| # taz.de -- Richtlinien für Lieferketten: Ein schönes Argument für Europa | |
| > Die EU setzt einen internationalen Standard für Menschenrechte in der | |
| > Wirtschaft. Geschädigte können ihre Rechte vor Gerichten in Europa | |
| > einklagen. | |
| Bild: Arbeiter in der Demokratischen Republik Kongo warten auf Sicherheitsaussr… | |
| Einen weltweiten Standard für Menschenrechte in der Wirtschaft setzt jetzt | |
| die Europäische Union. Am Mittwoch stellte die Kommission den [1][Entwurf | |
| ihrer Lieferketten-Richtlinie] vor. Hiesige Unternehmen müssen sich, wenn | |
| der Vorschlag der Kommission durchkommt, künftig darum kümmern, dass ihre | |
| weltweiten Lieferanten die Gewerkschaftsfreiheit der Beschäftigten | |
| gewährleisten oder die Anwohner vor Landraub und Wasserverschmutzung | |
| schützen. | |
| Durchsetzen sollen das nicht nur die Behörden der EU-Mitgliedstaaten, | |
| sondern Geschädigte können dann ihre Rechte auch vor europäischen Gerichten | |
| einklagen. Das alles gilt für etwa 13.000 Firmen in der EU, zusätzlich aber | |
| auch für ungefähr 4.000 ausländische Unternehmen, die in Europa Geschäfte | |
| machen. Gerade diese internationale Wirkung stellt einen kaum zu | |
| unterschätzenden Fortschritt dar. | |
| Das neue EU-Gesetz dürfte damit Unternehmen wie den in der Schweiz | |
| ansässigen [2][Rohstoff-Konzern Glencore] betreffen, der einen großen Teil | |
| etwa der Ausbeutung von Kupfer und Kobalt in der Republik Kongo beherrscht. | |
| Auch andere Konzerne, die den globalen Handel mit Rohstoffen dominieren, | |
| korrupte Diktatoren finanzieren und Wüsten hinterlassen, bekommen ein neues | |
| Problem. | |
| Sicherlich könnte die EU-Regulierung konsequenter ausfallen. Volkswagen | |
| wird schon einen Weg finden, die [3][kastrierten Rechte seiner | |
| Beschäftigten in China] schön zu malen. Wobei an solchen Punkten | |
| interessante Prozesse auch vor deutschen Gerichten zu erwarten sind. | |
| Voraussetzung: In den kommenden Verhandlungen mit dem EU-Parlament und dem | |
| Rat wird der Entwurf nicht noch glatt geschliffen. | |
| Grundsätzlich jedoch ist die Lieferketten-Richtlinie ein Beispiel für eine | |
| positive, weltweite Standardsetzung durch die EU, ähnlich der | |
| Datenschutzgrundverordnung oder dem Vorhaben der Klimaneutralität. Nicht um | |
| Neokolonialismus handelt es sich, sondern um den Versuch, den universellen | |
| Menschenrechten Gültigkeit zu verschaffen. Ein schönes Argument für Europa. | |
| 23 Feb 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Hannes Koch | |
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