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# taz.de -- Kinotipps der Woche: Manieriert geschnüffelt
> Viel Spaß auf dem Nil im Sputnik. Das schöne Leben für Nutztiere im
> Filmmuseum – und, was sich Menschen darunter vorstellen, im Zeiss
> Großplanetarium.
Bild: „Tod auf dem Nil“ (1978)
Eine Neuverfilmung von „Tod auf dem Nil“ ist schon angekündigt, denn
irgendwie sind die Agatha-Christie-Krimis einfach nicht tot zu bekommen.
Auch nicht auf dem Nil. Dabei funktionieren diese Rätsel-Krimis immer auf
genau die gleiche Weise, und ich verrate auch gern wie: Der oder die
Unverdächtigste mit dem besten Alibi hat’s getan. Und der belgische
Meisterdetektiv Hercule Poirot wird uns allen auch gleich sehr ausführlich
erklären, warum und wie.
In der Verfilmung von 1978, die jetzt noch einmal für einen
[1][Event-Termin] ins Kino kommt, wird der manierierte Schnüffler von Peter
Ustinov gespielt, was zumindest für viel Spaß auf dem Nil sorgt, während
eine gut gelaunte All-Star-Besetzung an Pyramiden und Tempeln (viele
Originalschauplätze) vorbei dem Tod entgegen schippert (4. 1., 19 Uhr,
[2][Sputnik], 20.15 Uhr, [3][Xenon], & div. weitere Kinos).
Einer der besten Dokumentarfilme des ablaufenden Jahres ist „Gunda“ des
russischen Essaydokumentaristen Victor Kossakovsky: ein gedankliches und
ästhetisches Gegenkonstrukt zur bedauerlichen Realität der Nutztierhaltung.
Auf Farmen und in Tierrefugien in Norwegen, Großbritannien und Spanien in
Schwarzweiß gedreht, zeigt der Film die wichtigsten Nutztiere des Menschen
so, wie sie eigentlich leben müssten – und würden, wenn man sie denn ließe.
Eine Sau und ihre Ferkel, ein paar Hühner und eine kleine Rinderherde sind
die Protagonist:innen dieses Films, der ohne Kommentar, Interviews und
weiterführende Informationen auskommt und einfach mit seiner Bilderwelt
besticht.
Egal, ob Schweine in einer weiten Landschaft ruhen oder die Kamera Kuhköpfe
zu umschmeicheln scheint: Kossakovky zeigt die Tiere als Individuen und
gibt ihnen jenen Respekt, den sie verdienen. (2. 1., 17 Uhr, [4][Filmmuseum
Potsdam]).
Den Wunsch nach Veränderung, den man nach dem Ansehen von „Gunda“ verspür…
ist eine gedankliche Schlussfolgerung, die man selbst vornehmen muss. In
dem Dokumentarfilm „Träum weiter! Sehnsucht nach Veränderung“ präsentiert
der Journalist, Autor und Regisseur Valentin Thurn („Taste the Waste – die
globale Lebensmittelverschwendung“) hingegen sehr direkt fünf Leute mit –
aus ihrer Sicht – guten Ideen: oft mit der Konsequenz, das eigene Leben
komplett geändert zu haben, manchmal auch mit der Perspektive, die eigenen
Visionen zum Wohle der Menschheit einsetzen zu wollen.
Wie spannend man die Protagonist:innen im Einzelnen findet, hängt
allerdings stark davon ab, ob man selbst einen Bezug zu diesen Ideen
herstellen kann.
Spannend ist zweifellos der Architekt Van Bo Le-Mentzel mit seinen Tiny
Houses auf Rädern, ebenso wie ein Aktionskünstler, der schwimmende Inseln
aus Müll als soziale Plastiken im Sinne von Beuys erschafft. Die
Überlegungen einer Frau, die als Aussteigerin in Portugal lebt, damit ihre
Kinder ohne Schulzwang nur noch lernen, was sie selbst gern wollen, finde
ich persönlich eher merkwürdig.
Und ob der Erfinder der Cargo-Lifter, mit denen er schon einmal Pleite
gemacht hat, noch einmal groß herauskommt, scheint ebenso zweifelhaft wie
die Reise zum Mars, für die sich ein österreichischer Musikveranstalter
beworben hat. Regisseur Thurn lässt die Leute einfach erzählen,
enthusiastisch sind sie alle (2. 1., 15.30 Uhr, 5. 1., 18 Uhr, [5][Zeiss
Großplanetarium]).
30 Dec 2021
## LINKS
[1] https://www.sputnik-kino.com/program/movie/2295
[2] https://www.sputnik-kino.com/program/movie/2295
[3] https://www.xenon-kino.de/
[4] https://www.filmmuseum-potsdam.de/index.php?id=d87668351ca5161b8975001d907f…
[5] https://www.planetarium.berlin/veranstaltungen/traeum-weiter-sehnsucht-nach…
## AUTOREN
Lars Penning
## TAGS
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