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# taz.de -- Corona-Politik in Berlin: Kleiner Boost fürs Berlin-Bild
> Impfen, Impfen, Boostern – so lautete bisher das Motto in der vierten
> Corona-Welle. Berlin liegt zumindest bei Letzterem bundesweit vorn.
Bild: Warten auf den Piks
Dass Berlin nichts auf die Kette kriegt, ist längst fester Bestandsteil des
bundesweiten Regio-Bashings: Die Sachsen sind allesamt
Coronaleugner*innen und irgendwie eh Nazis, die Bayern verstecken
ihre reichlich vorhandenen politischen Defizite hinter 'ner großen Klappe,
und Berlin kann eben weder Flughäfen bauen (dabei war es nur einer) noch
vermüllte Straßen aufräumen. Und auch keine Wahlen durchführen, Pässe
ausstellen usw. usw. Man kennt diese Häme ja zur Genüge.
Viele dieser – politisch formuliert – Herausforderungen sind auf fehlendes
Personal und mangelhafte Organisation zurückzuführen. Umso erstaunlicher
wirkt es da, dass ausgerechnet die Impfkampagne in der Hauptstadt gerade
ganz gut läuft. Okay, der scheidende Regierende Bürgermeister Michael
Müller (SPD) hat [1][schon recht früh die Hoffnung aufgegeben],
Impfunwillige per persönlichem Brief umzustimmen. Und für die verbliebenen
zwei Impfzentren sucht das Land gerade händeringend Personal.
Aber beim Boostern, einem der Geheimrezepte gegen die Pandemie, liegt
Berlin ganz vorne: Ein Viertel der Über-60-Jährigen die sich hatten impfen
lassen, erhielt bisher auch schon die dritte Impfung – im Rest der Republik
ist die Quote in der Regel halb so hoch. Und dann [2][entschied Senat am
Mittwoch auch noch], die Auffrischungsimpfungen bereits nach fünf Monaten
frei zu geben, und zwar für alle. Genug Impfstoff ist ja vorhanden, und
jeder Piks mehr hilft, so das Motto dahinter.
Das ist, gerade angesichts der [3][zunehmenden Anzahl von
Impfdurchbrüchen], eine schlaue Taktik. Schließlich wirkt die Impfung bei
jedem Menschen anders. Entsprechend lässt sie früher oder später nach und
nicht pünktlich nach sechs Monaten, wie es die Stiko-Empfehlung suggerieren
könnte. Zudem hatten auch jede Menge Mediziner*innen vor einem
deutlich sinkenden Schutz bereits nach – je nach Expert*in – drei, vier
oder fünf Monaten gewarnt.
## Der Andrang auf die Impfungen steigt
Die vorgezogene Freigabe des Senats scheint Wirkung zu zeigen: Der Andrang
auf Impftermine stieg in den vergangenen Tagen deutlich, und die Schlangen
an jenen Orten, wo es den Piks ohne Voranmeldung gibt, wurden länger und
länger. Schon mahnen die ersten Mediziner*innen eine Art Priorisierung
an, wie es sie schon zu Beginn der Impfkampagne gab: Ältere und damit
potenziell gefährdetere Menschen zuerst, jüngere sollten erst mal abwarten.
Doch das ist nur auf den ersten Blick nachhaltig. Jede Regelung, die in
dieser Hochphase der Pandemie Abläufe verkompliziert, macht es schwieriger,
das Ziel zu erreichen. Wenn zudem in Kürze das Booster-Programm des Bundes
mit geplant 25 Millionen Impfungen bis Jahresende startet, sollten Termine
kein Problem mehr sein.
Möglichst viel Klarheit bei den Regelungen sollte auch für die vom Senat
für kommende Woche angekündigten Vorgaben für 2G+ gelten. Natürlich ist es
ein Entgegenkommen, wenn sich Betreiber*innen von Restaurants,
Theatern, Kinos, etc. aussuchen könnten, ob unter dem „Plus“ ein
zusätzlicher Test, eine Maskenpflicht oder eine Abstandsregel verstanden
wird.
Allerdings dürfte es für die Kultur- und Gastronomiebranche wenig hilfreich
sein, wenn am Ende ein Flickenteppich entsteht und man fürs Theater erst
eine Maske, für den Kneipenbesuch danach aber einen Test braucht. Sonst
heißt es am Ende wieder: Berlin kriegt nichts auf die Reihe.
20 Nov 2021
## LINKS
[1] http://www.berlin.de/aktuelles/berlin/6904762-958092-mueller-haelt-moeglich…
[2] /Corona-Impfungen-in-Berlin/!5816485
[3] /Boostern-in-Berlin/!5812457
## AUTOREN
Bert Schulz
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
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Dilek Kalayci
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