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# taz.de -- Die Wahrheit: Zugejaulter Putin
> Tagebuch einer Wütenden: Schwangere im Panzer? Vielleicht ist das ja der
> einzig sichere Ort im Krieg momentan für Frauen.
Bild: Bei Sirenengeheul wird im Keller Schutz gesucht, nicht nur in Odessa
Zur Zeit erfreuen sich Mütter und Schwangere einer Aufmerksamkeit, die
ihnen in Friedenszeiten weitgehend vorenthalten bleibt. Unter massiver
Medienbeobachtung quälen sie sich blutend und erschöpft durch den Krieg;
schaffen sie es über die Grenzen, landen sie in einem Frieden, der sich
gerade so irreal anfühlt wie das Set von Peter Weirs „Truman Show“.
Wenn sie Pech haben, wartet dort die Sorte zupackender Helfer, die sie als
persönliche Kriegsbeute gern in ihr tristes Incel-Zuhause retten und als
Gegenleistung am liebsten auch bei ihnen mal so richtig zupacken würden.
Was Schwangere angeht, zeigt hierzulande zumindest die Bundeswehr ihr
fürsorgliches Gesicht. So „gilt im Innenraum eines Schützenpanzers die
Arbeitsstättenverordnung. Danach müssen die Klimabedingungen … so
beschaffen sein, dass eine ‚Fruchtwasserbeschädigung durch
Schussgasbelastung‘ ausgeschlossen ist“. Ich zitiere Dr. med. Rolf Klimm,
der sich schon 2017 im Deutschen Ärzteblatt am Mutterschutz unserer
Streitkräfte abarbeitete. Bis vor drei Wochen hätte ich eher nicht gedacht,
mich mal mit den Arbeitsbedingungen in einem Puma zu beschäftigen,
allerdings auch nicht, dass unsere Soldatinnen bis kurz vor der Entbindung
in Panzern rumgondeln sollen. Deutsche Schwangere, hart wie Kruppstahl!
Aber wo Härte ist, ist auch Gefühl. Als neulich auf Anregung der
RBB-Intendanz Radiosender europaweit „Give Peace a Chance“ dudelten, brach
ich in hysterisches Gelächter aus. Dieses sanftbekiffte Gebettel – sorry,
love you, John! – wird Putin bestimmt zum Aufgeben zwingen, etwa so schnell
wie Hotte Buchholz als Kommunist in Billy Wilders „Eins, zwei, drei“ mit
„Itsy Bitsy Teenie Weeni Yellow Polka Dot Bikini“ weichgekocht wird!
Allerdings müsste Putin dazu erst mal Westradio einschalten. Fat chance.
„The Russians love their children too“, jaulte Sting 1985, was vermutlich
zutrifft, aber ihrem präsidialen Nacktmodell mit den Männerbrüstchen sind
seine jugendlichen Soldaten offensichtlich scheißegal. Wegen solchen
Gesülzes überstehe ich seit jeher Friedensdemos nur nach der Devise „Ohren
zu und durch“. Hauptsache, Körpermasse auf die Straße. Aber das hatten wir
ja schon. Was jetzt? Das Universum anbrüllen?
Da es eher unwahrscheinlich ist, dass sich in den Katakomben des Kreml,
oder wo immer die Massenmörder-Memme sich verschanzt, ein Attentäter
findet, bündele ich meine telepathischen Kräfte mit anderen medial
Begabten, und gemeinsam schicken wir ihm die teuflischste aller Qualen:
Nierenkoliken. Das setzt garantiert außer Gefecht. Ich habe mal angeboten,
im Tausch gegen die Schmerzen Zwillinge zu gebären, sogar beide
gleichzeitig!
Womit wir schon wieder bei den Müttern wären. Liebes Universum, schenk
ihnen, Vätern und Kindern ein schönes Zuhause und allen Despoten und
Kriegsverbrechern rund um die Uhr Nierenkoliken. Ach ja, und Morphium ist
leider gerade aus.
17 Mar 2022
## AUTOREN
Pia Frankenberg
## TAGS
Krieg
Wladimir Putin
Demonstration
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