# taz.de -- Polizeiwache am Kottbusser Tor: Alle Cops lieben jetzt den Kotti | |
> Die Vereinbarung für die Einrichtung der neuen Polizeiwache am Kottbusser | |
> Tor ist unterschrieben. Innensenatorin prophezeit ein „Geben und Nehmen“. | |
Bild: Kundgebung des Aktionsbündnisses vor dem NKZ. Oben die Galerie, wo die P… | |
Berlin taz | Seit Anfang des Jahres gab es die Gerüchte, nun endlich hat | |
Innensenatorin Iris Spranger (SPD) die Karten offengelegt. Die Polizeiwache | |
am Kottbusser Tor kommt, und zwar [1][genau an dem Standort, über den schon | |
so lange spekuliert wurde]: auf der Brücke des Neuen Kreuzberger Zentrums, | |
das die Adalbertstraße überzieht. Die Vereinbarung mit der Gewobag, | |
Eigentümerin des Gebäudes, die Räume an die Polizei zu vermieten, sei | |
bereits unterschrieben, sagte Spranger am Montag im Innenausschuss. | |
Die Lage der Wache auf der Galerie des NKZ könnte exponierter kaum sein. | |
Polizeivizepräsident Marco Langner begrüßte die Standortwahl am Montag mit | |
den Worten: „Wir haben alle Bereiche im wahrsten Sinne des Wortes im | |
Blick.“ | |
## Enttäuschte Anwohner | |
Unmittelbarer Nachbar der Wache ist ausgerechnet das seit 2009 auf der | |
Galerie existierende Café Kotti, auch Treffpunkt für Refugees. Ercan | |
Yaşaroğlu, Inhaber des Cafés und Mitglied im Mieterrat, zeigte sich über | |
die Entscheidung am Montag enttäuscht. Anwohner und Gewerbetreibende hätten | |
seit Langem eine feste Polizeistation am Kotti gewollt, sagte er der taz: | |
Aber sie wollten eine Wache im Erdgeschoss „auf Augenhöhe“, nicht eine, die | |
[2][„wie ein Wachturm“ über dem Platz] throne. | |
Spranger ließ daran am Montag keinen Zweifel. „Zum Jahreswechsel wird die | |
Kotti-Wache stehen“, sagt sie. Mit Ausnahme der Linkspartei stieß ihre | |
Ankündigung im Innenausschuss auf volle Zustimmung. Einzig Elif Eralp | |
(Linke) verwies darauf, dass Anwohner und Gewerbetreibende gegen den | |
Standort auf der Galerie seien. Sie würde sich zu dieser Frage nochmals | |
einen runden Tisch mit den Akteuren im Kiez wünschen, so Eralp. | |
Es habe auch Überlegungen gegeben, die Wache unten im U-Bahnhof | |
unterzubringen oder in einem Containerbau, aber das habe sich zerschlagen, | |
begründete Spranger die Entscheidung. Auch eine Unterbringung in der | |
Ladenzeile des NKZ sei geprüft worden, aber alle Gewerbetreibenden hätten | |
langfristige Mietverträge. Mindestens 210 Quadratmeter würden benötigt, die | |
gesamte Logistik müsse Platz haben. | |
Je länger Spranger über die Wache auf der Galerie sprach, umso mehr geriet | |
sie ins Schwärmen. Aufgrund der Lage werde es eine „helle Wache“ sein und | |
auch sonst eine Polizeistation „in völlig neuer Form“. Die Menschen könnt… | |
dort auch hinkommen, um sich nur miteinander zu unterhalten. | |
„Ein Geben und Nehmen“ werde dort stattfinden, so die Innensenatorin. Es | |
gebe bereits „jede Menge“ Bewerbungen“ von Beschäftigten, die zu der Wac… | |
wollten – von Beamten und Beamtinnen, die zum Teil selbst am Kottbusser Tor | |
groß geworden seien, die sagten: „Bitte, bitte, wir wollen dahin, wir | |
sprechen die Sprache“, so Spranger wörtlich. | |
Die Gewerkschaft der Polizei kritisierte am Montag, dass sich die | |
Innensenatorin bisher nicht auf einen Personalbedarf festgelegt habe. Bei | |
einem 24/7-Betrieb müssten mindestens 65 Kolleginnen vor Ort sein. Die | |
Gewerkschaft hatte sich zuvor für einen Neubau mit mehr als 300 | |
Quadratmetern plus Sanitäranlagen und Parkfläche ausgesprochen. | |
## „Bedeutet Rassismus“ | |
Fundamentalkritik an den Plänen hatte am Wochenende das [3][Aktionsbündnis] | |
„Ihr seid keine Sicherheit“ demonstriert, dem Gruppen wie Zwangsräumung | |
verhindern und Migrantifa angehören. Mit Bannern wie „Kotti-Wache | |
verhindern“ und Sprechchören wie „Bullenschweine raus aus dem Kiez“ zogen | |
rund 500 Menschen am Sonntag vom Lausitzer Platz zum Kottbusser Tor. Bei | |
der Abschlusskundgebung hieß es, eine Polizeiwache bedeute rassistische | |
Gewalt und diene nur dazu, [4][das Elend] unter Kontrolle zu halten. | |
Den Demonstranten gehe es um Ideologie und nicht um die Bedürfnisse der | |
Menschen im Kiez, sagt Sevim Aydin der taz. Das Kottbusser Tor gehört zum | |
Wahlkreis der SPD-Abgeordneten. Bei ihren Hausbesuchen im Wahlkampf sei sie | |
an jeder dritten Tür mit dem Wunsch nach einer Polizeiwache konfrontiert | |
worden, vor allem von Frauen und Familien mit Kindern. | |
4 Apr 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Polizeiwache-am-Kottbusser-Tor/!5840149 | |
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[4] /Neuer-Drogenkonsumraum-in-Berlin/!5841571 | |
## AUTOREN | |
Plutonia Plarre | |
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