| # taz.de -- 300-Milliarden-Plan der EU: Ein Tor gegen Chinas Seidenstraße | |
| > Nach China und den USA legt auch die EU einen Plan zum Ausbau der | |
| > globalen Infrastruktur vor. Konkrete Projekte fehlen beim „Global | |
| > Gateway“ aber. | |
| Bild: Möchte eine neue geostrategische Epoche der EU einläuten: Kommissionspr… | |
| Brüssel taz | Fast zehn Jahre nach China will auch die EU weltweit den | |
| Ausbau von Straßen, Schienen und digitalen Netzen fördern. Als Antwort auf | |
| die [1][chinesische Seidenstraßen-Initiative] präsentierte die | |
| EU-Kommission am Mittwoch in Brüssel ihre Initiative [2][„Global Gateway“], | |
| ein europäisches Tor zur Welt. Bis 2027 wolle man 300 Milliarden Euro | |
| mobilisieren, sagte Kommissionspräsidentin von der Leyen. | |
| China hat seit 2013 bereits [3][mehr als 60 Länder an sich gebunden], | |
| darunter Deutschland und Griechenland. Die Neue Seidenstraße reicht bis zum | |
| Rheinhafen in Duisburg und zum Seehafen Piräus in Athen. Auch die USA und | |
| Großbritannien setzen auf den Ausbau der Infrastruktur und die damit | |
| verbundenen guten Geschäfte. US-Präsident Joe Biden taufte seinen Plan | |
| „Build Back Better“. | |
| Von der Leyen zielt nicht nur auf Europa, sondern gleich auf die ganze | |
| Welt. Sie präsentierte ihren Vorschlag als Ergänzung zum US-Plan und | |
| „Alternative“ zu China. Statt sich von einem autoritären Regime abhängig … | |
| machen, sollten Regierungen und Investoren aus aller Welt auf Demokratie | |
| und die europäischen Werte setzen, sagte die CDU-Politikerin. Dies sei eine | |
| „positive Offerte“. | |
| Allerdings ist unklar, ob das Angebot verfängt. Die EU kommt nicht nur | |
| spät, sie legt auch vergleichsweise wenig Geld auf den Tisch. Nur ein | |
| geringer Teil der 300 Milliarden Euro wird aus dem EU-Haushalt kommen. Die | |
| Hauptlast sollen die 27 Mitgliedsstaaten und private Investoren tragen. | |
| China hat für seine Seidenstraße nach Schätzungen 1,1 Billionen US-Dollar | |
| vorgesehen, fast das Vierfache. | |
| ## Keine konkreten Projekte | |
| Zudem sind die europäischen Pläne ausgesprochen vage. Von der Leyen sprach | |
| von sauberem Wasserstoff, Unterseekabeln und Transportnetzen. Konkrete, | |
| sofort umsetzbare Projekte legte sie nicht vor. Und beim Ausbau von | |
| Gesundheits- und Bildungssystemen, die von der Leyen nun Afrika und anderen | |
| Kontinenten verspricht, ist Europa nicht unbedingt vorbildlich, wie die | |
| Coronakrise zeigt. Der größte Trumpf ist denn auch – zumindest aus EU-Sicht | |
| – das Versprechen, sich für „good governance“ einzusetzen, für gute | |
| Staatsführung also. Es gehe um Nachhaltigkeit und Transparenz, heißt es in | |
| Brüssel – nicht um das schnelle Geld und neue Abhängigkeiten, wie sie China | |
| oft vorgeworfen werden. Daneben verfolge man selbstverständlich auch | |
| geopolitische Ziele, räumte von der Leyen ein. | |
| Bereits bei ihrem Amtsantritt vor zwei Jahren hatte die CDU-Politikerin | |
| eine „geopolitische Kommission“ versprochen, danach jedoch wenig geliefert. | |
| Mit dem „Global Gateway“ soll sich das ändern. „Hier sehen Sie die | |
| geopolitische Kommission in Action“, sagte EU-Kommissarin Jutta Urpilainen. | |
| Ab sofort werde man dem „systemischen Rivalen“ China etwas entgegensetzen. | |
| Letztlich geht es um mehr Einfluss – und um neue Geschäfte. Während China | |
| weltweit Flughäfen, Schienennetze und Autobahnen baut, will sich die EU auf | |
| die lukrativen Märkte im Digitalbereich und im Klimaschutz konzentrieren. | |
| Hier tritt sie allerdings in Konkurrenz zu den USA und Großbritannien, | |
| Europa ist Nachzügler. | |
| „Allzu lange hatten kommissionsinterne Querelen diese wichtige | |
| geostrategische Initiative aufgehalten“, kommentiert Reinhard Bütikofer, | |
| der die China-Delegation des Europäischen Parlaments leitet. Doch nun | |
| zeichne sich ein Durchbruch ab, so der Grünen-Politiker. Wesentlich | |
| skeptischer äußerte sich sein Parlamentskollege Markus Ferber. Die | |
| Finanzierung sei nicht gesichert, meint der Finanzexperte der CSU. „Ein | |
| großer Wurf sieht anders aus. China wird nicht vor Angst erstarren.“ | |
| 1 Dec 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Buch-ueber-chinesische-Oekonomie/!5541307 | |
| [2] https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/en/ip_21_6433 | |
| [3] /Investitionsprogramm-der-EU/!5815719 | |
| ## AUTOREN | |
| Eric Bonse | |
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