# taz.de -- Umstrittener Kölner Erzbischof: Woelki bietet Papst Amtsverzicht an | |
> Nach seiner Auszeit ist der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki am | |
> Mittwoch ins Amt zurückgekehrt. Er bot seinen Rücktritt an – Papst | |
> Franziskus muss aber zustimmen. | |
Bild: Woelki kehrt erst einmal nur auf Probe zurück | |
BERLIN taz | Er hatte sich Ende September eine fünfmonatige „geistliche | |
Auszeit“ genommen – jetzt hat Kardinal Rainer Maria Woelki Papst Franziskus | |
seinen Rücktritt angeboten. Das teilte der Kölner Erzbischof am Mittwoch in | |
einem Hirtenbrief mit, den das Erzbistum auf seiner Homepage veröffentlicht | |
hat. Darin spricht Woelki davon, „nicht unverändert einfach so zurück“ zu | |
sein: „Tatsächlich war für mich im Oktober letzten Jahres ein Maß an | |
körperlicher und mentaler Erschöpfung erreicht, das eine Auszeit notwendig | |
machte.“ | |
Damit kehrt Woelki erst einmal nur auf Probe zurück. Der Papst werde „zu | |
gegebener Zeit entscheiden“, ob er dem Rücktrittsgesuch zustimme, teilte | |
das Erzbistum mit. Franziskus habe jedoch angeordnet, dass Woelki sein Amt | |
nach der Auszeit zunächst weiter ausübe. | |
Vorausgegangen war eine heftige Debatte um Woelkis Umgang mit der | |
Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche. Dem | |
Erzbistum und Woelki wurde unter anderem vorgeworfen, ein Gutachten | |
zurückgehalten zu haben, das die massenhafte sexuelle Gewalt an Kindern und | |
Jugendlichen in der katholischen Kirche aufarbeiten sollte. | |
Das Gutachten der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker und Wastl, das laut | |
Woelki „methodische Mängel“ aufwies, hatte indes eine besondere Brisanz, | |
weil es auch Geistliche betraf, die damals in Köln hohe Ämter bekleideten. | |
Ihnen wurden Fehler im Umgang mit Fällen von sexuellem Kindesmissbrauch | |
durch Geistliche nachgewiesen; es stand der Vorwurf im Raum, die | |
Beschuldigten hätten Täter geschützt. | |
## „Maria 2.0“ protestierte gegen Woelkis Rückkehr | |
Im Februar hatte das Landgericht Köln einen Priester wegen sexuellen | |
Missbrauchs zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Kritisiert wurde Woelki aber | |
auch wegen seiner überholten reformfeindlichen Haltung. Unter anderem lehnt | |
er die Priesterweihe für Frauen und die Abschaffung des Pflichtzölibats für | |
Priester ab. | |
Im Herbst vergangenen Jahres mussten einige hohe Geistliche beim Papst ihre | |
Rücktrittsgesuche einreichen. Das wurde auch von Woelki erwartet – tat er | |
aber nicht, sondern ließ sich auf die vom Vatikan verordnete Auszeit ein. | |
Gegen Woelkis Rückkehr protestierte am Mittwoch die vor allem von Frauen | |
getragene Reformbewegung „Maria 2.0“. Die Aktivist:innen fordern einen | |
tiefgreifenden Wandel in der katholischen Kirche, dem Woelki kritisch | |
gegenübersteht. „Maria 2.0“ gehe es aber nicht nur um Woelki allein, sagte | |
deren Sprecherin Maria Mesrian am Mittwoch im WDR. Sondern um die | |
Machtstrukturen und das gesamte System, das „keine Machtkontrolle kenne“. | |
Die jahrelangen Skandale um sexuelle Gewalt in katholischen Einrichtungen, | |
die zurückgehaltenen Gutachten, die Debatten um Woelki und andere hohe | |
Geistliche bleiben nicht folgenlos: Gläubige kehren der Kirche seit | |
Längerem den Rücken, allein im Jahr 2020 traten über 221.000 | |
Katholik:innen aus der Kirche aus. | |
Seit Jahren fordern Protest- und Reformbewegungen zudem einen anderen | |
Umgang mit Geschiedenen und nichtheterosexuellen Menschen. Auch das hatte | |
Folgen: Ende Januar outeten sich 125 queere Kirchenmitarbeiter:innen | |
unter dem Hashtag #OutInChurch. Dadurch riskierten nicht wenige ihre | |
berufliche Zukunft in kirchlichen Einrichtungen. | |
Eine überraschende Wendung gab es Anfang Februar: Das katholische | |
Gesprächsformat „Synodaler Weg“ sprach sich für die Segnung homosexueller | |
Paare und Frauen in Weiheämtern aus. Ob Kardinal Woelki das gefällt, ist | |
unbekannt. Jetzt kann er sich dazu erklären – und im besten Fall die | |
Reformen unterstützen. | |
2 Mar 2022 | |
## AUTOREN | |
Simone Schmollack | |
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