# taz.de -- Indische Menschenrechtsaktivistin: Auf Kaution frei | |
> Die indische Anwältin Sudha Bharadwaj saß seit 2018 ohne | |
> Gerichtsverfahren im Gefängnis. Nun wurde sie freigelassen. | |
Bild: Unermüdliche Kämpferin für die Rechte der Unterdrückten: Sudha Bharad… | |
MUMBAI taz | Die ersten Fotos nach der Entlassung zeigen die 61-Jährige mit | |
einem großen Lächeln. Sudha Bharadwaj konnte am Donnerstag nach mehr als | |
drei Jahren das Frauengefängnis in Mumbai verlassen. Äußern darf sich die | |
Gewerkschafterin und Anwältin allerdings nicht. Die Freilassung der | |
„unermüdlichen Kämpferin für die Rechte der Unterdrückten“ wurde öffen… | |
von vielen Seiten begrüßt. | |
Bharadwaj war unter dem Antiterrorgesetz UPAP inhaftiert worden, zusammen | |
mit 15 weiteren Aktivist:innen und Intellektuellen, die sich für Rechte | |
der indigenen Bevölkerung Indiens einsetzen und sich gegen die Politik der | |
[1][amtierenden hindunationalistischen Regierung] aussprachen. Bharadwaj | |
ist die einzige, die bisher freikam. Der Mitangeklagte Stan Swamy verstarb | |
im Juli in Haft; dem 81-jährigen, gesundheitlich angeschlagenen Dichter | |
Varavara Rao wurde die Freilassung auf Kaution verweigert. Den | |
Aktivist:innen werden Kontakte zur verbotenen Kommunistischen Partei | |
Indiens (Maoist) vorgeworfen. | |
Der Sender Republic TV hatte die Gewerkschaftsführerin Bharadwaj | |
beschuldigt, Geld von Maoisten erhalten zu haben. Die Angeklagten sollen | |
sich an der Gedenkstätte Bhima Koregaon in Westindien Ende 2017 verschworen | |
haben. Es wird behauptet, dass ihre Reden Auslöser für Ausschreitungen am | |
1. Januar 2018 gewesen seien, wo damals zwei Menschen starben. | |
Im August 2018 wurde Bharadwaj unter Hausarrest gestellt, im Oktober in | |
Polizeigewahrsam genommen. Einen Prozess gab es bisher nicht. Aufgrund | |
eines Verfahrensfehlers – ein nicht befugter Richter hatte damals die | |
polizeiliche Anklageschrift angenommen – ist Bharadwaj nun gegen eine | |
Kaution in Höhe von 585 Euro frei gekommen. | |
Doch es gibt hohe Auflagen: Bharadwaj musste ihren Pass abgeben, darf die | |
westindische Metropole Mumbai nur mit Erlaubnis verlassen und ist in ihrer | |
Redefreiheit eingeschränkt. Im vergangenen Jahr war ihr die Haftentlassung | |
aus medizinischen Gründen noch verweigert worden – trotz Diabetes, | |
Bluthochdruck und Tuberkulose, wie die Tochter berichtete. | |
## Engagement in Ostindien | |
Bharadwaj ist Tochter einer Professorin und selbst Absolventin einer | |
Eliteuni. Als junge Frau zog sie in den konfliktreichen Bundesstaat | |
Chhattisgarh. Dort schloss sie sich der Bergarbeiterbewegung an. Sie | |
unterrichtete Kinder von Arbeiter:innen und gab den Familien | |
Rechtshilfe. So legten sie und die Arbeiter:innen sich mit mächtigen | |
Unternehmen wie etwa dem Schweizer Zementkonzern Holcim an. | |
Bharadwaj ist seitdem für ihr Engagement für Rechte von Arbeiter:innen | |
in Ostindien bekannt. Dazu gehören auch marginalisierte Gruppen wie | |
Indigene oder Dalit (veraltet: Unberührbare), sowie für Frauen und jene, | |
die aufgrund von [2][Rohstoffabbau von Vertreibung bedroht sind]. | |
Bharadwajs gründete dann das Bündnis Persecuted Prisoners Solidarity | |
Committee mit, das auf die Probleme verarmter Häftlinge, Einzelhaft und die | |
Verfolgung von Anwält:innen aufmerksam macht. | |
10 Dec 2021 | |
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## AUTOREN | |
Natalie Mayroth | |
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