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# taz.de -- Omikron in der britischen Hauptstadt: Das Virus hat leichtes Spiel
> London liegt bei der Verbreitung von Omikron vorn und bei Impfungen
> hinten. Forscher verweisen auf die Vielfalt der Bevölkerung.
Bild: Leere Einkaufsstraße im Zentrum von London am 22. Dezember
London taz | Ein herumfahrender Doppeldeckerbus, in dem sich Menschen
impfen lassen können; eine Impfstation im Fußballstadion, im Museum, in der
Moschee – so versuchen die Bezirksbehörden Londons, den Impfrückstand
aufzuholen. Denn [1][London] ist das Epizentrum der Omikron-Variante: Am
20. Dezember erreichte die Tageszahl der Neuinfektionen in der
Neun-Millionen-Stadt einen Rekordwert von 22.750 – 87,4 Prozent davon die
[2][Omikron-Variante], im englischen Durchschnitt sind es knapp 69 Prozent.
Umgekehrt ist das Verhältnis bei den Impfquoten. In Großbritannien
insgesamt waren Anfang dieser Woche 90 Prozent aller Menschen über 12 Jahre
einmal geimpft, 82 Prozent doppelt und 52 Prozent dreimal – für London
liegen diese Werte jeweils bei 83, 75 und 40 Prozent.
Yimmi Chow, Berater der britischen Gesundheitssicherheitsbehörde UKHSA,
sieht dafür mehrere Gründe: Zum einen die Verbundenheit Londons mit der
ganzen Welt, ein Faktor bei der raschen Verbreitung von globalen
Krankheitserregern; zum anderen die hohe Mobilität der Londoner Bevölkerung
und die Anwesenheit von Bevölkerungsgruppen, die traditionell zögernd auf
Impfangebote reagieren.
London hinke generell bei Impfungen hinterher, bestätigt
Kinderkrankheitsexpertin Professorin Helen Bedford vom University College
London. Generell sei die Impfbereitschaft unter Jüngeren und ethnischen
Minderheiten geringer; bei Letzteren bestehe ein Mangel an Vertrauen zu
Behörden. Deswegen werde jetzt viel Arbeit in Aufklärung und leichten
Zugang zu Impfungen investiert: „Stellen, wo sich Menschen spontan impfen
lassen können, oder wo 24 Stunden am Tag geimpft wird.“ Trotzdem: „Oft sind
individuelle Besuche und Gespräche nötig. Dabei ist es wichtig, sich die
jeweiligen individuellen Bedenken anzuhören und auf sie einzugehen.“
## Weiße sind häufiger geimpft als People of Color
Chow nennt dazu den Einsatz von „Covid Community Champions“ –
Vertrauenspersonen, die in ihrer Nachbarschaft alle Fragen beantworten
können. „Gerade weil wir wissen, wie wichtig die Impfungen sind, wollen wir
sicherstellen, dass keine Gruppe vergessen wird.“ Videos in allen möglichen
Sprachen – Swahili, Tibetisch, Urdu, Yoruba, Hakka – preisen Impfungen an.
Teams versuchen, an jede Haustür zu klopfen und Informationsmaterial zu
hinterlassen.
Es ist nicht nur ein Londoner Problem: Laut Statistiken sind in England 95
Prozent aller über 50-Jährigen mit weißer Hautfarbe mindestens einmal
geimpft, gegen nur 73 Prozent mit dunkler Hautfarbe. In gutsituierten
Gegenden sind 96 Prozent der über 50-Jährigen geimpft, in benachteiligten
nur 88.
Kirsten Watters, Gesundheitsbeauftragte des Londoner Stadtteils Camden,
bleibt besorgt. Sie nennt Bevölkerungsgruppen, die nur flüchtig oder
temporär anwesend seien, etwa in den Stadtvierteln Bloomsbury und
Fitzrovia, wo 50 Prozent der Bewohner:innen Student:innen seien.
Weil sie nicht bei den Ärzten der Gegend registriert sind, sondern
andernorts, könne der wirkliche Anteil der geimpften Menschen höher liegen
als offiziell angegeben.
Im besonders reichen Bezirk Kensington und Chelsea stellen sich ähnliche
Fragen wegen der vielen Zweitwohnungen, die ausländische Millionäre zur
Geldanlage erwerben und leer stehen lassen. Trotzdem reagiert Camden mit
Podcasts wie „I’m still not sure whether to take the Vaccine or not!“, wo
junge Menschen über Fakten und Mythen des Impfens sprechen, und Chelsea
verzeichnet Erfolge mit Impfaktionen wie im Fußballstadion Chelsea oder im
Science Museum.
22 Dec 2021
## LINKS
[1] /Coronavirus-in-Grossbritannien/!5822955
[2] /Virologin-ueber-Omikron-Variante/!5820738
## AUTOREN
Daniel Zylbersztajn-Lewandowski
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