# taz.de -- Neue Klima-Sonderberauftragte: Eine exzellente Wahl | |
> Die Ex-Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan ist genau die Richtige: Sie | |
> weiß, wie dringend Klimaschutz ist. Und wie man dafür breite Bündnisse | |
> schafft. | |
Bild: Morgan und Baerbock während einer Pressekonferenz am Mittwoch | |
Ist das jetzt ein Personal-Coup oder ein Fall von krassem Lobbyismus? Die | |
neue deutsche Klimabeauftragte [1][Jennifer Morgan], die von der grünen | |
Außenministerin Annalena Baerbock berufen wurde, hat die letzten Jahre als | |
Chefin von Greenpeace International gearbeitet. Das führt zu Fragen: Darf | |
die das? Und: Muss es ausgerechnet Greenpeace sein? | |
Greenpeace ist wie jede andere Umweltgruppe eine Interessengruppe. In jeder | |
Regierung arbeiten Menschen, die ihre Expertise bei [2][Interessengruppen] | |
erworben haben: in Wirtschafts- oder Sozialverbänden, bei | |
Unternehmensberatungen und Konzernen, Umwelt- oder Menschenrechtsgruppen. | |
Daran ist nichts verkehrt, wenn sie in der Politik die Interessen der | |
Allgemeinheit im Auge haben und nicht nur ihrer Klientel – was übrigens | |
genauso für ParteipolitikerInnen gilt. Und beim „Lobbyismus“ gibt es einen | |
Unterschied zwischen Menschen, die sich für besseren sozialen Schutz, | |
Menschenrechte oder die Umwelt einsetzen und denen, die nur das Bankkonto | |
ihrer Auftraggeber im Auge haben. | |
Greenpeace ist dafür bekannt geworden, mit spektakulären Aktionen auch mal | |
die Gesetze zu brechen. Wer das als Grund gegen Morgan anführt, ist nicht | |
mehr auf der Höhe der Zeit. Greenpeace ist inzwischen ein internationaler | |
Öko-Multi. Die Mitarbeitenden beraten informell Regierungen, schreiben | |
exzellente Gutachten, arbeiten mit der Industrie an neuen Produkten. Die | |
Rolle des [3][kompromisslosen Widerstands] hat die neue Generation, etwa | |
Extinction Rebellion übernommen. | |
Jennifer Morgan ist eine exzellente Wahl. Sie weiß, wie dringend gehandelt | |
werden muss, und steht gleichzeitig für die Suche nach gemeinsamen | |
Lösungen. Sie kann die deutsche Klimapolitik wieder nach vorn bringen und | |
wichtige Bündnisse anstoßen. Genau das ist es, was die Klimapolitik | |
weltweit dringend braucht: ein breites Bündnis von Politik, | |
Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft, um die Kurve Richtung 1,5 | |
Grad zu schaffen. Eine riesige Aufgabe. Man kann der neuen | |
Klimabotschafterin – und uns allen – dabei nur viel Erfolg wünschen. | |
9 Feb 2022 | |
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## AUTOREN | |
Bernhard Pötter | |
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