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# taz.de -- +++ Nachrichten zum Ukrainekrieg +++: Bisher 50 Tote in Kramatorsk …
> Bei Raketenangriffen auf einen Bahnhof in der Ostukraine sollen
> zahlreiche Menschen getötet worden sein. Ursula von der Leyen besucht
> Butscha.
Bild: Das von Selenski veröffentlichte Bild soll den Bahnhof von Kramatorsk na…
## Von der Leyen besucht Butscha
Als erste westliche Spitzenpolitikerin hat sich EU-Kommissionspräsidentin
Ursula von der Leyen nach Bekanntwerden von Kriegsverbrechen im Kiewer
Vorort Butscha ein Bild von der Lage gemacht. Die deutsche Politikerin sah
sich dort am Freitag unter anderem 20 exhumierte Leichen aus einem
Massengrab an und entzündete in einer Kirche Kerzen für die Opfer des
Massakers. (dpa)
## Gouverneur: Zahl der Toten nach Angriff auf Bahnhof von Kramatorsk
steigt auf 50
Nach dem Raketenangriff auf einen Bahnhof voller Flüchtlinge im
ostukrainischen Kramatorsk ist die Zahl der Toten auf mindestens 50
gestiegen. Unter den Toten seien auch fünf Kinder, teilte der örtliche
Gouverneur Pawlo Kyrylenko am Freitag im Messengerdienst Telegram mit. 98
Verletzte seien in umliegende Krankenhäuser gebracht worden.
Der Bahnhof war am Freitagvormittag bombardiert worden, als sich zahlreiche
ukrainische Flüchtende dort aufhielten. Er wird seit Tagen von tausenden
Menschen für die Flucht Richtung Westen genutzt. Russland wies jegliche
Verantwortung zurück und beschuldigte die Ukraine, den Angriff verübt zu
haben. (AFP)
## Netzagentur setzt Generalbevollmächtigtem bei Gazprom Germania ein
Die Bundesnetzagentur macht nach der [1][Übernahme der Kontrolle bei
Gazprom Germania] Nägel mit Köpfen. Das Unternehmen bestelle zusätzlich zur
bestehenden Geschäftsführung einen Generalbevollmächtigtem, teilte die
Bonner Behörde am Freitag mit. Bei diesem handele es sich um das ehemalige
Vorstandsmitglied der Energiebörse EEX, Egbert Laege. Gazprom Germania
gehört zu den größten Gasversorgern in Deutschland.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte vor wenigen Tagen Gazprom
Germania bis Ende September in die Treuhänderschaft der Bundesnetzagentur
übergeben. Er reagierte damit auf die Ankündigung des russischen
Mutterkonzerns, die Tochter aufzugeben. (rtr)
## Flüchtlingsrat kritisiert Ungleichbehandlung von Flüchtlingen
Der niedersächsische Flüchtlingsrat wirft Bund und Ländern vor, ein
Zwei-Klassen-Recht für Geflüchtete geschaffen zu haben. Die am Donnerstag
beschlossene Leistungsgewährung nach Hartz IV für ukrainische Geflüchtete
sei zwar zu begrüßen, sagte Geschäftsführer Kai Weber am Freitag dem
Evangelischen Pressedienst (epd). Jedoch seien Gesetzgeber und Politik
offenbar bestrebt, diese Besserbehandlung an Geflüchteten anderer Nationen
vorbei zu organisieren. „Das halten wir für fatal. Wir wünschen uns, dass
der Gesetzgeber eine Gleichbehandlung aller Geflüchteten praktiziert.“
Weber befürwortete es, das Asylbewerberleistungsgesetz nicht auf
ukrainische Geflüchtete anzuwenden. Denn dieses Gesetz sei 1993 geschaffen
worden, um Asylbewerber durch die Reduzierung von Leistungen abzuschrecken.
