freikartenaffäre in Hamburg hat | |
| mit Geldstrafen und Freisprüchen ein vorläufiges Ende gefunden. Der | |
| inzwischen pensionierte Leiter des Bezirkamts Nord Harald Rösler (SPD) | |
| wurde wegen Vorteilsnahme und -gewährung zu einer Geldstrafe von 21.600 | |
| Euro verurteilt, sein damaliger Stellvertreter Tom Oelrichs (CDU) wegen | |
| Vorteilsnahme und Beihilfe zu 12.000 Euro. | |
| Eine von der Staatsanwaltschaft geforderte elfmonatige Bewährunsstrafe | |
| bleibt Rösler damit erspart. Zwei mitangeklagte Manager des | |
| Konzertveranstalters SKP Scorpio wurden freigesprochen. Gegen das Urteil | |
| kann Revision eingelegt werden. | |
| Bei dem [1][Prozess ging es darum, dass die Rolling Stones] zum Auftakt | |
| ihrer Deutschland-Tournee ausnahmsweise auf der großen Wiese im Hamburger | |
| Stadtpark auftreten durften. Zuletzt war dieses Privileg einer Band in den | |
| 1980er Jahren gewährt worden. | |
| Die Staatsanwaltschaft warf der Leitung des Bezirksamts vor, dem | |
| Konzertveranstalter den Park für ein Butterbrot überlassen zu haben. Dafür | |
| habe Rösler sich dann 100 Frei- und 300 Kaufkarten zusichern lassen, die er | |
| an „Freunde des Hauses“ weiterreichte, darunter mehrere Staatsräte, also | |
| die Staatssekretäre des Stadtstaates. | |
| ## Vorwürfe kleingekocht | |
| Die damals für die Bezirke zuständige Staatsrätin [2][Elke Badde (SPD) ist | |
| bereits zu einer Geldstrafe von 20.000 Euro] verurteilt worden, weil sie | |
| sich Kaufkarten hatte zuschanzen lassen. Sie legte gegen das Urteil | |
| Berufung ein. | |
| Im Laufe des Prozesses [3][fielen die Vorwürfe der Untreue sowie der | |
| Bestechlichkeit und Bestechung] in sich zusammen. Indem er ein Entgelt von | |
| 200.000 Euro aushandelte und zudem die umfangreiche Wiederherstellung des | |
| Parks, habe Rösler einen „guten Deal für Hamburg“ gemacht, sagt der | |
| Konzertveranstalter Karsten Jahnke als Zeuge. „Nie hat jemand mehr für den | |
| Stadtpark bezahlt, niemals hat FKP Scorpio mehr für ein Konzert bezahlt“, | |
| sagte Till Soyka, Anwalt eines ebenfalls angeklagten Scorpio-Promoters. | |
| Weil der Stadt also kein Schaden entstanden ist, hat Rösler auch nicht | |
| seine Amtspflichten zugunsten des Konzertveranstalters verletzt, sodass ihm | |
| die Staatsanwaltschaft am Ende nur noch Vorteilsnahme und -gewährung statt | |
| Bestechlichkeit und Bestechung vorwarf. Röslers Anwalt Johann Schwenn wies | |
| darauf hin, dass es bundesweit branchenüblich sei, dass Konzertveranstalter | |
| ihren Vermietern Freikarten zur Verfügung stellten. Das sei seit den 1980er | |
| Jahren auch in der Sporthalle Usus, die ebenfalls vom Bezirk Nord vermietet | |
| werde. | |
| Anwalt Schwenn argumentierte, Rösler habe keinen persönlichen Vorteil von | |
| der Weitergabe der Tickets gehabt. Der Vorwurf, mit der Weitergabe habe er | |
| sein persönliches Image verbessern wollen, sei „spekulativ“. Und dass er | |
| zusammen mit seiner Frau das Konzert besucht habe, sei Teil seiner | |
| repräsentativen Aufgaben gewesen. | |
| 8 Apr 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Gernot Knödler | |
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