# taz.de -- „Deutsche Welle“ im Ausland: Türkei droht nun auch | |
> Nach der russischen Regierung will auch die türkische Medienaufsicht die | |
> Arbeit der Deutschen Welle einschränken. Sie setzt dem Sender ein | |
> Ultimatum. | |
Bild: Nach Russland will auch die Türkei die Deutsche Welle einschränken | |
Berlin/Ankara/Moskau rtr/dpa/taz | Nach Russland droht nun auch die Türkei | |
der [1][Deutschen Welle] mit Einschränkung ihrer Pressefreiheit. Die | |
türkische Aufsichtsbehörde für den Rundfunk (RTÜK) hat am Mittwoch drei | |
internationalen Medienhäusern eine Frist von 72 Stunden gesetzt, um eine | |
Betriebslizenz für ihre türkischsprachigen Websites zu erhalten. Das teilte | |
RTÜK-Vorstandsmitglied Ilhan Tasci auf Twitter mit. Tasci, der auch | |
Abgeordneter der Opposition ist, kritisierte den Schritt als weiteren | |
Angriff auf die Medienfreiheit in der Türkei. | |
Sollten Deutschen Welle, Voice of America und Euronews keine Lizenz | |
einholen, werde der Zugang zu ihren Plattformen gesperrt. Das | |
Regulierungsgremium habe dies mit der Mehrheit der Stimmen der neun | |
RTÜK-Vorstandsmitglieder beschlossen. Diese gelte für die Internetseiten | |
dw.com/tr, amerikaninsesi.com und tr.euronews.com. Ein Sprecher der | |
Deutschen Welle sagte, man könne dazu vorerst nicht Stellung nehmen, es | |
gebe von der RTÜK zum Sachverhalt bisher keine offiziellen Informationen. | |
Vom RTÜK-Vorstand, der von der regierenden AK-Party dominiert wird, war | |
zunächst keine Begründung für das Vorgehen zu erhalten. Die Türkei hat in | |
den vergangenen Jahren die Medienaufsicht verschärft, indem sie der RTÜK | |
eine weitreichende Aufsicht über alle Online-Inhalte gab, die sie auch | |
entfernen kann. Etwa 90 Prozent der Mainstream-Medien in der Türkei | |
befinden sich heute in staatlichem Besitz oder stehen der Regierung nahe. | |
## Weiter kein Fortschritt im Streit mit Russland | |
In Russland muss die Deutsche Welle derweil weiter auf die Akkreditierungen | |
ihrer Journalisten verzichten. „Die Akkreditierungen bleiben weiterhin | |
entzogen“, sagte ein Sprecher des deutschen Auslandssenders am Mittwoch der | |
Deutschen Presse-Agentur. | |
Zuvor hatten Hoffnungen auf einem Gespräch zwischen dem Moskauer | |
DW-Büroleiter Juri Rescheto und der Sprecherin des russischen | |
Außenministeriums, Maria Sacharowa, gelegen. Dem DW-Sprecher zufolge dürfen | |
die betroffenen Korrespondenten allerdings vorerst in Russland bleiben. | |
Am Freitag war das Büro der Deutschen Welle in Moskau geschlossen worden, | |
nachdem Russland am Tag zuvor ein Sendeverbot erteilt hatte. Mitarbeiter | |
mussten ihre Akkreditierungen abgeben. Russland begreift dies als Reaktion | |
auf [2][ein Sendeverbot der deutschen Medienregulierer für das Mitte | |
Dezember gestartete deutschsprachige TV-Programm RT DE] des russischen | |
Staatsmediums RT. Allerdings sind RT-Journalisten in Deutschland weiter | |
akkreditiert, der Sender streamt nach wie vor übers Netz. Das Verbot der | |
Medienbehörden bezieht sich nur auf Satellit und Kabel, wofür RT DE die | |
Lizenz fehlt. | |
10 Feb 2022 | |
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