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# taz.de -- Partygate um Boris Johnson: Exodus in der Downing Street
> Fünf Mitarbeiter:innen des britischen Premiers schmeißen nach
> Partygate hin. Auch seine engste Vertraute Munira Mirza ist darunter.
Bild: Gegenwind oder strubblig wie immer? Boris Johnson in der Downing Street a…
London taz | Dem britischen Premier Boris Johnson droht ein ungemütliches
Wochenende. Vor einer Woche nahm Scotland Yard Ermittlungen zu den Partys
in 10 Downing Street und anderen Regierungssitzen [1][mitten im Lockdown]
auf. Dann stellte der noch nicht vollständige Untersuchungsbericht „Mängel
an Führungs- und Urteilskraft“ der Regierungsspitze fest. Und nun macht
sich Johnsons engster Stab davon. Seit Donnerstagnachmittag haben fünf
Mitarbeiter:innen ihren Rücktritt erklärt.
Johnsons bisheriger Privatsekretär Martin Reynolds, der im Mai 2020
Angestellte zu einem Gelage im Garten von 10 Downing Street eingeladen
hatte, ist einer von ihnen. Auch Johnsons Stabschef und sein
Kommunikationschef gehen. Diese Köpfe wären womöglich so oder so gerollt,
nachdem Johnson eine Umorganisation von 10 Downing Street angekündigt
hatte. Doch hinter dem Rücktritt von Johnsons politischer Beraterin Munira
Mirza steckt mehr. Sie war über 14 Jahre Johnsons engste politische
Vertraute.
Laut ihrer im Politmagazin The Spectator veröffentlichten
Rücktrittserklärung nimmt Mirza aufgrund der „obszönen Anschuldigung“
Johnsons während seiner Unterhausrede zur amtlichen Partygateuntersuchung
ihren Hut. Johnson hatte hier am Montag einen Angriff des
[2][Oppositionsführers Keir Starmer] mit der Behauptung zurückgewiesen,
Labour-Chef Starmer, einst Direktor der britischen Staatsanwaltschaft,
hätte in diesem Amt nicht den Sexualverbrecher und Kinderschänder Jimmy
Savile zur Verantwortung gezogen.
Zwar wurde ein Verfahren gegen Savile unter Starmers Führung eingestellt,
er war jedoch nicht direkt mit dem Fall beauftragt und hatte nach dem
Bekanntwerden des Ausmaßes der Verbrechen sogar eine Untersuchung
eingeleitet. Für die darin benannten Mängel hatte sich Starmer öffentlich
entschuldigt.
## Streit um Johnsons Attacke auf den Labour-Chef
Mirza gab an, dass Johnsons Attacke ein „unangemessener und
parteipolitischer Verweis zu einem schrecklichen Fall von
Kindesmisshandlung“ gewesen sei. Auch der Vorsitzende des britischen
Unterhauses, Lindsay Hoyle, hatte Johnson für dessen Vorwürfe kritisiert.
Mirza behauptete, sie hätte Johnson ausdrücklich um eine Entschuldigung
gebeten.
Am Freitagmorgen trat eine weitere Mitarbeiterin aus Mirzas Team zurück.
Bereits am Mittwoch hatte der konservative Vorsitzende des
Verteidigungsausschusses, Tobias Ellwood, angegeben, er verlange wegen der
Bemerkung über Savile nun ein parteiinternes Misstrauensvotum gegen
Johnson. Derzeit sind zwölf Tories namentlich bekannt, die das
unterstützen. Ob es mehr gibt, weiß nur der Vorsitzende der konservativen
Hinterbänkler:innen. Mindestens 56 solche Anträge sind nötig, um das
Verfahren zu starten.
Am Donnerstag weigerte sich sogar Finanzminister Rishi Sunak, Johnson
weiter den Rücken zu stärken. Er gilt als derzeitiger Favorit für eine
Nachfolge Johnsons. Am Freitagmorgen gab der Premier sich wie gewohnt
optimistisch und zitierte Rafiki [3][aus dem Musical „The Lion King“]:
„Veränderungen sind gut“.
4 Feb 2022
## LINKS
[1] /Boris-Johnsons-Partygate-Affaere/!5828983
[2] /Tories-und-Labour-in-Grossbritannien/!5804018
[3] /Disneys-Der-Koenig-der-Loewen/!5607284
## AUTOREN
Daniel Zylbersztajn-Lewandowski
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