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# taz.de -- Forschung an Proteinstrukturen: Die Türsteher der Kernporen
> Ein Mandala? Nein, eine kleine medizinische Sensation. Ein Hamburger Team
> hat es geschafft, den Kernporenkomplex zu visualisieren.
Bild: So sieht das Rückgrat der Proteinstruktur aus
Hamburg taz | Lila, gelbe, blaue und knallgrüne Fetzen wuchern im Kreis.
Was aussieht wie ein buntes Mandala, ist in Wahrheit revolutionär: Endlich
gibt es [1][eine strukturelle Abbildung des Kernporenkomplexes].
Wie bitte? Kernporenkomplex? Bei wem der letzte Biologie-Unterricht auch
schon ein Weilchen her ist, der fühle sich nicht direkt entmutigt. Eine
kleine Auffrischung: Der menschliche Körper besteht aus Milliarden von
Zellen, in fast allen befindet sich ein Zellkern. In ihm lagern die
Erbinformationen, besser bekannt als DNA. Der Zellkern ist umhüllt von
einer Membran – und hier kommen die Kernporen ins Spiel. Sie sind kleine
Öffnungen in der Membran.
Alles, was in den Zellkern ein- oder von ihm austreten will, muss es an den
Kernporen vorbei schaffen. Wäre der Zellkern ein Club, wären die Kernporen
die Türsteher. Und weil es nicht nur einen Türsteher gibt, sondern Tausende
in Form verschiedenster Proteine, heißt das Ganze Kernporenkomplex. So,
Biostunde beendet. Versprochen.
Um besser zu verstehen, wie die Kernporen-Türsteher ihre Arbeit machen,
muss man ihre Struktur genauer kennen. Warum das wichtig ist? Einige Viren,
zum Beispiel der Aidserreger HIV, manipulieren die Kernporen zu ihrem
Vorteil. Wenn man die Struktur des Kernporenkomplexes besser verstehen
lernt, könnte das zukünftig der Bekämpfung feindlicher Viren durch
entsprechende Medikamente dienen.Das mit dem Verstehen ist aber nicht ganz
so einfach. Bisher war es unmöglich, eine derart komplexe Struktur im
Detail dreidimensional zu visualisieren. Jetzt ist es möglich.
## Künstliche Intelligenz schafft 3D-Bild
Der in Hamburg forschende Strukturbiologe Dr. Jan Kosinski vom Europäischen
Molekularbiologischen Labor (EMBL) hat das zusammen mit seinem Kollegen Dr.
Martin Beck vom Max Planck Institut für Biophysik und deren Teams
geschafft. Das EMBL und die Londoner Firma DeepMind arbeiten zusammen
daran, diese Proteinstrukturen zu veranschaulichen. DeepMind entwickelte
die dazu erforderliche Software AlphaFold. Die Software arbeitet mit
künstlicher Intelligenz und ist ein wahrer Rechenmeister. Zuerst wurde
AlphaFold mit über 100.000 bekannten Datensätzen von Proteinstrukturen
trainiert, dann erkannte die KI darin Muster.
Und jetzt? AlphaFold kann inzwischen erstaunlich genau die dreidimensionale
Gestalt eines Proteins auf Basis des genetischen Codes voraussagen. Wer
hätte gedacht, dass so viel Rechenleistung hinter einem bunten Mandala
stecken kann?
9 Jan 2022
## LINKS
[1] https://www.embl.org/news/science/observing-the-secret-life-of-molecules-in…
## AUTOREN
Viorica Engelhardt
## TAGS
NS-Forschung
Medizin
Proteine
Hamburg
Chemie
Tierversuche
Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
Wissenschaftsbarometer
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