# taz.de -- Russland, Nato und Ukraine: Lasst uns miteinander reden | |
> Moskau und der Westen sollten miteinander verhandeln. Dabei muss aber | |
> auch die Ukraine einbezogen werden. | |
Bild: Nato-Generalsekretär Stoltenberg und der ukrainische Präsident Selensky… | |
Russland schlägt den USA Verhandlungen über eine neue Sicherheitsstruktur | |
vor und die USA willigen ein. Eigentlich eine schöne Geste, sollte man | |
meinen. Wäre da nicht dieser ultimative Unterton und die [1][Drohung mit | |
Krieg]. Russland will nichts weniger als eine Garantie, die Ukraine und | |
Georgien nicht in die Nato aufzunehmen. Dass die Nato diese russische | |
Forderung nicht einfach so in ihre Programmatik übernehmen kann, dürfte | |
auch der russischen Führung klar sein. | |
Russlands Vorstellungen von einer neuen Sicherheitsstruktur gehen indes | |
über die Frage eines Nato-Beitritts der Ukraine und Georgiens hinaus. Man | |
will auch keine militärischen Aktivitäten des Bündnisses in der Nähe seiner | |
Grenzen, eine Absage an Kurz- und Mittelstreckenraketen und einen Dialog | |
zwischen Russland und der Nato auf ständiger Basis. Alles Forderungen, auf | |
die sich die westlichen Staaten durchaus einlassen könnten, beruhten sie | |
auf Gegenseitigkeit. | |
Verhandlungen haben zwei Vorteile: Sie zielen auf Kompromisse ab und sie | |
ziehen sich lange hin. Die Kontrahenten bleiben also im Gespräch. Dass | |
[2][Gespräche mit Russland] erfolgreich sein können, zeigt das kaum | |
beachtete Ergebnis der jüngsten Sitzung der trilateralen Kontaktgruppe, bei | |
der sich die Konfliktparteien erneut, zur großen Freude der OSZE, geeinigt | |
haben, den Waffenstillstand in der Ostukraine einzuhalten und auch Feuer | |
der anderen Seite nicht zu erwidern. | |
Es stellt sich jedoch die Frage, warum nur über die Sicherheitsbedürfnisse | |
von Nato und Russland verhandelt werden soll. Die Ukraine hat schließlich | |
ebenfalls sicherheitspolitische Bedürfnissen. Auch Selenski möchte mit | |
Putin verhandeln. | |
## Der Ukraine droht eine Energiekrise | |
Gefahr droht der Ukraine zudem von anderer Seite: Jüngst warnte der | |
ukrainische Inlandsgeheimdienst SBU vor einer Energiekrise. Angesichts | |
[3][niedriger Kohlevorräte] könnten in ganzen Regionen die Heizungen | |
ausfallen, auch Stromausfälle drohen. | |
Sollte es so kommen, sind soziale Unruhen, aber auch technogene | |
Katastrophen nicht mehr ausgeschlossen. Nicht auszumalen, welche Folgen | |
Stromausfälle im großen Stil auf die hoch industrialisierte Ukraine hätten. | |
Dann wäre das Land ohne einen einzigen Schuss destabilisiert. | |
Solidarität mit der Ukraine bedeutet also nicht nur, ihre | |
Sicherheitsbedürfnisse in die Verhandlungen zwischen Nato und Russland | |
einzubringen. Der Ukraine, die derzeit täglich Strom aus Belarus | |
importiert, muss geholfen werden, energietechnisch von Russland und Belarus | |
unabhängig zu werden, auch mit dem Ausbau erneuerbarer Energien und einem | |
Umstieg ins europäische Stromleitungsnetz. | |
23 Dec 2021 | |
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## AUTOREN | |
Bernhard Clasen | |
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