Das Gesetz müsse daher für alle Geflüchteten aufgehoben werden. „Auf
gleiche Situationen muss es auch gleiche Antworten geben.“
Auch in den Kommunen werde Ukrainern das Ankommen vielfach leichter
gemacht. So müssten sie sich nur sehr kurz in den Sammelunterkünften
aufhalten und bekämen sehr schnell eine Wohnung. Andere Geflüchtete etwa
aus Afghanistan, die teilweise jahrelang in den Sammelunterkünften leben
müssten, beobachteten dies mit Bitterkeit. „Diese Bitterkeit können wir
nachvollziehen, auch wenn wir jetzt um keinen Preis eine Neiddebatte
hervorrufen wollen“, sagte Weber. (epd)
## Russland weist 45 polnische Diplomaten aus (Foto – aktuell)
Als Reaktion auf die Ausweisung russischer Diplomaten aus Polen hat Moskau
nun 45 Mitarbeiter polnischer Auslandsvertretungen zu „unerwünschten
Personen“ erklärt. Betroffen seien Diplomaten in Polens Botschaft in Moskau
sowie in den Generalkonsulaten in der Ostsee-Metropole St. Petersburg, in
der Exklave Kaliningrad sowie in Irkutsk am Baikalsee, teilte das russische
Außenministerium am Freitag mit.
Polen hatte vor mehr als zwei Wochen – auch mit Blick auf Russlands Krieg
gegen die Ukraine – 45 Russen Spionage vorgeworfen und sie zu
„unerwünschten Personen“ erklärt. Aus Moskau hieß es, man werte das als
„bewussten Willen Warschaus, die bilateralen Beziehungen vollständig zu
zerstören“.
Auch zwei bulgarische Diplomaten wurden als Antwort auf vorherige
Strafmaßnahmen aus Russland ausgewiesen. Zuvor hatte auch [2][Deutschland
russische Diplomaten ausgewiesen.] (dpa)
## Bauern können zusätzliche Flächen für Futter nutzen
Angesichts gestiegener Futterpreise infolge des Ukraine-Krieges können die
deutschen Bauern im Sommer zusätzliche Flächen nutzen, um Gras und andere
Pflanzen zu mähen. Dafür werden ausnahmsweise bestimmte „ökologische
Vorrangflächen“ ab dem 1. Juli freigegeben, wie eine am Freitag vom
Bundesrat gebilligte Verordnung von Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne)
vorsieht. Insgesamt handelt es sich um gut eine Million Hektar, die nun
genutzt werden können, um Futter zu gewinnen oder dort Tiere weiden zu
lassen. Dies soll den Preisanstieg bei Futter für die Betriebe abmildern.
Özdemir sagte, mit der ausgewogenen Regelung werde die effektivste Karte
mit den kleinsten ökologischen Verwerfungen gezogen. Es sei gut, dass der
Bundesrat mit Änderungen der Verordnung nicht so weit gegangen sei wie von
manchen gefordert. Eine völlige Freigabe des Anbaus und der Einsatz von
Pflanzenschutzmitteln auf Brachflächen hätten erhebliche negative
Auswirkungen auf die Artenvielfalt. „Wir dürfen jetzt nicht die
Biodiversitäts- und Klimakrise verschärfen.“ Der Hunger sei schon jetzt am
größten, wo die Klimakrise zuschlage.
Mit Blick auf weltweit angespannte Agrarmärkte wegen des Krieges bekannten
sich Bund und Länder zur globalen Ernährungssicherung. Deutschland treffe
auch eine humanitäre Verpflichtung, einen Beitrag zur weltweiten
Versorgungssicherheit zu leisten, hieß es im Beschluss nach Beratungen von
Kanzler Olaf Scholz (SPD) und den Ministerpräsidenten am Donnerstagabend.
(dpa)
## 🐾 Eklat im Parlament
Im Athener Parlament ist es am Donnerstag bei einer live übertragenen Rede
des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski zu einem Eklat gekommen.
