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# taz.de -- Folgen des Baubooms: Einstürzende Neubauten
> Rund 10.000 irische Häuser zerbröseln wegen mangelhafter Zementbausteine.
> Die Regierung entschädigt, aber für die Betroffenen nicht genug.
Bild: Proteste wegen mangelhaftem Baumaterial und zu wenig Entschädigung in Du…
Dublin taz | Die irische Regierung hat am Dienstagabend 2,2 Milliarden Euro
zur Verfügung gestellt, um Hausbesitzer zu entschädigen, deren Häuser wegen
Mika einsturzgefährdet sind. Mika sind Mineralien, die in Steinbrüchen
vorkommen, am häufigsten sind Muskovit, Biotit und Phlogopit. Muskovit etwa
zerstört Bausteine, sodass schnell Risse im Mauerwerk entstehen.
Laut Bauvorschrift dürfen Zementbausteine deshalb höchstens ein Prozent an
Fremdstoffen wie Mika haben. In zahlreichen Häusern wurden aber bis zu 17
Prozent gemessen. Bis zu 10.000 Häuser im Nordwesten und Westen Irlands
sind davon betroffen.
[1][Viele Häuser] wurden während des Booms Anfang des Jahrtausends in
Windeseile hochgezogen. Banken, Architekten und vor allem die Bauindustrie
strichen ein Vermögen ein. Manche Häuser können repariert werden, andere
müssen abgerissen und neu gebaut werden. Die betroffenen Familien haben
eine Interessengemeinschaft gegründet und üben seit Jahren Druck auf die
Regierung aus.
Die wollte zunächst nur 90 Prozent zahlen, nämlich 138 Euro pro Quadratfuß,
was etwa einem Zehntel Quadratmeter entspricht. Nach Protesten der
Hausbesitzer erhöhte man den Betrag auf 145 Euro für die ersten 1.000
Quadratfuß.
## Betroffene unzufrieden mit Lösung
Danach sinkt der Betrag auf einer gleitenden Skala. Als Höchstbetrag hat
die Regierung 420.000 Euro festgelegt. Darüber hinaus gibt es bis zu 15.000
Euro für eine Unterkunft während der Bauarbeiten sowie bis zu 5.000 Euro
für die Einlagerung von Möbeln.
Die Betroffenengruppe ist nicht zufrieden mit dem Angebot. „Ein
durchschnittliches Haus hat zwischen 2.300 und 2.400 Quadratfuß“, sagt
Sprecher Michael Doherty. Der höhere Entschädigungssatz falle also nur beim
kleineren Teil eines solchen Hauses an. „Das können wir nicht akzeptieren.“
Wohnungsminister Darragh O’Brien sagte am Dienstagabend, der Staat müsse
sich einen Teil des Geldes von den Verantwortlichen für den Mika-Skandal
zurückholen – also von den Herstellern der Bausteine, von den Architekten
und Baufirmen sowie von Banken und Versicherungen.
Der stellvertretende Premierminister, Leo Varadkar, findet ebenfalls, dass
die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden sollten. „Das ist
bisher nicht passiert, und es gibt bestimmte Gründe dafür, warum das nicht
passiert ist. Die kann ich aber nicht näher erläutern.“
Einer der Gründe ist wohl, dass viele Bauunternehmen dichtgemacht haben.
Ein anderer Grund dürfte sein, dass die Politiker wie die Banken und
Bauunternehmen [2][den Bauboom] befeuerten, der sich dann als Strohfeuer
erwies – und Irland schließlich in den Bankrott sowie [3][unter den
EU-Rettungsschirm trieb].
3 Dec 2021
## LINKS
[1] /Immobilienkrise-in-Irland/!5785859
[2] /Auswanderung-in-Irland/!5131794
[3] /Wirtschaftskrise-in-Irland/!5057287
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
## TAGS
Irland
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Neubau
Irland
Steuerflucht
Schwerpunkt Klimawandel
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