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# taz.de -- Nach zwei Jahren Abschottung: Nordkorea öffnet Pforte zu China
> Beide Länder haben die Grenzen in der Pandemie dicht gemacht. Nun fährt
> wieder ein Zug zwischen den Nachbarn.
Bild: Die Freundschaftsbrücke verbindet die chinesische Stadt Dandong mit der …
Peking taz | [1][Nordkorea war seit Beginn der Coronapandemie derart von
der Außenwelt abgeschottet,] dass nun die bloße Ankunft eines Cargo-Zugs
internationale Schlagzeilen generiert. In den Morgenstunden am Montag ist
die Bahn von der chinesischen Grenzstadt Dandong über den Yalu-Fluss wieder
zurück nach Nordkorea gerollt. Seither rätseln südkoreanische wie auch
japanische Medien eifrig, welche Fracht der Zug wohl transportiert haben
mag: Die Nachrichtenagentur Yonhap aus Seoul wettet auf medizinische
Vorräte und andere Hilfsgüter.
Kaum ein Staat wurde ökonomisch so massiv von der Covidkrise getroffen wie
Nordkorea. Um Infektionen in dem Land zu vermeiden, dessen Bevölkerung
mangelernährt und dessen Gesundheitssystem höchst rudimentär ausgebaut ist,
hatte das [2][Kim-Regime] die Grenzen vollständig geschlossen. Insofern
erreichte die Pandemie, was die jahrelang von den USA angeführte
Sanktionspolitik nicht vollbringen konnte: den Außenhandel des Landes
praktisch vollständig zum Erliegen zu bringen.
Dass Nordkorea nicht komplett kollabierte, hat es diskreten
Hilfslieferungen Chinas zu verdanken. Die Volksrepublik schickt dem
verarmten Nachbarn nach wie vor Nahrungsmittel, Dünger und Treibstoff. Die
Lieferungen wurden vor allem fernab der Medienöffentlichkeit auf dem
Meerweg über den Hafen Nampo abgewickelt. Dort sollen die Güter
Quarantänezeiten von bis zu drei Monaten durchlaufen haben, ehe sie
weitertransportiert wurden.
[3][Andrei Lankov] von der Kookmin-Universität in Seoul, einer der
profiliertesten Kenner des Landes, beschreibt 2021 für Nordkorea als eine
Zeit „akuter Krisen und radikaler Veränderungen“. Zuletzt habe sich die
Nahrungsmittelversorgung in einigen abgelegenen Provinzen derart
verschlimmert, dass es auch wieder Hungertote gegeben haben soll, schreibt
der gebürtige Russe in einer aktuellen Analyse.
## Keine Waren, keine Menschen
Die Isolation des Landes manifestierte sich auch in neuen Zäunen entlang
der 1.350 Kilometer langen Grenze mit China. So ist auch die Anzahl an
Flüchtlingen, die von Nordkorea über China nach Südkorea fliehen, extrem
eingebrochen – von etwa 1.000 pro Jahr vor der Pandemie auf knapp 70 im
Vorjahr.
In der chinesischen Grenzstadt Dandong war die Ausnahmesituation mit bloßem
Auge zu erfassen: In den Hotellobbys der Innenstadt waren die
Geschäftsleute und Händler aus Pjöngjang plötzlich verschwunden, auch die
nordkoreanischen Arbeiter in den umliegenden Fabriken wurden größtenteils
abgezogen. Nur in den Restaurants entlang der Flusspromenade warben
nordkoreanische Kellnerinnen weiterhin um touristische Kundschaft.
Auch innerhalb des abgeschotteten Nordkoreas ebbten die Nachrichtenflüsse
während der letzten zwei Jahre zunehmend ab. Was nach außen drang, klang
alarmierend: Die letzten Ausländer in der elitären Hauptstadt Pjöngjang
berichteten zuletzt von hoher Inflation und leeren Supermarktregalen. Dass
die Lage in den Provinzen um ein Vielfaches schlimmer sein muss, steht
außer Frage.
## Win-win-Situation
Insofern ist die Wiederaufnahme des Grenzhandels zwischen China und
Nordkorea zunächst eine erfreuliche Entwicklung für das verarmte Volk. Auch
wenn die neu geöffnete Grenze eine typische Win-win-Situation bedeutet:
Denn die nordostchinesischen Provinzen, die stark vom wirtschaftlich
dynamischen Süden Chinas abgehängt wurden, stehen zunehmend unter Druck,
höhere Einnahmen zu generieren.
Das Außenministerium in Peking bestätigte am Montag schließlich
hochoffiziell, dass die Grenzen geöffnet worden seien: „Güterzüge, die
Waren zwischen Dandong und der Demokratischen Volksrepublik Korea
transportieren, haben den Betrieb wieder aufgenommen. Dieser wird in
Übereinstimmung mit den bestehenden Maßnahmen zur Pandemieprävention
durchgeführt“, sagte Sprecher Zhao Lijian bei einer Pressekonferenz.
17 Jan 2022
## LINKS
[1] /Corona-in-China/!5811818
[2] /Hinrichtung-wegen-Popkultur/!5821924
[3] https://www.nknews.org/content_author/andrei-lankov/
## AUTOREN
Fabian Kretschmer
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