Der Grund dafür: die Einblendung des Statements eines Kämpfers, der sich
als Mitglied des berühmt-berüchtigten Regiments Asow vorstellte. [3][Ein
Bericht von Ferry Batzoglou.]
## Geheimdienst: 39 Tote nach Raketenangriff auf Bahnhof in Ostukraine
Bei dem Raketenangriff auf den Bahnhof der ostukrainischen Stadt Kramatorsk
sind nach Angaben des ukrainischen Geheimdiensts SBU mindestens 39 Menschen
getötet worden. Bei den Opfern handle es sich um 35 Erwachsene und 4
Kinder, teilte der SBU am Freitag mit. Zuvor war von mindestens 30 Toten
und 100 Verletzten die Rede gewesen. Nach Angaben des Kramatorsker
Bürgermeisters Olexander Hontscharenko warteten Tausende Menschen am
Bahnhof auf ihre Evakuierung aus der umkämpften Region.
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski machte Russland für die
Attacke verantwortlich. Seinen Angaben zufolge handelte es sich bei den
Geschossen um Raketen des Typs Totschka-U. Auch die prorussischen
Separatisten hatten vom Raketentyp Totschka-U gesprochen, aber zugleich
betont, ukrainische Truppen hätten sie abgefeuert. Der Gouverneur des
Gebiets Donezk hatte zunächst von einer Rakete des russischen Typs Iskander
gesprochen. Kramatorsk wird von ukrainischen Truppen kontrolliert, gilt
aber als Ziel russischer Angriffe.
Im Nachrichtendienst Telegram kursierte ein Video, das den Abschuss von
zwei Raketen aus der Nähe von Schachtarsk zeigen soll. Die Stadt liegt in
der von prorussischen Separatisten kontrollierten Region des Gebiets
Donezk. Die Separatisten hatten zuvor ihrerseits ukrainischen Truppen die
Schuld gegeben. (dpa)
## Slowakei schenkt der Ukraine ihr Flugabwehr-Raketensystem
Die Slowakei hat der Ukraine ihr S-300 Flugabwehrsystem geschenkt. Das gab
Ministerpräsident Eduard Heger während seiner Reise nach Kiew bekannt, die
er am Freitag gemeinsam mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen
unternahm. Das noch zu Sowjetzeiten entwickelte russische
Flugabwehr-Raketensystem S-300 zerstört mit präziser Lenktechnik
gegnerische Flugzeuge oder Raketen.
Der Schritt kam überraschend, weil die Regierung in Bratislava bisher stets
erklärt hatte, das Raketensystem sei für ihre eigene Verteidigung
unverzichtbar. Das im März aus Deutschland und den Niederlanden zur
Verstärkung der Nato-Ostflanke gelieferte System Patriot sei kein Ersatz,
sondern nur eine vorübergehende Ergänzung, erklärte Verteidigungsminister
Jaroslav Nad regelmäßig auf Drängen ukrainischer und amerikanischer
Partner.
In einer offensichtlich noch während der Zugfahrt nach Kiew aufgenommenen
Videobotschaft, die das Regierungsamt in Bratislava der Deutschen
Presse-Agentur und slowakischen Medien weiterleitete, betonte Heger, dies
bedeute aber nicht, dass die Slowakei damit selbst in einen bewaffneten
Konflikt verwickelt sei. Auch werde man von den Nato-Verbündeten rasch
einen Ersatz für das an die Ukraine gelieferte System bekommen. (dpa)
## Experten halten Kohle-Embargo für verkraftbar
Das [4][Kohle-Embargo] der EU gegen Russland ist nach Ansicht des Münchner
Ifo-Instituts „kurzfristig unangenehm, aber verkraftbar“. Auch die
deutschen Kohlenimporteure halten einen Ersatz russischer Kohle in den
nächsten Monaten für umsetzbar. Ifo-Expertin Karen Pittel sagte am Freitag,
die Auswirkungen dürften im Vergleich zu einem Importstopp für russisches
Erdgas weit geringer ausfallen. Zudem geht sie davon aus, dass
Preiserhöhungen durch das Embargo „eher kurzfristigen Charakter“ haben
werden. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) glaubt, dass
Deutschland schon den kommenden Winter auch ohne russisches Gas auskommen
könne.
