# taz.de -- CDU Niedersachsen will alles beackern: Ökologie wird nachrangig | |
> Weil die Versorgungssicherheit bedroht sei, möchte die CDU alle | |
> landwirtschaftlichen Flächen bewirtschaften. Der Artenschutz steht | |
> hintenan. | |
Bild: Gut für Bienen und anderes Getier: ein Blühstreifen bei Hannover | |
Bremen taz | Ginge es nach der CDU in Niedersachsen, dürften ab sofort alle | |
landwirtschaftlichen Brachflächen beackert werden – egal ob für Tank, | |
Teller oder Tiere. Auch jene, die als ökologische Vorrangflächen eigentlich | |
gerade nicht intensiv bepflanzt werden sollen, damit sich die Böden erholen | |
und sich Tiere wieder ausbreiten können. Ein Kniff, um der Umwelt dabei zu | |
helfen, uns Menschen weiter auszuhalten. | |
Die CDU würde dort gern auch allerlei Pestizide erlauben. Der Grund: Der | |
Krieg in der Ukraine bedrohe die [1][Versorgungssicherheit]. Das sagte | |
Bernd Althusmann, CDU-Chef und Wirtschaftsminister in Niedersachsen, Anfang | |
der Woche der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ). | |
Es stimmt, die Preise steigen, sowohl für Lebensmittel als auch für | |
Tierfutter. Die Lösung der CDU ist naheliegend, aber alles andere als | |
nachhaltig: Ein [2][Anheizen des Artensterbens] hilft niemandem auf diesem | |
Planeten langfristig. | |
Auch Kunstdünger, der mit russischem Gas produziert wird, ist teurer | |
geworden. Den dann auf diesen ökologischen Vorrangflächen zu verteilen, ist | |
also nicht nur umweltschädlich, sondern auch teuer – auch da hinkt der | |
Vorschlag der CDU, die damit allerdings nicht allein ist. | |
## Bundesminister Özdemir reizt EU-Vorgabe nicht aus | |
[3][Die EU-Kommission vertagte Ende März] die Entscheidung, nach welcher | |
der Pestizideinsatz bis 2030 halbiert werden sollte und erlaubte | |
stattdessen, auch auf Vorrangflächen in diesem Jahr alles anzubauen, was | |
das Bäuer:innenherz begehrt. Und das mithilfe aller in der EU erlaubten | |
Pestizide. Diese Vorrangflächen machen bei Betrieben mit mehr als 15 Hektar | |
fünf Prozent aus. | |
Bereits direkt nach der Entscheidung der EU-Kommission [4][hatte die CDU | |
aus dem Agrarland Niedersachsen gefordert], die neuen Möglichkeiten genau | |
so auszureizen. Doch der grüne Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir | |
wollte das nicht: Lediglich für den Anbau von Futtermitteln und das Weiden | |
von Tieren sollen die Öko-Flächen im kommenden Sommer dienen – ohne den | |
Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. | |
„Unverständlich“ fand die CDU das. „Dieses kurzsichtige Vorgehen wird den | |
aktuellen Herausforderungen nicht gerecht“, sagte Althusmann in seiner | |
Erklärung. „Dabei stellen wir ökologische Verpflichtungen keineswegs | |
infrage. Wir behalten die langfristigen Ziele für Umwelt und Nachhaltigkeit | |
weiterhin fest im Blick“, versicherte er zugleich. | |
Jetzt legte er in der NOZ nach und forderte von der Bundesregierung, den | |
Landwirt:innen „endlich“ zu erlauben, „alle landwirtschaftlichen | |
Kulturen“ anzubauen. Seine Klientel scheint ihm mächtig Druck zu machen. | |
Ein anderer Ansatz wäre, das angebaute „Futter“ direkt in menschliche Mäg… | |
wandern zu lassen – und nicht in Tiere oder Autos. Der Vorteil dieses | |
Weges: Er ist vereinbar mit dem Systemwandel in der Landwirtschaft, der | |
ohnehin bevorsteht. | |
20 Apr 2022 | |
## LINKS | |
[1] /G7-wollen-Getreidepreise-abbremsen/!5840543 | |
[2] /Ukraine-Krieg-und-EU-Agrarpolitik/!5840299 | |
[3] /EU-stoppt-Plan-fuer-Pestizidreduktion/!5840315 | |
[4] https://cdu-niedersachsen.de/althusmann-ampel-koalition-muss-nutzung-von-br… | |
## AUTOREN | |
Alina Götz | |
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