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# taz.de -- Frauenquote in den Niederlanden: Breitenwirkung statt Kosmetik
> Ein Gesetz fordert eine neue Frauenquote in Aufsichtsräten großer
> Unternehmen. Doch das hat nur Symbolkraft.
Bild: Emanzipationsministerin Ingrid van Engelshoven (vorne) freut sich über d…
“Gute Nachrichten für die Chancengleichheit“, verkündete die [1][damalige
niederländische Emanzipationsministerin] Ingrid van Engelshoven im
September 2021. Soeben hatte der Senat ihrem Gesetzesentwurf zugestimmt,
der mehr Frauen Zugang zur Managementebene verschaffen soll. Zum [2][1.
Januar 2022 trat das Gesetz] nun in Kraft.
Konkret besteht es aus zwei Teilen: zum einen aus selbstgesetzten
Zielgrößen, zu denen Großunternehmen mit 40 Millionen Euro Umsatz oder
mindestens 250 Angestellten künftig verpflichtet sind. Ziel: ein
ausgeglicheres Geschlechterverhältnis in Spitzenpositionen. Börsennotierte
Betriebe müssen zudem in ihren Aufsichtsräten eine Frauenquote von einem
Drittel realisieren, und jeden ausscheidenden Mann durch eine Frau
ersetzen, bis diese Quote erreicht ist. 2020 lag sie bei zwölf Prozent – es
wird ein langer Weg.
So sehr eine aktive Arbeitsmarktpolitik für mehr Gleichberechtigung zu
begrüßen ist, ist eine solche Quote für die privatwirtschaftlichen
Führungsebenen doch nur einer von zahlreichen Schritten. Ihre unbestrittene
Symbolkraft ist freilich bitter nötig, wenn man etwa bedenkt, dass die
Wochenarbeitszeit von Frauen nirgendwo in der EU mit 25,5 Stunden so
niedrig ist wie in den Niederlanden. Im EU-Schnitt lag sie bei 2020 bei
34,1 Stunden. Zugleich arbeiten in keinem anderen EU-Land so viele der
beschäftigten Frauen in Teilzeit, nämlich drei Viertel.
Letzteres an sich ist noch kein Problem. Doch besagt eine andere Statistik,
dass niederländische Frauen täglich rund doppelt so viele unbezahlte
Arbeitsstunden leisten wie die Männer, und bis zu den
„Beinahe-Gratis-Plänen“ der neuen Regierung war Kinderbetreuung so
kostspielig, dass zahlreiche Frauen zu Hause blieben.
All dies zeigt: [3][affirmative action] auf Managementebene ist nicht viel
mehr als Kosmetik, wenn sie nicht von breitenwirksamen Maßnahmen begleitet
wird. Oder wie es die Amsterdamer Stadträtin Daniëlle de Jager in der
Tageszeitung Het Parool auf den Punkt brachte: “Teilzeitkultur ist etwas,
auf das man stolz sein kann – wenn die Männer mitmachen.“
2 Jan 2022
## LINKS
[1] /Regierungsbildung-in-den-Niederlanden/!5822468
[2] https://www.uni-muenster.de/NiederlandeNet/aktuelles/archiv/2021/2809_Fraue…
[3] https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/affirmative-action-29900
## AUTOREN
Tobias Müller
## TAGS
Niederlande
Frauenquote
Gleichstellung
Emanzipation
Gleichberechtigung
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