Die 27 EU-Staaten haben ein fünftes großes Paket mit Russland-Sanktionen
auf den Weg gebracht. Die von den ständigen Vertretern der Mitgliedstaaten
am Donnerstagabend gebilligten Vorschläge der EU-Kommission enthalten auch
einen Importstopp für Kohle – erstmals wird damit ein Energieembargo
verhängt. Diskutiert wird zunehmend aber auch ein Lieferstopp für Öl und
Gas. (dpa)
## Ausgaben für Lebensmittel in Russland verdoppelt
Die Menschen in Russland geben nach Angaben der Vereinten Nationen
inzwischen im Schnitt 40 Prozent ihres verfügbaren Gehalts für Lebensmittel
aus. Das sei doppelt so viel wie vor Beginn des Krieges, sagt der
zuständige UN-Direktor Oleg Kobiakow Reuters. Viele schränkten sich ein, da
ein Großteil ihres Einkommens für Grundbedürfnisse ausgegeben werden müsse.
„Die Menschen verschieben Pläne wie den Besuch einer Hochschule oder den
Kauf eines Hauses. Sie sparen für den Fall, dass sie ihren Job verlieren,
oder für einen Todesfall.“ (rtr)
## Ukrainische Eisenbahn: Mindestens 30 Tote bei Angriff in Ostukraine
Bei einem Raketenangriff auf den Bahnhof der ostukrainischen Stadt
Kramatorsk sind nach offiziellen Angaben Dutzende Menschen getötet und
verletzt worden. Es gebe 30 Tote und 100 Verletzte, sagte Eisenbahnchef
Olexander Kamischyn.
Ein AFP-Reporter sah nach Angaben der Nachrichtenagentur vor Ort nach dem
Angriff am Freitag mindestens 20 Leichen in Leichensäcken. Der Bahnhof, von
dem aus seit Tagen tausende Menschen vor einem befürchteten russischen
Großangriff auf die Ostukraine fliehen, soll von zwei Raketen getroffen
worden sein. Russland wies die Anschuldigungen am Mittag zurück. (afp/dpa)
## Ausgewiesene russische Diplomaten verlassen Deutschland
Die am Montag von der Bundesregierung zu unerwünschten Personen erklärten
russischen Diplomaten reisen noch am Freitag aus. „Es wird heute einen Flug
von Berlin geben, mit dem die 40 Personen das Land verlassen werden“, sagt
eine Sprecherin des Auswärtigen Amts in Berlin. [5][Mit der Ausweisung]
reagiert die Bundesregierung auf die Geschehnisse von Butscha. Die
Betroffenen sollen als Botschaftsangehörige für Geheimdienste gearbeitet
haben. (rtr)
## Bundesregierung einigt sich auf Hilfspaket für Firmen
Unternehmen in Deutschland, die unter den wirtschaftlichen Folgen des
Ukraine-Kriegs leiden, bekommen staatliche Hilfen. Finanzminister Christian
Lindner (FDP) sagte am Freitag im Bundestag, er werde am Mittag mit
Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) öffentlich machen, welche
zusätzlichen Unternehmenshilfen die Bundesregierung auf den Weg bringe.
„Nichts tun ist in dieser Lage keine Option“, sagte Lindner. Einzelheiten
zu den Hilfen nannte er nicht.
Eine Sprecherin Habecks hatte Ende März gesagt, die Bundesregierung arbeite
auf „Hochtouren“ an einem Hilfspaket für Unternehmen, die von den Folgen
des Krieges betroffen sind. Das Ministerium stehe in einem engen Austausch
mit der staatlichen Förderbank KfW über ein Kreditprogramm.
