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# taz.de -- Todesurteile in Japan: Erschreckende Grausamkeit
> Für die oft Jahre auf ihre Hinrichtung wartenden Häftlinge kommt die
> Vollstreckung ohne jede Vorwarnung. Auch die Haftbedingungen sind
> unmenschlich.
Bild: Yoshihisa Furukawanim im Oktober 2021
Japans Justizminister [1][Yoshihisa Furukawa] sollte sich schämen. Noch
bevor er durch irgendeine andere Initiative aufgefallen wäre, verbindet der
erst seit drei Monaten amtierende Minister und Absolvent der
Eliteuniversität Tokio seinen Namen ohne Not mit der [2][Hinrichtung von
drei Menschen]. Brav trug er vor, was seine Beamten ihm zuvor
aufgeschrieben hatten: Die Todesstrafe sei gerechtfertigt, die Bestrafung
angemessen, die Täter seien extrem grausam gewesen.
Letztere Aussage trifft jedoch genauso auf den japanischen Staat zu. Er
mordet konsequent mit widerwärtiger Grausamkeit. Zuerst interniert er die
zum Tode Verurteilten teils für Jahrzehnte in winzigen, dauerbeleuchteten
Einzelzellen und verwehrt ihnen fast jeden Kontakt zu anderen Menschen
außer den Wärtern. Die ganze Zeit über leben die Insassen der Todestrakte
[3][unter dem Damoklesschwert], dass schon am nächsten Morgen ihre letzten
Stunden schlagen werden und sie ihre Henkersmahlzeit bestellen müssen.
Am schlimmsten ist es, wenn das Parlament nicht tagt und sich das Jahr dem
Ende nähert. Dann ist die Wahrscheinlichkeit für eine Exekution
zynischerweise am höchsten. Viele Befürworter der staatlichen Hinrichtungen
argumentieren mit der abschreckenden Wirkung der Todesstrafe. Doch Japan
verheimlicht die Orte und die Termine, damit erst gar keine öffentlichen
Zweifel daran aufkommen. Kein Außenstehender durfte jemals eine Exekution
beobachten.
Ein einziges Mal konnten Parlamentsabgeordnete eine Todeskammer in
Augenschein nehmen. Bei einer Exekution drücken mehrere Wärter gleichzeitig
einen Knopf, der eine Bodenklappe öffnet. Dann fällt der Verurteilte an
seinem Strick in die Tiefe, dadurch bricht sein Genick. Doch nur einer der
Knöpfe funktioniert, damit sich keiner der Wärter schuldig fühlen muss.
Wüssten die Japaner von all diesen Umständen, dann würde die Zustimmung zur
Todesstrafe sofort dramatisch schrumpfen. Aber wie jeder gemeine Mörder
will eben auch die japanische Regierung verbergen, dass sie ein Verbrechen
begangen hat.
21 Dec 2021
## LINKS
[1] https://www.jimin.jp/english/profile/members/114630.html
[2] /Todesstrafe-in-Japan/!5823126
[3] https://www.amnesty.org/en/latest/news/2019/08/japan-two-executed/
## AUTOREN
Martin Fritz
## TAGS
Japan
Todesurteil
Menschenrechte
Justiz
Japan
Japan
Schwerpunkt Iran
Schwerpunkt Pressefreiheit
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