| # taz.de -- Ukraine-Kriegsflüchtlinge in Deutschland: Bund & Länder einig bei… | |
| > Bund und Länder wollen Geflüchtete aus der Ukraine im Bundesgebiet | |
| > verteilen. Dadurch entlaste man auch die vielen freiwilligen | |
| > Helfer*innen. | |
| Bild: Tausende Menschen aus der Ukraine kommen täglich in Berlin an | |
| Berlin taz | Bund und Länder haben vereinbart, aus der Ukraine geflüchtete | |
| Menschen im Bundesgebiet zu verteilen. Es führen „viele Busse und es fahren | |
| Züge, um insbesondere Berlin und Brandenburg, aber auch Städte wie Hamburg | |
| und München zu entlasten und Geflüchtete in andere Bundesländer zu | |
| bringen“, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am Freitagmittag | |
| nach einem Gespräch mit der Innenministerkonferenz und den kommunalen | |
| Spitzenverbänden. | |
| Mehr als 110.000 Kriegsflüchtlinge sind nach Angaben des | |
| Bundesinnenministeriums (BMI) seit Beginn der russischen Invasion in der | |
| Ukraine [1][bislang nach Deutschland gekomme]n. Diejenigen, die nicht | |
| privat bei Familie oder Bekannten untergebracht und versorgt würden, | |
| sollten nun verstärkt gemäß dem Königsteiner Schlüssel auf die Bundesländ… | |
| verteilt werden, sagte Faeser. | |
| Der Königsteiner Schlüssel regelt generell die Aufteilung der Länderanteile | |
| an gemeinsamen Finanzierungen und beruht zu zwei Drittel auf dem | |
| Steueraufkommen und zu einem Drittel auf der Bevölkerungszahl. | |
| Bevölkerungsreiche und finanzstarke Bundesländer nehmen demgemäß mehr | |
| Menschen auf als bevölkerungsarme und finanzschwache Länder. | |
| Faeser bedankte sich für die „Menschlichkeit und die überwältigende | |
| Hilfsbereitschaft in Deutschland, aber auch in ganz Europa“. Alle | |
| EU-Staaten hätten sich gemeinsam dazu bekannt, „Leben zu retten und | |
| Geflüchtete aufzunehmen“ – nun gehe es um die „bestmögliche Versorgung, | |
| Unterbringung und Verteilung – sowohl innerhalb Deutschlands, als auch | |
| innerhalb der EU“. | |
| ## Bundesrat fordert Unterstützung | |
| Länder und Kommunen hatten in den vergangenen Tagen an den Bund appelliert | |
| und gefordert, dieser müsse sich um die Verteilung der Menschen kümmern und | |
| finanzielle Unterstützung leisten. Städte und Gemeinde dürften nicht auf | |
| den Kosten für die Versorgung der Menschen „sitzen bleiben“, hatte etwa | |
| Helmut Dedy gesagt, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags. | |
| Im Bundesrat bekräftigten die Länder am Freitag ihre Forderung nach | |
| Unterstützung an den Bund. Es sei „unabdingbar, dass die Bundesregierung | |
| die Länder mit personellen und finanziellen Ressourcen unterstützt, | |
| kurzfristig Sprach- und Integrationskurse angemessen aufstockt und | |
| gegebenenfalls zügig Mittel aus dem Asyl-, Migrations- und | |
| Integrationsfonds der Europäischen Union beantragt“, heißt es unter anderem | |
| in der auf Initiative Brandenburgs gefassten Entschließung. | |
| Der Bund unterstütze bereits „massiv“ mit Helfer*innen des Technischen | |
| Hilfswerks und einem verstärkten Einsatz von Bundespolizei und Bundesamt | |
| für Migration und Flüchtlinge, so Faeser. Auch sei man dabei, „ganz schnell | |
| zusätzliche Unterkünfte in Bundesimmobilien zu schaffen“. | |
| Die Bundesinnenministerin betonte, es sei auch wichtig, den Menschen | |
| schnell Zugang zu Sozialleistungen, medizinischer Versorgung und zum | |
| Arbeitsmarkt zu verschaffen. Kinder bräuchten Betreuungsplätze in Kitas und | |
| Schulen. Mit all diesen Maßnahmen entlaste man auch die „vielen Menschen, | |
| die nun mit großartiger Hilfsbereitschaft privat Geflüchtete aufnehmen.“ | |
| ## Freiwillige entlasten | |
| Der Deutsche Landkreistag begrüßte Faesers Ausführungen. „Bislang hat sich | |
| die Verteilung insbesondere nach freiwilligen Aufnahmeangeboten der Länder | |
| wie der vielen engagierten Bürger gerichtet“, sagte der stellvertretende | |
| Hauptgeschäftsführer Kay Ruge der taz. | |
| Man habe im „sehr konstruktiven Gespräch“ mit der Ministerin unter anderem | |
| eine verbesserte Ausstattung der Ausländerbehörden angemahnt. Auch müssten | |
| die finanziellen Folgen der Fluchtbewegungen noch mit Bund und Ländern | |
| geregelt werden. „Wir sind zuversichtlich, dass es wie in der Vergangenheit | |
| gelingt, die Kommunen angemessen zu entlasten“, sagte Ruge. | |
| „Die Städte tun alles, um geflüchtete Menschen aus der Ukraine aufzunehmen. | |
| Solidarität ist und bleibt angesichts dieses entsetzlichen Krieges das | |
| Gebot der Stunde“, sagte Städtetags-Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy der | |
| taz. Die Aussagen Faesers gingen „in die richtige Richtung“ – nun müssten | |
| „rasch konkrete Taten folgen“. Dedy forderte einen Flüchtlingsgipfel von | |
| Bund, Ländern und Kommunen, um eine bessere Verteilung und Registrierung | |
| der Menschen zu besprechen. „Und wir brauchen unbedingt auch klare Zusagen, | |
| uns Kosten zu erstatten.“ | |
| In den vergangenen Jahren hatte es immer wieder Diskussionen zwischen Bund, | |
| Ländern und Kommunen gegeben über die Frage, welche Ebene sich wie stark an | |
| den Kosten für die Integration von Geflüchteten beteiligt. 2019 etwa hatte | |
| es laute Proteste gegen die Pläne des damaligen Finanzministers und | |
| heutigen Bundeskanzlers Olaf Scholz (SPD) gegeben, die Beteiligung des | |
| Bundes deutlich zu kürzen. | |
| Die seit Ende 2021 amtierende Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP hat | |
| im Koalitionsvertrag vereinbart, die Beteiligung des Bundes an den | |
| flüchtlingsbezogenen Kosten der Länder und Kommunen zu verstetigen. Obwohl | |
| die Aufnahme und Integration von Geflüchteten grundsätzlich Aufgabe der | |
| Länder ist, übernimmt der Bund seit 2015 einen Teil der Kosten. SPD, Grüne | |
| und FDP wollen, dass sich der Bund auch zukünftig und dauerhaft beteiligt. | |
| 11 Mar 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Dinah Riese | |
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