Die EU-Kommission hatte den Weg frei gemacht, dass Unternehmen einfacher
staatliche Unterstützung gewährt werden kann, um sie vor den
wirtschaftlichen Auswirkungen des Kriegs gegen die Ukraine zu schützen.
Wirtschaftsverbände hatten die Bundesregierung zu zielgenauen Hilfen
aufgefordert. In Einzelfällen sollten übergangsweise Instrumente wie
Bürgschaften, Garantien, Kredite und staatliche Beteiligungen an
gefährdeten Unternehmen nach dem Vorbild des
Wirtschaftsstabilisierungsfonds in der Coronakrise möglich sein, hatte etwa
der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie,
Joachim Lang, gesagt. (dpa)
## 🐾 Hoffnungslos und für immer
In der Ukraine lassen sich seit Kriegsbeginn immer mehr Menschen
Tätowierungen zu Ehren der Soldaten stechen. Es gibt ihnen Kraft und macht
sie stolz. [6][Eine Reportage aus Lwiw von Verena Hölzl.]
## Selenski: Situation in Borodjanka „noch schrecklicher“ als in Butscha
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski sprach von weiteren
Gräueltaten russischer Truppen in der Ukraine. In der Kleinstadt Borodjanka
bei Kiew, wo Aufräumarbeiten liefen, sei es „viel schrecklicher“ [7][als in
Butscha]. Dort seien „noch mehr Opfer“ russischer Einheiten. Selenski
stellte zudem die Frage, was passieren werde, wenn die Welt erfahre, was
russische Einheiten in der schwer umkämpften Hafenstadt Mariupol
angerichtet hätten. Dort sei auf „fast jeder Straße“ das, was die Welt na…
dem Abzug der russischen Truppen in Butscha und anderen Orten um Kiew
gesehen habe.
Selenski begrüßte [8][härtere Sanktionen der EU], sagte aber zugleich, sie
reichten noch nicht aus, um Russland aufzuhalten und den Krieg zu beenden.
„Es braucht mehr Sanktionen. Es braucht härtere Sanktionen.“ Zugleich
forderte Selenski Waffen für sein Land, „mit denen wir auf dem Schlachtfeld
gewinnen können“. Das werde die stärkste Sanktion gegen Russland sein,
sagte er in seiner täglichen Videobotschaft.
Ukrainischen Angaben zufolge konzentrieren sich die russischen Truppen
weiter auf die Eroberung der [9][südlichen Hafenstadt Mariupol]. Das teilte
der ukrainische Generalstab am Freitag mit. Die Militärexperten des
US-Kriegsforschungsinstituts Institute for the Study of War (ISW) stellten
in ihrer jüngsten Ukraine-Analyse fest, dass die russischen Streitkräfte
„wahrscheinlich“ in den kommenden Tagen die Eroberung von Mariupol
abschließen könnten. Das russische Staatsfernsehen hatte berichtet, das
Zentrum der Großstadt am Asowschen Meer sei bereits eingenommen. In der
Stadt seien aber noch 3.000 ukrainische Kämpfer, hieß es.
Nach ukrainischen Angaben wurden am Donnerstag mehr als 4.500 Menschen aus
umkämpften Gebieten in Sicherheit gebracht. Rund 1.200 stammten aus der von
russischen Truppen belagerten Hafenstadt Mariupol, weitere rund 2.000 aus
mehreren Städten im Gebiet Saporischschja, teilte Vizeregierungschefin
Iryna Wereschtschuk mit. Aus dem Gebiet Luhansk im Osten des Landes seien
aus den Städten Lissitschansk, Sjewjerodonezk, Rubischne und Kreminna zudem
weitere rund 1.400 Menschen evakuiert worden. Die Ukraine rechnet mit einer
neuen russischen Offensive im Osten des Landes. (dpa)
## 🐾 „Gas ist wichtigste Einnahmequelle“
Ein Importverbot würde die russische Wirtschaft stark schwächen, sagt
Energieexperte Michail Krutichin. Ob es den Krieg stoppen würde, ist jedoch
ungewiss. [10][Inna Hartwich hat für die taz mit Krutichin gesprochen].
