# taz.de -- Sexualisierte Gewalt in der Kirche: Mitspracherecht bei Woelki gefo… | |
> Die Auszeit von Erzbischof Woelki endet Anfang März. Gläubige fordern vor | |
> seiner Rückkehr eine Befragung und dass die Reformbeschlüsse ernst | |
> genommen werden. | |
Bild: Erzbischof Rainer Maria Woelki auf dem Weg zur Priesterweihe im Kölner D… | |
KÖLN afp/dpa | Angesichts der bevorstehenden Rückkehr des [1][Erzbischofs | |
Rainer Maria Woelki] haben Katholiken in Köln eine Befragung der Gläubigen | |
gefordert. „Teilhabe der Gläubigen ist in Köln das Gebot der Stunde“, sag… | |
der Vorsitzende des Diözesanrats, Tim Kurzbach, dem Kölner Stadt-Anzeiger | |
vom Montag. Wenn die jetzigen Verantwortlichen und die deutschen Bischöfe | |
es mit den [2][jüngsten Reformbeschlüssen des synodalen Wegs] ernst | |
meinten, müssten sie „die Gemeinden zu der Frage hören, ob es eine Zukunft | |
mit Kardinal Rainer Woelki geben kann“. | |
Das Oberhaupt des Kölner Erzbistums ist noch bis Aschermittwoch, der in | |
diesem Jahr auf den 2. März fällt, beurlaubt. Die Krise in der Diözese sei | |
durch Woelkis Auszeit nicht beigelegt, mahnte Kurzbach. „Es sind derzeit | |
nicht die geringsten Anzeichen erkennbar, dass nach dem 2. März etwas | |
anders wird“, sagte er der Zeitung. Der Vatikan sei dafür verantwortlich, | |
das Erzbistum „nicht sehenden Auges in die Kernschmelze laufen zu lassen“. | |
Die Reformbewegung Maria 2.0 forderte Woelkis Vertreter Rolf Steinhäuser | |
dazu auf, seinen Lagebericht für den Vatikan und das Ergebnis einer | |
geheimen Abstimmung im Beratergremium des Erzbischofs zu dessen Rückkehr | |
offenzulegen. Sollte Kardinal Woelki zurückkehren, drohe „Agonie“, hieß es | |
in dem Bericht. | |
Woelki werden schwere Kommunikationsfehler bei der Aufarbeitung [3][des | |
Missbrauchsskandals] im größten deutschen Bistum vorgeworfen, auch wenn er | |
persönlich juristisch entlastet wurde. Papst Franziskus beließ ihn im Amt, | |
der Kardinal nahm sich jedoch für vier Monate eine sogenannte geistliche | |
Auszeit. | |
## Erste Reformbeschlüsse bei der dritten Synodalversammlung | |
Am Wochenende war mit ersten [4][konkreten Reformbeschlüssen die dritte | |
Synodalversammlung] zur Erneuerung der katholischen Kirche in Deutschland | |
zu Ende gegangen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg | |
Bätzing, wertete das dreitägige Treffen in Frankfurt am Main als „großen | |
Erfolg“. „Wir verändern das konkrete Handeln der Kirche, und ich habe die | |
große Hoffnung, uns gelingt der Durchbruch in eine veränderte Kultur: | |
deutlich partizipativer, gerechter, in geteilter Verantwortung aller.“ | |
Konkret habe die Synodalversammlung beschlossen, dass die Gläubigen eines | |
jeden Bistums künftig stärker an der Berufung eines neuen Bischofs | |
beteiligt werden sollten. „Ein Kulturwandel ist auch in der Gestaltung des | |
kirchlichen Arbeitsrechts notwendig“, sagte Bätzing. Weit über 90 Prozent | |
der Delegierten hätten sich dafür ausgesprochen. | |
Der Limburger Bischof verwies auf die aufsehenerregende Initiative | |
#OutInChurch, in der sich kürzlich 125 kirchliche Mitarbeiterinnen und | |
Mitarbeiter zu ihrem Queersein bekannt hatten. Derzeit müssen kirchliche | |
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die etwa in homosexuellen Partnerschaften | |
leben oder nach einer Scheidung wieder heiraten, mit Sanktionen rechnen, im | |
schlimmsten Fall mit der Kündigung. | |
Auch die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), | |
Irme Stetter-Karp, sagte: „Die Dritte Synodalversammlung war erfolgreich. | |
Die Versammlung hat geliefert.“ Erstmals seien drei Reformtexte in zweiter | |
Lesung und damit bindend verabschiedet worden. Dabei habe es auch klare | |
Mehrheiten der Bischöfe gegeben. | |
Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) sah nach der | |
Synodalversammlung „deutliche Fortschritte“. Nun seien die Bischöfe mit | |
rascher Umsetzung gefragt. „Das muss jetzt geschehen und es darf nicht erst | |
auf eine Zustimmung oder Ablehnung aus Rom gewartet werden“, betonte der | |
BDKJ-Vorsitzende Gregor Podschun, der selbst Delegierter der | |
Synodalversammlung ist. | |
Positiv fiel auch die Bilanz der Katholischen Frauengemeinschaft | |
Deutschland (kfd) aus. „Unsere Beharrlichkeit und unser Ringen der | |
vergangenen Jahre haben sich endlich ausgezahlt. Die Versammlung hat | |
gezeigt: Die Kirche – und die Mehrheit der anwesenden Bischöfe – will die | |
Veränderung und hat jetzt die [5][dringend nötigen Reformen] in Gang | |
gebracht“, sagte die stellvertretende Bundesvorsitzende Agnes Wuckelt. | |
Zuspruch gab es ebenso von den Reformgruppen, die den Synodalen Weg von | |
außen begleiten: „Diese Versammlung hat gezeigt: Die Zeit der Angst und der | |
Ausgrenzungen wie auch der Fixierung auf eine übergriffige Sexualmoral ist | |
endlich vorbei“, hieß es in einer Stellungnahme von „Wir sind Kirche“. | |
Allerdings seien auch die immer noch bestehenden Widerstände in Teilen der | |
Deutschen Bischofskonferenz deutlich geworden. Vor allem der Regensburger | |
Bischof Rudolf Voderholzer hatte sich in seinen Redebeiträgen immer wieder | |
gegen Reformen gestellt. | |
Missbrauchsbetroffene waren hingegen enttäuscht von der dritten | |
Vollversammlung des Synodalen Wegs. Die [6][Betroffenenorganisation | |
„Eckiger Tisch“] sagte, dass bei den Gesprächen die Anliegen der Opfer | |
keine Rolle gespielt hätten. | |
7 Feb 2022 | |
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