# taz.de -- Theatertipps der Woche: Archaische Bildmacht | |
> Sahar Rahimi geht dem Märchen vom Wolf auf den Grund, Corinna Harfouch | |
> als „Queen Lear“, neue Talente bei „Wildwuchs“ und junges Theater am … | |
Bild: Das Ensemble Junges DT entwickelte mit Sarah Kurze das Stück „Hier wir… | |
Ganz klar, der Wolf, der erst die Großmutter und dann das Rotkäppchen | |
verspeist, ist ein alter weißer Mann. Und hinter der archaischen Bildmacht | |
der Geschichte schreit es natürlich laut „#metoo!“. Die bereits | |
Disney-taugliche Verpackung des brutalen Stoffs macht sie aber auch | |
popkulturell kompatibel. Jetzt erzählt die Regisseurin und Performerin | |
Sahar Rahimi im [1][Ballhaus Ost] den Stoff als „Graphic Novel“ neu. | |
„Wolf“ ist die Performance überschrieben, weil die Story nun Triebe und | |
Gelüste des Wolfs ins Zentrum stellt. Zusammen mit dem queeren | |
Performer:innenpaar Lucy Wilke und Lotta Ökmen soll nämlich vom | |
„allerletzten Aufbäumen alter und dem Erstarken neuer Systeme, von | |
identitätspolitischem Getöse, romantischem Gesülze und falschen Gedärmen“ | |
erzählt werden. | |
Neben Sahar Rahimi, die auch Mitgründerin des Performance-Kollektivs | |
„Monstertruck“ ist, sind an der Performance u. a. Joscha Eckert (Video & | |
Bühne), Niklas Kraft (Sound), Veit Kowald und Benedikt Gahl (Figurenbau) | |
beteiligt (Premiere 17. Februar, weitere Vorstellungen 18.+19. Februar, je | |
20 Uhr, für Publikum unter 18 nicht empfohlen). | |
Neu gelesen wird auch am [2][Maxim Gorki Theater] ein altes Stück: „King | |
Lear“ von William Shakespeare, wo es um einen altersstarrsinnigen König | |
geht, dem eine ordentliche Übergabe der Macht an die nächste Generation | |
nicht gelingt. Stattdessen stürzt er sein Reich in Krieg und Chaos. „Queen | |
Lear“ heißt da von Sören Voima und Christian Weise überschriebene Drama | |
jetzt und die Titelrolle spielt die große Corinna Harfouch. Ob Frauen es | |
also besser hinkriegen oder es eigentlich egal ist, ob jemand ein alter | |
weißer Mann oder eine alte weiße Frau ist? („Queen Lear“, Premiere 18. | |
Februar, 19:30 Uhr; Premiere sowie weitere Vorstellungen vielfach | |
ausverkauft). | |
## Neue Generation Theater bei „Wildwuchs“ | |
An einem geordneten Generationswechsel arbeitet im [3][TD Berlin] (formerly | |
known as Theaterdiscounter) das Newcomer:innen-Festival „Wildwuchs“. In | |
diesem Jahr werden zum dritten Mal in Werkstatt-Inszenierungen jeweils drei | |
junge Autor:innenpositionen vorgestellt. An den Start gehen am 18. | |
und 19. 2. das Duo Paula Kläy + Guido Wertheimer mit ihrer | |
Antiken-Umdeutung „Anatomie eines Hasen“, Maximilian Rummel mit seiner | |
absurden Reise durch das koloniale Erbe „Das Schwarz des Birkenspanners“ | |
und Julia Herrgesell mit ihrer Goethe-Überschreibung „Gefährten“. Wer also | |
hören und sehen will, was die jüngste, auf den letzten Metern des 20. | |
Jahrhunderts geborene Dramatiker:innengeneration aktuell | |
umtreibt, der sollte am 18. / 19. Februar in die Klosterstrasse gucken | |
kommen („Wildwuchs 2022“; 18.+19. Februar, je 19 Uhr, Restkarten an der | |
Abendkasse). | |
Noch jünger sind die Performer:innen, die im [4][Jungen DT] unter der | |
Anleitung der jungen Regisseurin Sarah Kurze spielen. Und entsprechend groß | |
ist ihre Frage nach den Möglichkeiten für eine Verbesserung unserer Welt. | |
Doch am Anfang von „Hier wird kein Titel stehen“ steht erst mal ein großes | |
Ohnmachtsgefühl. Aber dabei bleibt es natürlich nicht (Premiere 19. | |
Februar, 19:30 Uhr, Restkarten an der Abendkasse). | |
14 Feb 2022 | |
## LINKS | |
[1] https://www.ballhausost.de/produktionen/wolf/ | |
[2] https://www.gorki.de/de/queen-lear/2022-02-18-1900 | |
[3] https://td.berlin/stuecke/wildwuchs-2022 | |
[4] https://www.deutschestheater.de/programm/a-z/hier-wird-kein-titel-stehen/sa… | |
## AUTOREN | |
Esther Slevogt | |
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