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# taz.de -- Theatervorschau für Berlin: Wirklich fort?
> Erinnerungspolitik und Denkmäler bei „Steinerne Gäste“ im HAU, eine
> Auferstandene an der Volksbühne und ein ultimatives Ferienlager an der
> Parkaue.
Bild: Statt Albert Pike-Statue ein leerer Sockel: „Steinerne Gäste“ lädt …
Unter „Steinernen Gästen“ versteht der Regisseur und Performancekünstler
Oliver Zahn öffentliche Denkmäler, die Teil der allgemeinen
Erinnerungskultur sind. So etwa erinnern Monumente einstiger Feldherren an
längst geschlagene Schlachten und stehen oft auch für Weltanschauungen, die
wir nicht mehr teilen. Zuletzt wurden immer wieder Forderungen nach Abriss
oder Entfernung solcher Monumente laut. Aber sind Denkmäler und das, wofür
sie standen, wirklich fort, wenn sie aus dem öffentliche Raum entfernt
worden sind?
Fragen wie diese treiben Zahn in seiner Lecture-Performance im [1][HAU] ab
dem 24. Februar um. “Steinerne Gäste“ will sich dem untoten Nachleben
verbannter und verschwundener Statuen widmen und fragen: Was passiert, wenn
sich der erste Staub gelegt hat, wenn Protestierende, Gegenprotestierende
und Medien abgezogen sind und sich mit ihnen der Zeitgeist verändert hat?
Von hier will er einen diskursiven Totentanz zwischen geheimen
Industriehallen, abgelegenen Friedhöfen, vergessenen Schlachtfeldern und
dunklen Wäldern entwickeln und untersuchen, wie gestürzte Statuen die
stürzenden Gesellschaften weiter heimsuchen und den Blick auf die Zukunft
verstellen. Ein Spotlight fällt dann natürlich auch auf [2][aktuelle
Umgangsformen] mit der Vergangenheit (HAU3: „Steinerne Gäste“, 24. bis
27.2., jeweils 19 Uhr).
## Die Auferstandene
Auch „Jessica“ kommt aus der Zukunft und gleichzeitig aus der
Vergangenheit. Sie ist die Hauptfigur der neuen Theaterarbeit von Susanne
Kennedy und Markus Selg in der [3][Volksbühne], und erst gestorben und dann
wieder auferstanden. Aus dieser Erfahrung entwickelt sie eine Geschäftsidee
zwischen Service, Wellbeing und Religion. Und Kennedy und Selg ihre
installationsartige Inszenierung.
Die Ästhetik ihrer spektakulären Stücke lehnt Kenndey oft an virtuelle
Welten von Videospielen an und bricht in posthumanistische Regionen von
Theatererfahrung auf: in eine Welt, die an Technologie religiöse
Erlösungshoffnungen knüpft und dies gleichzeitig hinterfragt (Volksbühne:
„Jessica“, Premiere 24., 25. & 27.2., jeweils 19:30 Uhr).
Nicht mehr ganz analog scheint es auch in dem Ferienlager zuzugehen, in das
der junge Malte kommt. Hier gibt es keine Erwachsenen und die Jugendlichen
passen auf sich selber aus. Der 1994 geborene Tim Wiebel hat für sein Stück
„Funken“ 2021 den Retzhofer Dramapreis für Junges Publikum gewonnen. Im
[4][Theater an der Parkaue] inszeniert Mina Salehpour nun die Uraufführung
(„Funken“, 26.2., 16 Uhr & 28.2., 10 Uhr.)
21 Feb 2022
## LINKS
[1] https://www.hebbel-am-ufer.de/programm/pdetail/oliver-zahn-steinere-gaeste/
[2] /Archiv-Suche/!5831194&s=theater+berlin&SuchRahmen=Print/
[3] https://www.volksbuehne.berlin/#/de/repertoire/jessica-an-incarnation
[4] https://www.parkaue.de/spielplan/spielplan/funken/121/
## AUTOREN
Esther Slevogt
## TAGS
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