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# taz.de -- Umweltaktivisten in Honduras: Freispruch mit Symbolcharakter
> In Honduras werden Umweltaktivist:innen systematisch
> kriminalisiert. Nun weckt ein neues Urteil Hoffnung auf eine unabhängige
> Justiz.
Bild: In Honduras hoffen die Menschen auf Gerechtigkeit unter der neuen Regieru…
Mit dem Einschreiten des Obersten Gerichts, der Corte Suprema, hatte
niemand von der Umweltbewegung „Guapinol widersteht“ mehr gerechnet. Am
Mittwoch letzter Woche hatte das Strafgericht der Provinzstadt Tocoa sechs
der acht Umweltaktivisten für schuldig befunden, zwei weitere
freigesprochen. Das Strafmaß sollte in den nächsten Wochen, wie in Honduras
üblich, bekanntgegeben werden. Doch das ist Makulatur, denn 24 Stunden nach
der Bekanntgabe des Urteils haben die Verfassungsrichter:innen es
kassiert und das Verfahren annulliert.
Zu Recht, so Justizexperten, Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen wie
Amnesty International. Die Amerika-Sprecherin von Amnesty International,
Erika Guevara-Rosas, erklärte im Anschluss an das erste Urteil: „Die
honduranischen Behörden müssen aufhören, das Justizsystem zu benutzen, um
[1][Menschenrechtsverteidiger zu kriminalisieren, einzuschüchtern und zu
schikanieren].“ Genau das haben die Richter:innen der höchsten
juristischen Instanz nun unterbunden und die Hoffnung geweckt, dass die
Justiz in Honduras endlich wieder unabhängig wird, so Joaquín Mejía, Jurist
und Menschenrechtsexperte.
Für ihn ist der Fall Guapinol ein Beispiel für eine zutiefst korrupte
Justiz, die [2][im Interesse von Investoren und egoistischen
Politiker:innen] agiere. Das belegt auch eine Studie zur
Kriminalisierung von Menschenrechtsverteidiger:innen in
Zentralamerika, die von mehreren Nichtregierungsorganisationen, darunter
die Heinrich-Böll-Stiftung, im letzten Jahr herausgegeben wurde. Demnach
sei es am 7. September 2018 zur Errichtung des Protestcamps gegen den Bau
der beiden Eisenerzminen des honduranischen Unternehmens Inversiones Los
Pinares (ILP) im Nationalpark Montaña de Botaderos Carlos Escaleras
gekommen, nachdem alle juristischen Eingaben gescheitert seien.
Klar ist, dass die Bergbau-Lizenzen im Bezirk Tocoa des Verwaltungsbezirks
Colón unter Verletzung geltenden Rechts erteilt wurden, und klar ist auch,
dass der Schuss auf einen 17-jährigen Demonstranten von einem Wachmann des
Sicherheitsunternehmens nie untersucht wurde. Der 17-Jährige wurde schwer
verletzt, überlebte jedoch. Trotzdem ging die Polizei daraufhin gegen die
Demonstrant:innen vor, räumte das Protestcamp und erließ Haftbefehl
wegen der Bildung einer kriminellen Vereinigung, Freiheitsberaubung und
schwerer Brandstiftung gegen acht Aktivisten der Umweltbewegung.
## Illegal in Untersuchungshaft
Die stellten sich freiwillig und saßen daraufhin mehr als 36 Monate in
Untersuchungshaft. Illegal, so die UN-Arbeitsgruppe gegen willkürliche
Verhaftungen bereits im November 2020. Sie forderte den honduranischen
Staat auf, die acht Männer sofort freizulassen und sie für das erlittene
Unrecht zu entschädigen. Erfolglos. Mehr als ein Jahr später reagierte nun
die oberste juristische Instanz des Landes und setzte der Kriminalisierung
der Umweltaktivisten ein Ende.
Doch für Joaquín Mejía ist das kaum mehr als ein durchsichtiges Manöver.
„Die Richter:innen wollen ihren miesen Ruf aufpolieren. Sie gelten als
höchst korrupt und als Diener der alten korrupten Regierung“, kritisiert
er. Trotzdem ist das Urteil wegweisend, denn es weckt Hoffnung. Hoffnung,
dass die Kriminalisierung von Umweltaktivist:innen unter der neuen
Regierung in Honduras endet, und Hoffnung auf Reformen der Justiz.
17 Feb 2022
## LINKS
[1] /Ermordete-Umweltschuetzerin-in-Honduras/!5282953
[2] /Sonderwirtschaftszonen-in-Honduras/!5814643
## AUTOREN
Knut Henkel
## TAGS
Aktivismus
Umweltschutz
Honduras
Justiz
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Lateinamerika
Honduras
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