# taz.de -- Identität und Geruch: Da duftet schon der Name | |
> Wie ist das, wenn die eigene Identität mit einem Geruch verknüpft ist? | |
> Wir haben sieben Menschen befragt, die wie beliebte Pflanzenaromen | |
> heißen. | |
Bild: Zur Linken die Rose, zur Rechten die Anemonen | |
## Marco Rose, Redakteur aus Monschau | |
Der [1][Cheftrainer von Borussia Dortmund, Marco Rose], wollte der taz am | |
wochenende die Frage nach seinem Lieblingsduft leider nicht beantworten. | |
Stattdessen gibt ein Namensvetter Auskunft, Marco Rose, Redakteur bei den | |
Eifeler Nachrichten: „Für meinen Vater war der Name so wichtig, dass er | |
sich Rosen aufs Namensschild gestanzt hat. Ich wurde als Kind manchmal als | |
Röschen gehänselt, doch ich bin sehr schnell groß geworden, da ergab es | |
dann nur noch ironisch Sinn. Manche Leute finden meinen Namen schön, aber | |
ehrlich gesagt: Wenn er einen das ganze Leben begleitet, ist das gar nichts | |
Besonderes mehr. Eine spezielle Duftbedeutung messe ich meinem Namen gar | |
nicht bei, er ist eher praktisch. Am Telefon kann ich zum Beispiel sagen: | |
‚Rose wie die Blume.‘ Seit Marco Rose ein bekannter Trainer ist, nehmen die | |
Nachfragen von anderen erheblich zu: ‚Wie der Marco Rose?‘ Das ist auf | |
Dauer nervig. Und das werd’ ich wohl so schnell nicht mehr los.“ | |
Lieblingsduft: „Lilien. Sie erinnern mich an eine Reise durch Indien.“ | |
## Rose Gerdts, Schriftstellerin und Journalistin aus Bremen – ihr jüngster | |
Roman heißt passenderweise „Dornenkinder“ | |
„Der Vorname Rose war in den sechziger Jahren sehr ungewöhnlich, aber meine | |
Mutter liebte Blumen, und so heißt meine Schwester halt auch noch Heide. | |
Als Kind hab ich die fiesesten Reime erlebt mit Rose, mit jedem Lebensjahr | |
gefiel mir der Name dann besser. Die Rose wurde meine Freundin. Mit Düften | |
habe ich das aber nie besonders assoziiert, weil ich nicht sehr gut rieche. | |
Von anderen höre ich oft: Oh, welch schöner Name! Ob sie dabei in ihrer | |
Fantasie Rosenduft in der Nase haben, weiß ich natürlich nicht. Was ich | |
weiß: Zu Geburtstagen haben mir Menschen immer gern nett gemeinte | |
Rosenkissen geschenkt, auch Rosenseife und Rosenhautöle. Zum 50. Geburtstag | |
habe ich von Freunden für den Garten einen Rosenstock bekommen. Das ist | |
jedes Mal ein kleines Glück, da die Nase reinzustecken.“ | |
Lieblingsduft: „Lavendel. Weil der so schön stark und intensiv ist.“ | |
## Erika Weyrauch, Köln | |
Die mutmaßlich ältere Dame hat einen doppelt duftenden Namen. Beim Anruf | |
der taz am wochenende bleibt sie aber verschlossen wie eine Knospe vor | |
Sonnenaufgang: „Nein danke. Ich sage nie etwas am Telefon.“ | |
## Rosemarie Nelke, Floristin aus Dachwig | |
„Das ist schon toll, zwei so schöne Namen zu haben. Und dann habe ich auch | |
noch – wirklich wahr! – Floristin gelernt und im Blumengroßhandel in Erfurt | |
gearbeitet. Den neuen Nachnamen habe ich aber erst danach bekommen, als ich | |
einen Herrn Nelke geheiratet habe. Mein Spitzname ist Rosi.“ | |
Lieblingsduft: „Ich mag alles Natürliche: Kornblumen, Orchideen, Nelken | |
sowieso. Gelbe Rosen duften sehr besonders, ganz anders als rote. Das | |
müssen Sie mal ausprobieren!“ | |
## Jasmin Blum, Heilpraktikerin [2][für Psychotherapie] aus Hamburg | |
„Doch, der schöne Name ist echt. Ich bin schon oft von Menschen | |
angesprochen worden, ob meine Eltern die Kombination mit Absicht gewählt | |
haben. Nein, haben sie nicht, das war irgendwie Zufall, ungeplant. | |
Eigentlich sollte ich sogar mal Mercedes heißen, das hätte nun gar nicht | |
gepasst.“ | |
Lieblingsduft: „Freesien.“ | |
## Helke Kirch, geborene Helke Wicken, Lehrerin aus Hauset, Belgien | |
„Wicken ist mein sogenannter Mädchenname. Als Lehrerin in der Grundschule | |
war ich froh, dass ich ihn nach der Heirat nicht mehr hatte, wegen der | |
blöden Reime. Ich habe den Namen immer gemocht, auch die duftenden Wicken | |
als Blumen mag ich sehr. Aber für mich selbst hat sich mein Name nie | |
duftend angefühlt.“ | |
Lieblingsduft: „Petunien. Die verbinde ich immer mit Spanien. Wenn ich mir | |
den Duft vorstelle, will ich sofort wieder dorthin.“ | |
## Anemone, Lehrerin aus Aachen (auf eigenen Wunsch ohne Nachnamen) | |
„Ich wusste schon früh als Kind, dass ich nach einer Blume benannt wurde. | |
Ob sich meine Eltern was Besonderes dabei gedacht haben, weiß ich gar | |
nicht. Jedenfalls war der Name immer positiv besetzt. Und klar, ich mag ihn | |
auch. Es beeinflusst auch die Wahrnehmung, wenn man nach einer Blume | |
benannt ist: Anemonen erkenne ich sofort, auch ihren Geruch. Ich habe sie | |
schon oft im Garten gepflanzt, damit ich mich mit meinen Namensvetterinnen | |
umgeben kann. Immer wieder schicken mir Menschen aus meinem Freundeskreis | |
Fotos, wenn sie etwas entdecken, was meinen Namen trägt: So sind unter | |
anderem schon Geschäfte, ein Hotel, ein Campingplatz und mehrere Boote | |
zusammengekommen. Ich freue mich über jede Entdeckung. Und ich sammle | |
selbst Sachen mit dem Namen drauf. Meine Schülerinnen und Schüler kennen | |
Anemone wiederum aus dem Film ‚Findet Nemo‘. Da gibt es eine Seeanemone, | |
und da gibt es den kleinen Anemonenfisch Nemo. Also: So ein Name prägt und | |
beeinflusst.“ | |
Lieblingsduft: „Die Frühjahrszeit, wenn die Luft schwanger ist von | |
Blütendüften.“ | |
29 Dec 2021 | |
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## AUTOREN | |
Bernd Müllender | |
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