# taz.de -- Arbeitskampf bei Vattenfall in Berlin: In der Pandemie unter Strom | |
> Mitarbeiter*innen von Vattenfall und der Stromnetz Berlin GmbH | |
> streiken für höhere Löhne. Belastet sehen sie sich auch durch die | |
> Pandemie. | |
Bild: Gekommen, um zu streiken: Zwei Mitarbeiter der Stromnetz Berlin GmbH | |
Berlin taz | Vor dem Roten Rathaus haben sich am Dienstagvormittag um die | |
150 Streikende zusammengefunden. Über der Versammlung kreist eine Drohne, | |
die ihre Aufnahmen live auf eine Leinwand neben der Bühne überträgt. | |
Anlässlich der [1][laufenden Tarifverhandlungen hat Verdi] die 2.600 | |
Berliner Beschäftigten des Vattenfall-Konzerns und 1.600 | |
Mitarbeiter*innen der Stromnetz Berlin GmbH zum Warnstreik aufgerufen. | |
Verdi verlangt eine Lohnerhöhung um 6 Prozent und eine bessere Bezahlung | |
für Auszubildende. | |
Ihre Forderungen begründet die Gewerkschaft mit der hohen Arbeitsbelastung | |
in der Energiewirtschaft während der Pandemie, den hohen Umsätzen des | |
Vattenfall-Konzerns und der anhaltenden Inflation. | |
„Die Gewinne sprudeln, aber nur der schwedische Mutterkonzern darf | |
abkassieren“, heißt es auf der Verdi-Kundgebung am Dienstag. Tatsächlich | |
haben die Entschädigungszahlungen für den vorzeitigen Atomausstieg und | |
höhere Strompreise Vattenfall im vergangenen Jahr einen Milliardengewinn | |
beschert. Hinzu kamen weitere 2,14 Milliarden Euro durch die | |
[2][Verstaatlichung des Berliner Stromnetzes]. | |
In der zweiten Verhandlungsrunde hatten die Arbeitgeber eine | |
durchschnittliche Erhöhung des Tariflohns um 2 Prozent ab Februar 2022 und | |
weitere 1,5 Prozent ab August 2023 vorgeschlagen. Alternativ haben sie eine | |
Coronaprämie über 800 Euro angeboten, dafür hätten die Beschäftigten | |
allerdings acht Monate lang keinen Anspruch auf Entgelterhöhung. | |
## Verdi verzeichnet Zulauf an Auszubildenden | |
„Ein Schlag ins Gesicht“ sei das Angebot, findet Thomas Verhoeven, | |
Betriebsratsvorsitzender der Stromnetz Berlin GmbH. Die [3][Energiewende] | |
sei ohne ausreichende Fachkräfte nicht denkbar, doch der Branche fehle der | |
Nachwuchs: „Die Demografie der Belegschaft zeigt, dass es bessere | |
Arbeitsbedingungen braucht“, so Verhoeven. | |
Tatsächlich haben sich am Dienstag auch Auszubildende bei der Kundgebung | |
eingefunden. „Wir wollen 80 Euro mehr pro Jahr“, sagt Tim. Der 21-Jährige | |
ist im zweiten Lehrjahr bei Vattenfall, vor ein paar Monaten hat er sich | |
Verdi angeschlossen. | |
Dass die Pandemie sie vor neue Herausforderungen gestellt hat, erzählen | |
viele der Auszubildenden: Ganze Module seien gestrichen worden, oft hätten | |
sie sich den Stoff selbst beibringen müssen. Ihre Gehaltsforderungen sollen | |
jedoch vor allem [4][die starke Teuerung ausgleichen], heißt es bei Verdi. | |
Je nach Lehrjahr zahlt Vattenfall seinen Auszubildenden derzeit bis zu | |
1.256 Euro brutto. | |
Am 17. Februar gehen die Tarifverhandlungen in die dritte Runde. Tim will | |
seine Ausbildung fortsetzen, auch wenn von seinem Arbeitgeber keine | |
weiteren Zugeständnisse kommen sollten. „Aber ein Versuch ist es wert.“ | |
16 Feb 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Gewerkschaften-in-der-Coronapandemie/!5829690 | |
[2] /Der-Senat-kauft-das-Stromnetz-zurueck/!5763425 | |
[3] /Die-Energiewende-voranbringen/!5825784 | |
[4] /Inflation-in-Deutschland/!5826747 | |
## AUTOREN | |
Johanna Jürgens | |
## TAGS | |
Tarif | |
Streik | |
Verdi | |
Energieversorgung | |
Verdi | |
Tarifabschluss | |
Demo | |
Verdi | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Tarifverhandlungen für Kitas & Co.: Streiken nur im Notfall | |
Für die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst der Kommunen beginnen | |
am Freitag die Tarifverhandlungen. Gewerkschaften fordern Aufwertung. | |
Für Beschäftigte bei Tageszeitungen: 3,5 Prozent mehr Lohn | |
Für Journalist:innen bei Tageszeitungen soll es neben einer | |
Lohnerhöhung eine einmalige Corona-Prämie von 500 Euro geben. Verdi | |
kritisiert das als zu niedrig. | |
Protest von Lieferando-Fahrer*innen: Ausgeliefert, angenervt | |
In Berlin-Kreuzberg haben am Freitag Lieferando-Fahrer*innen und | |
Gewerkschafter für bessere Arbeitsbedingungen protestiert. | |
Streik von ver.di und GEW: Dankbarkeit nicht im Lohn bemerkbar | |
Verdi und GEW rufen in der zweiten Novemberwoche unabhängig voneinander zu | |
Streiks auf. Grund dafür sind Forderungen für ein höheres Gehalt. |