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# taz.de -- Militärputsch in Burkina Faso: Wer ist Sandaogo „Armee“ Damiba?
> Paul-Henri Sandaogo Damiba ist der neue starke Mann in einem der ärmsten
> Länder der Welt. Seine geplante Aufgabe: den Staatszerfall stoppen.
Bild: Unterstützer des Putschisten Paul-Henri Sandaogo Damiba in Burkina Faso
Berlin taz | Sein Spitzname ist „Armee“, berichtet die burkinische Zeitung
L’Observateur Paalga über den neuen Militärherrscher, „wegen seiner
militärischen Härte“. Entschlossen sah Paul-Henri Sandaogo Damiba
jedenfalls aus, als er schweigend an der rechten Seite des Armeekapitäns
saß, der am Montagabend im Staatsfernsehen von Burkina Faso die
[1][Putscherklärung des Militärs] verlas. Der 41-Jährige ist nun bis auf
Weiteres der neue starke Mann eines der ärmsten Länder der Welt, in dem
islamistische Gruppen ein Drittel des Staatsgebiets kontrollieren.
Diesen Staatszerfall zu stoppen, war schon vor dem Putsch die Aufgabe von
Sandaogo Damiba. Am 3. Dezember 2021 hatte Burkinas nunmehr weggeputschter
Präsident [2][Kaboré] den Oberstleutnant auf einen der mächtigsten Posten
der Armee befördert: Kommandant der Dritten Militärregion, die sich von der
Hauptstadt Ouagadougou in den Osten von Burkina Faso erstreckt und damit
einige der wichtigsten Konfliktgebiete des Landes umfasst.
Die Beförderung war Teil einer Neubesetzung an der Armeespitze, um der
zunehmenden Unzufriedenheit der Truppe entgegenzuwirken. Für Damiba war sie
keine zwei Monate später das Sprungbrett zum Staatsstreich.
Viele burkinische Beobachter fürchten, Damiba könne sich als Werkzeug des
Langzeitherrschers Blaise Compaoré entpuppen, der [3][2014 durch einen
Volksaufstand gestürzt wurde] und seitdem aus dem Exil in der benachbarten
Elfenbeinküste auf Revanche sinnt. Diente der Karrieresoldat, der schon als
Schulkind auf einer Militärschule war, nicht lange in Compaorés
Präsidialgarde RSP, wo er bis zum Kompaniechef aufstieg?
## Fortbildung an der Pariser École de guerre
Andererseits: Als 2015 der alte RSP-Chef Gilbert Diendéré mit einem
Putschversuch die Revolution von 2014 rückgängig machen wollte, gehörte
Major Damiba zu den Loyalisten, die das vereitelten. Diendéré wanderte ins
Gefängnis und sitzt nun 20 Jahre Haft ab – Damiba ging nach Paris zur
Fortbildung an der prestigeträchtigen École de guerre. Dort, Zufall oder
nicht, wurde damals auch der aktuelle Militärherrscher von Guinea
trainiert, der im vergangenen September putschte.
Damiba diente nach seiner Rückkehr in die Heimat als Militärkommandant in
den Städten Dori und Ouahigouya, zwei Brennpunkte der Gewalt in Burkina
Faso, und leitete ein Regiment von Spezialkräften bis zur weiteren
Beförderung 2021. Was er in diesen Positionen geleistet hat, bleibt zu
klären. Immer wieder machen Soldaten in Burkina Faso ihre Kommandeure dafür
verantwortlich, dass sie gegen islamistische Überfälle wehrlos sind. Dieses
Misstrauen begleitet Damiba auch jetzt.
In Frankreich erhielt Damiba nicht nur eine hervorragende Ausbildung,
sondern schrieb auch ein Buch. „Westafrikanische Armeen und Terrorismus:
Ungewisse Antworten“, erschienen 2021, liefert nach Verlagsangaben ein
„kritisches Urteil“ über die aktuelle Terrorbekämpfung. Dass sein Autor
jetzt Präsident ist, dürfte verkaufsfördernd wirken: Bis Dienstagnachmittag
erreichte das Werk Platz 235 auf der französischen Amazon-Rangliste.
25 Jan 2022
## LINKS
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## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
Burkina Faso
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