# taz.de -- 1. Mai in Berlin: Weiter Stress um 18-Uhr-Demo | |
> Das Revolutionäre 1.-Mai-Bündnis erwägt gegen Streckenauflagen für die | |
> Demo zu klagen. Straßenfeste könnten aber auch als Versammlungen gelten. | |
Bild: Wird die Revolutionäre 1.-Mai-Demo so groß wie 2021? Falls ja, wie pass… | |
Berlin taz | Es kommt Bewegung in den Streit um die Route der | |
Revolutionären 1.-Mai-Demo. „Am Donnerstag wurde der Auflagenbescheid | |
zugestellt“, sagte eine Polizeisprecherin der taz. Die behördlich | |
zugewiesene Route biegt an der Weichselstraße in Neukölln von der | |
Sonnenallee ab und soll dann über Weser-, Reuter- und Pflügerstraße auf den | |
Kottbusser Damm führen. | |
Aicha Jamal, Sprecherin des Demo-Bündnisses beklagt: „Wir sehen | |
insbesondere in der Verlegung der Route durch kleinere Straßen, wie | |
beispielsweise die Weserstraße, die Gefahr, dass die Polizei die | |
Demonstration an dieser Stelle – vorsätzlicherweise – angreifen und | |
auflösen könnte.“ Im vergangenen Jahr sei die Gewalt am 1. Mai von der | |
Berliner Polizei ausgegangen, „die unsere Demonstration brutal angegriffen | |
und aufgelöst hat.“, fügt Jamal hinzu. | |
Ursache des Routenstreits und der behördlichen Streckenauflagen sind | |
[1][die vom Bezirksamt Neukölln initiierten Straßenfeste], allen voran jene | |
am Hermannplatz und an der Ecke Sonnenallee Pannierstraße. Beide befinden | |
sich an zentralen Wegpunkten der Demo-Route. Das Bezirksamt verwies darauf, | |
diese bei Anmeldung der Feste nicht gekannt zu haben. Das Demo-Bündnis | |
sieht in dem Vorgehen einen Versuch, die traditionsreiche Demonstration zu | |
verhindern. | |
Beigelegt ist der Streit um die Route mit den Streckenauflagen der Polizei | |
allerdings noch nicht. Das Demo-Bündnis prüft „weiterhin ob eine Klage in | |
Frage kommt“, sagt Jamal. Rechtlich ist die Situation jedoch nicht ganz | |
einfach. | |
## „Durchaus verfassungsrechtliche Bedenken“ | |
Laut der Expertin für öffentliches Recht, Marie Melior, bestehen „durchaus | |
verfassungsrechtliche Bedenken, wenn der Bezirk ein Straßenfest initiiert, | |
um eine Demonstration zu verhindern.“ Bei der Bewertung, ob das der Fall | |
ist, werde es auch darauf ankommen, ob das Straßenfest überhaupt als | |
Versammlung anzusehen ist, also auch ein „politisches Programm“ hat, so die | |
Einschätzung der Juristin. | |
Melior ist an [2][das MyFest in Kreuzberg] erinnert, damals entschied das | |
Verwaltungsgericht zu Ungunsten der Demo: „In der Entscheidung wurde | |
ausgeführt, dass das Fest ortsfest ist und darum nicht verlegt werden | |
könne, anders die Demo“, sagt sie. Das müsse hier nicht der Fall sein, | |
schließlich würden die bezirklichen Straßenfeste „bei Null starten“, | |
während die Demo schon eine Tradition habe. Ein Aspekt, „der vor dem | |
Hintergrund des besonderen Tages und der verfassungsrechtlich verankerten | |
Versammlungsfreiheit mitbedacht werden sollte.“ | |
28 Apr 2022 | |
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[1] /Revolutionaere-1Mai-Demo-in-Berlin/!5847123 | |
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## AUTOREN | |
Tobias Bachmann | |
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