## Von der Leyen auf dem Weg nach Kiew
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ist auf dem Weg nach Kiew.
Sie will dort den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski treffen.
Selenski warf russischen Truppen Gräueltaten gegen Zivilisten in weiteren
ukrainischen Städten vor. In Deutschland sollen Kriegsflüchtlinge aus der
Ukraine vom 1. Juni an staatliche Grundsicherung erhalten, also die
gleichen Leistungen wie etwa Hartz-IV-Empfänger.
Von der Leyen brach in der Nacht zum Freitag mit dem Zug von Südostpolen in
die ukrainische Hauptstadt auf. Die ehemalige deutsche
Verteidigungsministerin ist die erste westliche Spitzenpolitikerin, die
seit Bekanntwerden der Kriegsgräuel im Kiewer Vorort Butscha die Ukraine
besucht.
Als Reaktion auf das Massaker an Zivilisten in Butscha beschlossen die
EU-Mitgliedsstaaten am Donnerstag weitere Sanktionen gegen Russland.
Darunter sind ein Importverbot für Kohle aus Russland sowie neue
Beschränkungen für den Handel und ein weitgehendes Einlaufsverbot für
russische Schiffe in EU-Häfen. (dpa)
## Russland steigt ganz aus UN-Menschenrechtsrat aus
Als Reaktion auf Berichte über russische Menschenrechtsverletzungen im
Ukraine-Krieg hat die UN-Vollversammlung die Mitgliedschaft Russlands
[11][im Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen ausgesetzt]. Daraufhin
erklärte Russland seine Mitgliedschaft selbst am Donnerstag für vorzeitig
beendet, wie das russische Außenministerium in Moskau am Abend mitteilte.
Eine unter anderem von Großbritannien und den USA eingebrachte Resolution
zur Suspendierung Russlands war zuvor in New York von der Vollversammlung
verabschiedet worden. 93 Mitglieder stimmten dafür, darunter Deutschland
und die USA. 58 Mitglieder enthielten sich. 24 Mitglieder stimmten dagegen,
darunter neben Russland unter anderem noch Algerien, Bolivien, China, Kuba,
Nordkorea, Eritrea, Äthiopien, der Iran und Syrien. Insgesamt kam so die
notwendige Zweidrittelmehrheit zusammen, für die Enthaltungen nicht gezählt
wurden.
Der UN-Menschenrechtsrat ist ein 2006 als Nachfolger der
UN-Menschenrechtskommission gegründetes und in Genf angesiedeltes
Unterorgan der Vollversammlung. Ihm gehören 47 Mitgliedsstaaten an, die
jeweils für drei Jahre gewählt werden.
Russland saß seit 2020 zum wiederholten Mal im Menschenrechtsrat. Das
Gremium erstellt immer wieder kritische Berichte über die Verletzung der
Menschenrechte in einigen Konflikten. Andererseits werfen ihm Kritiker vor,
Missstände bei Großmächten wie China nicht ausreichend zu verurteilen. Es
kommt auch immer wieder vor, dass Länder vertreten sind, denen
Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden – beispielsweise China oder
Saudi-Arabien. (dpa)
## 🐾 Quadratisch, praktisch, Wut
Seit Wochen werden Unternehmen, die weiterhin in Russland Geschäfte machen,
hart angegangen. Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk,
teilte auf Twitter ein Bild einer Tafel Ritter Sport-Schokolade und einer
Abwandlung von dessen Slogan – „Quadratisch. Praktisch. Blut.“ -, weil das
Unternehmen weiterhin Schokolade in russischen Supermärkten verkauft. Zwar
hatten in den Wochen nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine einige
Unternehmen ihren Betrieb eingestellt, darunter VW, Continental und Obi.
