# taz.de -- Theaterautorin über Anarchie: „Der Wunsch, ein Clown zu sein“ | |
> Wenn das Leben plötzlich schwer ist, hilft es dann, mal ganz anarchisch | |
> zu sein? Judith Kuckart über ihr Theaterstück „Kommt ein Clown in ein | |
> Hotel“. | |
Bild: „Clownsein hat viel mit Ehrlichkeit zu tun“, sagt Judith Kuckart | |
taz: Frau Kuckart, in Ihrem neuen Stück geht es um die Figur des Clowns. | |
Nicht zum ersten Mal … | |
Judith Kuckart: Ich habe mich im Rahmen von „Quantenschaum“ in Bremen im | |
Zusammenhang mit dem Thema Gehirn mit Clowns beschäftigt. In „Und wann | |
kommen die Elefanten?“ ging es um die Frage, ob der Mensch sein Herz, seine | |
Seele oder sein Gehirn ist. | |
Inwieweit ist „Kommt ein Clown in ein Hotel“ eine Fortsetzung dieser | |
Arbeit? | |
Inhaltlich gar nicht, es ist eher durch den Arbeitszusammenhang eine | |
Fortsetzung, weil mit Svea Auerbach und Markus Seuß zwei dabei sind, mit | |
denen ich schon bei „Quantenschaum“ zusammengearbeitet habe. Mit Erik | |
Roßbander habe ich auch schon gearbeitet. Was auch noch von „Quantenschaum“ | |
mitgekommen ist, ist Matthias Romir, ein echter Clown. Der macht dieses Mal | |
die Clownsregie. Diesmal geht es um die Anteile des Clowns in jeder | |
Existenz, um den Wunsch, ein Clown zu sein, wenn das Leben ganz schwer | |
wird. Um die Freiheit, sich plötzlich total anarchisch sein zu können. Die | |
Schauspieler*innen wollen vielleicht Clown sein, um sich dem Leben | |
gegenüber professioneller verhalten zu können. | |
Ist der Clown im Menschsein also unterrepräsentiert? | |
Ja, leider. | |
Geht das denn, zum Beispiel im Büro auf einmal ein Clown zu sein? | |
Kommt drauf an, wie gut man da ist. Clownsein hat ganz viel mit Ehrlichkeit | |
zu tun. | |
Anarchisch zu sein, mag einem gerade sehr aktuell vorkommen, wo der Alltag | |
durch Maßnahmen gegen die Pandemie sehr reguliert ist. Kam daher die Idee | |
zu Ihrem Text? | |
Nein, eher die unendlich lange Zeit, in der wir nicht arbeiten konnten. Die | |
Idee kommt von Svea Auerbach, die von der Clownsidee infiziert war. Sie | |
hatte es damals geschafft, den echten Clown zum Lachen zu bringen. Seitdem | |
ist sie angefixt. Wegen Corona musste das Projekt dann geschoben werden. | |
Von den Schauspieler*innen kam dann aber schon bald die Frage, ob ich | |
nicht Aufgaben für sie hätte. Da hab’ ich ihnen Schreibaufgaben gegeben. | |
Dabei sind sehr viele Texte entstanden, aus denen ich Motive und Ideen | |
genommen habe und zu etwas ganz Neuem montiert. | |
Corona hat auf die Arbeitsbedingungen gewirkt – spielt das auch im Stück | |
eine Rolle? | |
Natürlich sind dadurch Sachen zum Vorschein gekommen, aber ich würde Corona | |
gern als Schnee von gestern behandeln, nur Schlüsse daraus ziehen wollen. | |
Man kann doch jetzt nicht so tun, als sei das die wichtigste Zeit in | |
unserem Leben. | |
Im Kulturbetrieb wird diskutiert, ob die Menschen wie zuvor ins Theater | |
zurückkommen. Was denken Sie? | |
Wir hatten eine öffentliche Probe, bei der waren mehr als hundert Leute. Es | |
gibt wahrscheinlich Wellen, wie beim Virus. Es wird sich jetzt zeigen, ob | |
Theater ein Urbedürfnis ist. Ich glaube, das ist es. | |
28 Feb 2022 | |
## AUTOREN | |
Andreas Schnell | |
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