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# taz.de -- Frankreichs Präsident Macron in Moskau: Dialog ohne Zugeständnisse
> Mehr als fünf Stunden spricht Macron mit seinem russischen Amtskollegen
> Wladimir Putin über die Ukraine. Zu sagen haben sie lediglich Bekanntes.
Bild: Auf Abstand: Wladimir Putin und Emmanuel Macron bei ihrem Gespräch am Mo…
Moskau taz | Als der russische Präsident Wladimir Putin und sein Gast,
[1][Frankreichs Präsident Emmanuel Macron], kurz nach Mitternacht Moskauer
Zeit vor die Presse treten, versuchen sie, munter zu wirken. Putin
verkneift sich das Gähnen, Macron tritt hin und wieder von einem auf den
anderen Fuß.
Mehr als fünf Stunden „sinnvoller und nützlicher Gespräche“ in
„geschäftlicher Atmosphäre“ haben sie hinter sich. Gespräche, die beide …
Meinungsaustausch bezeichnen. Macron spricht dabei von „fundamentalen
Unstimmigkeiten, aber auch einigen Übereinstimmungen“. Putin lobt den
„Dialog“, zu Zugeständnissen aber ist er nicht bereit.
Im Fokus der engen Kontakte – Macron und Putin hatten vor ihrem Treffen
drei Mal innerhalb einer Woche telefoniert – steht die Deeskalation der
Ukrainekrise. Russland hat nach Erkenntnissen von westlichen Geheimdiensten
und anhand von Satellitenbildern rund 70 Prozent seiner Streitkräfte an der
russisch-ukrainischen Grenze zusammengezogen. Der Nato und den Amerikanern
wirft Moskau vor, die Ukraine mit Waffen „vollzustopfen“ und [2][Russlands
Sorgen um seine Sicherheit] zu ignorieren. „Ihr hört uns nicht, aber ich
kann das nochmals erklären“, sagt Putin im Verlauf der nächtlichen
Pressekonferenz mehrmals.
Frankreich hat derzeit die EU-Ratspräsidentschaft inne. Macron nutzt diese
Gelegenheit, um die europäische Diplomatie energisch voranzutreiben. Er
wagt den Spagat, Verständnis für die russischen Sorgen und „die Traumata
dieser großen Nation“ zu zeigen, Moskau aber auch unmissverständlich die
Grundprinzipien des Westens zu erklären.
## Einziger gemeinsamer Nenner
Der einzige gemeinsame Nenner, auf den sich die Präsidenten offenbar
einigen können, ist die Fortsetzung der Gespräche, in Absprache mit der
Ukraine. „Die nächsten Tage sind entscheidend“, sagte Macron. Der
44-Jährige trifft an diesem Dienstag den ukrainischen Präsidenten Wolodimir
Selenski. Sicherheit in Europa gebe es nur, wenn sich auch Russland sicher
fühle, sagt Macron im Kreml-Saal. Allerdings: Das in den vergangenen
Jahrzehnten Erreichte dürfe nicht missachtet werden.
Putin zeigt sich fest und unbeweglich in den drei Punkten der von der Nato
und den USA eingeforderten Sicherheitsgarantien: der Verzicht auf eine
weitere Osterweiterung der Nato, die Begrenzung der Stationierung von
Raketen und den Rückzug der Nato-Truppen auf ihre Positionen wie im Jahr
1997 (vor dem Beitritt der osteuropäischen Länder).
„Das sind unsere zentralen Anliegen“, so Putin. Minutenlang wiederholt er
immer wieder die bekannten Positionen Russlands in dieser Frage. In den
russischen Dokumenten sehe er keinen Punkt, der nicht zu erfüllen sei. Für
Brüssel und Washington dürfte diese Aussage ein Affront sein.
Erneut spricht der russische Präsident der Krim eine entscheidende Rolle
zu. Für Russland ist die Halbinsel „russisches Territorium, die Frage ist
abgeschlossen“. Die Ukraine würde die Krim – die sie wie auch der Westen
als von Russland annektiert betrachtet – auch mit militärischen Mitteln
zurückerobern.
Wenn Kiew aber in der Nato sei, müsste Russland somit Krieg mit der Nato
führen. Diese Ausführungen breitete Putin bereits bei seinem Treffen mit
dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban vor einer Woche aus. Wie
ein neuer Leitspruch kommen sie daher. „Wollen Sie mit Russland kämpfen“,
fragt Putin und schaut die französischen Journalist*innen im Kreml
scharf an. „So wird es kommen.“
8 Feb 2022
## LINKS
[1] /Beziehungen-zwischen-Kreml-und-Elysee/!5827589
[2] /Gespraeche-im-Ukrainekonflikt/!5832205
## AUTOREN
Inna Hartwich
## TAGS
Schwerpunkt Emmanuel Macron
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USA
Lesestück Recherche und Reportage
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
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