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# taz.de -- Betriebsrat für Lieferdienst: Getir macht einen auf Tesla
> Der Lieferdienst Getir will eine Betriebsratswahl vorbereiten. Das
> Workers Collective kritisiert, dass WarenhausmitarbeiterInnen außen vor
> bleiben.
Bild: Die Einladung zur Betriebsversammlung bei Getir kam wohl sehr kurzfristig
BERLIN taz | Über 100 Menschen hatten sich am Montagmittag vor einem
unauffälligen Bürogebäude in der Koppenstraße hinter dem Ostbahnhof
versammelt. Eine Frau beschriftete einige Plakate und klebte sie an einem
Betonpfeiler des Hauses fest. „Solidarity with the Getir-Workers“ war
darauf zu lesen. In dem Gebäude befindet sich die Zentrale des
Essenslieferanten Getir. Dort sollte am Montag eine Betriebsversammlung
stattfinden, auf der ein Vorstand für die Betriebswahlen bestimmt werden
soll.
Wenn man bedenkt, dass andere Firmen in der Lieferbranche wie
beispielsweise [1][Gorillas gegen die Wahl von BetriebsrätInnen] wegen
angeblicher Formfehler juristisch vorgehen, könnte man denken, dass sich
Getir mit der Einladung zur Vorbereitung der Betriebsratswahl davon positiv
abhebt. Doch das Getir Workers Collective (GetirWC), in dem sich zahlreiche
Beschäftigte organisiert haben, übt heftige Kritik an dem Prozedere der
Betriebsratswahl. Ein Getir-„Franchise Development Manager“ und zwei
weitere Beschäftigte hätten vorletzten Freitag kurzfristig zu der
Betriebsversammlung ins Getir-Headquarter in die Berliner Koppenstraße
eingeladen.
„Es soll ein Wahlvorstand für Betriebsratswahlen bei Getir Deutschland
anscheinend ohne ArbeiterInnen aus den Warenhäusern, speziell den ‚Rider‘
und ‚Picker‘ gewählt werden“, moniert Maria von GetirWC. Viele Beschäft…
vor allem außerhalb von Berlin hätten von der Betriebsversammlung nichts
gewusst. Doch eine Betriebsversammlung ohne die ArbeiterInnen hätte zur
Folge, dass der Wahlvorstand und später der Betriebsrat hauptsächlich aus
Vorgesetzten oder höheren Funktionsträgern besteht, so ihre Kritik.
## Einladung an eine falsche Adresse
Jessica Reiser [2][von der Initiative aktion arbeitsunrecht spricht von
Union-Busting] nach der Methode Tesla. Auch der US-Konzern hat in seinem
neuen Werk in Brandenburg [3][einen Betriebsrat wählen lassen, in dem
überwiegend Beschäftigte aus dem Management] vertreten sind. Reisner ist
von Köln angereist, um die Getir-Beschäftigten zu unterstützen. Mit der
Bundesabgeordneten und Staatssekretärin im Bundesarbeitsministerium Cansel
Kiziltepe (SPD) bekamen die Getir-Workers auch politische Unterstützung.
„Die Beschäftigten haben ein Recht auf die Wahl ihres Betriebsrates“,
betonte die SPD-Politikerin.
Wenn sie nicht wählen können, werde ihnen das Recht auf Mitbestimmung
genommen, kritisiert Kiziltepe und verwies auf das Betriebsratsgesetz, das
über seit über 60 Jahren besteht. Die Politikerin betonte, dass das
Bundesarbeitsministerium einen Gesetzentwurf vorbereite, der die
Behinderung von Betriebsratsarbeit zu einem Offizialdelikt erklärt. Dann
müsste die Staatsanwaltschaft automatisch ermitteln.
Vor der Getir-Zentrale sind es am Montagmittag die Mitglieder von GetirWC
und ihre UnterstützerInnen, die den Beschäftigten, die aus verschiedenen
Städten anreisten, den Weg zur Betriebsversammlung weisen. In der Einladung
hatte Getir eine falsche Adresse angegeben. Ein Versehen, behauptete das
Unternehmen.
2 May 2022
## LINKS
[1] /Fahrradkuriere-in-Berlin/!5801656
[2] /Bremer-Konferenz-zu-Union-Busting/!5843351
[3] /Produktionsstart-bei-Tesla/!5841228
## AUTOREN
Peter Nowak
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