Zahlreiche Unternehmen haben sich aber entschieden, bis auf Weiteres in
Russland zu bleiben. Welche das sind und welche Gründe sie haben, [12][hat
Jonas Waack für die taz recherchiert].
## WHO: Mehr als 100 Angriffe auf Gesundheitswesen
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat seit dem russischen Einmarsch mehr
als 100 Angriffe auf das Gesundheitswesen in der Ukraine verzeichnet. Der
„schreckliche Meilenstein“ sei am Donnerstag überschritten worden, teilte
die Organisation mit. Dabei seien 73 Menschen getötet und 51 weitere
verletzt worden. Bei den 103 von der WHO zu dem Zeitpunkt verifizierten
Attacken seien in 89 Fällen Einrichtungen des Gesundheitswesens angegriffen
worden sowie 13 Mal Transporte, darunter auch Ambulanzen. (dpa)
## Bund beteiligt sich mit zwei Milliarden Euro an Flüchtlingskosten
Für die Unterstützung der Flüchtlinge in Deutschland will der Bund den
Ländern pauschal zwei Milliarden Euro zur Verfügung stellen. Auch trägt der
Bund die Ausgaben für die Grundsicherung, wie nach zähen Verhandlungen
mitgeteilt wurde. Für die Kriegsflüchtlinge hat das Vorteile: Sie erhalten
höhere Leistungen und eine bessere Gesundheitsversorgung. Außerdem bekommen
sie früher Unterstützung bei der Integration in den Arbeitsmarkt und haben
mit den Jobcentern eine zentrale Anlaufstelle für ihre Belange.
## Australien fliegt Bushmaster-Panzerfahrzeuge in die Ukraine
Australien fliegt von der Ukraine erbetene Bushmaster-Panzerfahrzeuge in
die Ukraine. Die 20 vielseitig verwendbaren Truppentransporter, die
Australien unter anderem in Afghanistan eingesetzt hatte, sollen ihre zehn
Insassen vor Landminen und anderen Sprengkörpern schützen. Selenski hatte
in der vergangenen Woche bei einer Ansprache an das australische Parlament
konkret um eine Lieferung von Bushmastern gebeten. (dpa)
## Japan will Kohle-Importe aus Russland reduzieren
Japan will im Einklang mit dem Westen weitere Sanktionen gegen Russland
ergreifen. Man wolle Importe russischer Kohle „schrittweise reduzieren“ und
darauf abzielen, Kohle-Einfuhren aus Russland letztlich ganz zu vermeiden,
sagte Koichi Hagiuda, Minister für Wirtschaft, Handel und Industrie.
Ministerpräsident Fumio Kishida hatte zuvor unter Verweis auf Berichte über
russische Gräueltaten erstmals von Kriegsverbrechen gesprochen. (dpa)
8 Apr 2022
## LINKS
[1] /Netzagentur-uebernimmt-Gazprom-Germania/!5847888
[2] /Ausweisung-russischer-Diplomaten/!5846055
[3] /Griechenland-und-der-Ukrainekrieg/!5848303
[4] /FDP-Politikerin-ueber-Energieembargo/!5843426
[5] /Reaktionen-auf-Massaker-in-Butscha/!5846984
[6] /Tattoos-im-Ukrainekrieg/!5843668
[7] /Nach-dem-Massaker-in-Butscha/!5843396
[8] /Reaktionen-auf-Massaker-von-Butscha/!5848112
[9] /Zerstoerte-ukrainische-Stadt-Mariupol/!5841651
[10] /Energieexperte-ueber-moegliches-Embargo/!5843633
[11] /Reaktionen-auf-Massaker-in-Butscha/!5846984
[12] /Deutsche-Unternehmen-in-Russland/!5847983
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