Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Flüssiggas-Herstellung in den USA: Für Gasexporte Luft verpesten
> Eine US-Firma will Grenzwerte für krebserregende Gase aussetzen lassen.
> Sie begründen das mit den steigenden Exporten nach Europa.
Bild: Ein Tanker mit Flüssiggas vor dem Hafen von Boston, Massachusetts, USA
Berlin taz | In den USA versucht der Flüssiggas-Produzent Cheniere Energy,
Umweltschutzmaßnahmen mit Verweis auf die geplanten Flüssiggas-Importe nach
Europa aussetzen zu lassen. [1][Das berichtet die US-amerikanische
Nachrichtenseite Inside Climate News.]
Die Richtlinie der US-amerikanischen Umweltbehörde EPA betrifft Turbinen,
die Erdgas verflüssigen und es so verschiffbar machen. Während dieses
Vorgangs werden die Gase Formaldehyd und Benzol frei, die beim Menschen
krebserregend wirken. Um das Krebsrisiko zu verringern, begrenzt die
EPA-Richtlinie den Ausstoß der Gase.
Die Grenzwerte existieren eigentlich seit 2004, wurden aber von der EPA bis
März dieses Jahres ausgesetzt. Nun müssen die Flüssiggas-Hersteller
innerhalb von sechs Monaten nachweisen, dass ihre Turbinen die
Verschmutzungsgrenzwerte einhalten. Die Industrie hält das für zu
kurzfristig, um die Technik dementsprechend umzurüsten.
Umweltschützer*innen entgegnen, dass Richtlinie und Frist spätestens
seit 2007 bekannt gewesen seien.
Die Auseinandersetzung spielt sich vor dem Hintergrund größerer
Flüssiggas-Exporte aus den USA in die Europäische Union ab. Chenieres
Anwältin Brittany Pemberton schrieb der EPA, die Umweltschutzregelung
treffe die Flüssiggas-Industrie zu einem Zeitpunkt, da die USA [2][eine
wichtige Rolle in der Energieversorgung Europas] zu spielen haben.
Diese wichtige Rolle haben EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen
und US-Präsident Joe Biden [3][Ende März vereinbart]. Bis mindestens 2030
werde die EU jährlich 50 Milliarden Kubikmeter Flüssiggas importieren. Das
entspricht etwa einem Drittel des europäischen Imports von russischem Gas.
Biden und die Kommission betonen in ihrem Statement auch, dass die
wachsende Flüssiggas-Nachfrage „in Einklang mit unseren gemeinsamen
Netto-null-Emissionszielen“ stehen soll. Aufgrund der steigenden
Exporterwartungen werden in den USA aktuell 27 Flüssiggas-Terminals gebaut
oder erweitert, die allein bis zu 117 Millionen Ton CO2 ausstoßen können.
Die Sprecherin für Energie und Klima der Grünen-Fraktion, Ingrid Nestle,
sagte der taz, dass Deutschland kurzfristig Flüssiggas brauche, das aber
[4][weder in Deutschland noch in den Exportländern] dazu führen dürfe,
Umweltstandards zu ignorieren. Deswegen sei es gut, dass die USA unter
Biden wieder Emissionsgrenzwerte eingeführt haben. Das
Bundeswirtschaftsministerium hat sich bis Redaktionsschluss gegenüber der
taz nicht geäußert. Auch die Frage, ob Umweltschutzmaßnahmen in
Kaufverträge mit den USA einfließen könnten, ließ es unbeantwortet.
21 Apr 2022
## LINKS
[1] https://insideclimatenews.org/news/20042022/epa-pollution-control-lng/
[2] /Energiesparen-in-Deutschland/!5840784
[3] /LNG-Vereinbarung-zwischen-EU-und-USA/!5844407
[4] /Umweltverbaende-gegen-LNG-in-Brunsbuettel/!5840899
## AUTOREN
Jonas Waack
## TAGS
Schadstoffe
Luftverschmutzung
LNG
Umweltverschmutzung
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Klimawandel
Biodiversität
Bernd Althusmann
Öl
## ARTIKEL ZUM THEMA
Experte zu LNG-Terminals: „Wir brauchen 7 Flüssiggashäfen“
Deutschland hat es schwer, russische Energie zu ersetzen – es gibt keine
LNG-Terminals. Polen könnte helfen, sagt Anlagenbauer Tobias Puklavec.
Artenschutz in Krisenzeiten: „Kein Nice-to-have in guten Zeiten“
Das Artensterben gefährdet unsere Ernährung, warnt der Chef der
Weltnaturschutzunion. Regierungen müssen handeln.
Gasförderung im Wattenmeer: Minister verwirft Öko-Bedenken
Das Unternehmen ONE-Dyas will bei Borkum Erdgas fördern. Das
Wirtschaftsministerium in Hannover findet das am Rande des Nationalparks
vertretbar.
Ölförderung in Deutschland: Das andere Schwarz
Ölförderung in Deutschland hat eine lange Tradition, genau genommen seit
1858. Wie wichtig ist sie im Fall eines Energieembargos gegen Russland?
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.