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# taz.de -- Grafit für E-Autos und Co.: Das unverzichtbare Mineral
> China ist Weltmarktführer in der Grafitproduktion. Das könnte langfristig
> in Deutschland zu Problemen führen, warnt die Deutsche Rohstoffagentur.
Bild: Könnte bald ein knapper Rohstoff werden: unbearbeiteter Grafitstein
Berlin taz | Das für die Produktion von E-Autos nötige Grafit könnte knapp
oder sehr teuer werden. Davor warnt die bundeseigene Deutsche
Rohstoffagentur (Dera) in ihrer jüngsten [1][Risikobewertung]. Deshalb
müssten zusätzliche Kapazitäten zur Produktion von synthetischem Grafit
geschaffen werden, so die Agentur. Das Mineral ist unverzichtbar für die
Herstellung von Lithiumionen-Batterien, die in Elektrogeräten, E-Bikes und
in [2][E-Autos] verwendet werden.
Im Moment dominieren demnach noch die klassischen Anwendungsgebiete von
Grafit, zum Beispiel die Herstellung von feuerfesten Abdeckmaterialien und
Gussformen in der Industrie. Bis 2030 soll der Bedarf an Grafit für die
Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien von 21.900 Tonnen im Jahr 2018 auf
961.000 Tonnen jährlich steigen, erklärt die Agentur, die unter anderem der
deutschen Industrie Informationen über die Verfügbarkeit von Rohstoffen
liefern soll. Insgesamt wurden im Jahr 2018 0,95 Millionen Tonnen
natürliches Grafit und 1.57 Millionen Tonnen synthetisches Grafit
hergestellt.
China ist sowohl in der Grafitförderung als auch in der Veredlung zu dem in
den Batterien enthaltenen Anodenmaterial Weltmarktführer. Es fördert gut
zwei Drittel des natürlichen und knapp die Hälfte des synthetisch
hergestellten Grafits, das durch die Aufbereitung von kohlenstoffhaltigen
Materialien gewonnen werden kann. Beide, also synthetisches und natürliches
Grafit, können bei passender Qualität zur Herstellung des Anodenmaterials
genutzt werden.
## China stellt drei Viertel des weltweiten Anodenmaterials her
Die Rohstoffverfügbarkeit sei dabei jedoch nur ein Teil des Problems,
erklärt Sophie Damm, Grafitexpertin bei der [3][Dera]. „Das Ganze
verschärft sich weiter in der Wertschöpfungskette“, so die Expertin. Zwar
gebe es in Ostafrika, Australien und Kanada schon ernsthafte Bestrebungen,
auf moderne Autobatterien ausgerichtete Grafitproduktionen zu errichten. Es
sei jedoch nicht klar, dass alle Produktionsstätten auch Grafit in der
richtigen Qualität fördern werden, die die Batterieproduktion für E-Autos
benötigt.
Außerdem betrieben chinesische Unternehmen drei Viertel der weltweiten
Anodenmaterialproduktion. Aus dieser Abhängigkeit könnten sich in Zukunft
Versorgungs- und Lieferrisiken ergeben, argumentiert die Dera. Konkrete
Handlungsempfehlungen möchte das Institut nicht abgeben, spricht sich aber
für die Etablierung einer europäischen Wertschöpfungskette auf dem
Batteriemarkt und damit einhergehende politische Maßnahmen aus.
Ein weiteres Problem: Die Umweltbilanz der Grafitproduktion. Das
Öko-Institut weist [4][in einer Kurzstudie] aus dem vergangenen Jahr darauf
hin, dass bei dem Abbau von natürlichem Grafit große Mengen an Staub
freigesetzt werden, die Bergarbeiter:innen und Anwohner:innen
schaden können. Außerdem werde das Grafit mit Säuren gereinigt, die in
China schon Flüsse verseucht haben.
Für die Herstellung von synthetischem Grafit hingegen muss das
Ausgangsmaterial aus Kohlenstoff mit extremer Hitze bearbeitet werden. Das
funktioniere nur in speziellen Öfen, die das Material für mehrere Tage auf
über 2.500 Grad Celsius erhitzen, erklärt das Öko-Institut. Weltmarktführer
China erzeugt den Großteil seiner Energie aus Kohle.
29 Nov 2021
## LINKS
[1] https://www.deutsche-rohstoffagentur.de/DE/Gemeinsames/Oeffentlichkeitsarbe…
[2] /Neue-Batterien-von-Tesla-fuer-E-Autos/!5716031
[3] /Neu-geschaffene-Rohstoffagentur/!5085364
[4] https://www.oeko.de/presse/archiv-pressemeldungen/presse-detailseite/2020/l…
## AUTOREN
Lukas Nickel
## TAGS
Verkehrswende
Batterien
Rohstoffe
Elektromobilität
Sachsen
Mobilität
Verkehr
Schwerpunkt Klimawandel
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