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# taz.de -- Berliner Waldzustandsbericht 2021: Hoffnungszeichen für den Wald
> Den Bäumen in Berliner Forsten geht es schlecht – aber immerhin auf
> stabilem Niveau. Für den Waldumbau gibt es mittlerweile deutlich mehr
> Geld.
Bild: Manchmal ist der Laubabwurf auch einfach jahreszeitlich bedingt
„Die gute Nachricht lautet: Es ist zum Glück nicht schlimmer geworden. Die
schlechte: leider auch nicht viel besser.“ So lautet das Fazit des Leiters
der Berliner Forsten, Gunnar Heyne, zu dem am Montag vorgelegten
Waldzustandsbericht 2021. Die jährliche Untersuchung der Bäume in den
Forstämtern Grunewald, Pankow, Köpenick und Tegel schreibt die Zahlen der
vergangenen drei Jahre fort – mit weiterhin erheblichen Schäden der
Bestände.
Die Studie teilt grob in drei Level ein: „keine Schäden“, „Warnstufe“ …
„deutliche Schäden“. Kerngesund, also ohne Schäden, sind derzeit gerade
einmal 6 Prozent des Baumbestandes, [1][nach 7 Prozent im vergangenen Jahr]
quasi eine Stabilisierung auf niedrigstem Niveau. Der Anteil der Warnstufe
ist derweil von 57 auf 60 Prozent gestiegen, der der Bäume mit deutlichen
Schäden von 36 auf 34 Prozent gesunken. In den 2010er Jahren sah das noch
ganz anders aus, 2016 etwa waren fast 40 Prozent des Bestands schadensfrei.
Seinen Ausgang nahm das aktuelle Szenario im Rekordjahr 2018, als es im
Mittel mehr als zwei Grad zu warm und mit 390 Litern Niederschlag pro
Quadratmeter (langjähriges Mittel: 557 Liter) knochentrocken war. Auch in
den Folgejahren fiel viel zu wenig Regen oder Schnee. Diesen Trend könnte
das zu Ende gehende Jahr beenden. Hier ist „die Erreichung des langjährigen
Mittels noch unsicher“, heißt es im Bericht, allerdings hat es im August
und nun wieder im November weit über dem Durchschnitt geregnet. In jedem
Fall rechnen die Forsten noch lange nicht mit einem „nachhaltig wirksamen
Abbau des Niederschlagsdefizites“ – die tieferen Bodenschichten sind noch
nicht wieder aufgefüllt.
## Klimastress und Käfer
Dabei geht es den einzelnen Baumarten unterschiedlich schlecht: Bei der
Kiefer, die immer noch fast zwei Drittel aller Bäume der Landesforsten
ausmacht, sind 26 Prozent deutlich geschädigt, bei der Eiche sind es
dagegen 46 Prozent. „Trotzdem pflanzen wir viele Eichen“, so Forsten-Chef
Heyne, „warum ist das so?“ Seine Erklärung: Die Baumart sei grundsätzlich
„klimaplastischer“, könne sich also den erwarteten Veränderungen besser
anpassen als ein Nadelbaum wie die Kiefer. Viele der aktuell stark
geschädigten Eichen seien sehr alt und litten nach dem klimatischen Stress
oft unter „Sekundärschädlingen“ wie Wurzelfäulen oder dem
Eichenprachtkäfer.
Als „kleinen Hoffnungsschimmer“ beurteilt Heyne, dass sich laut der eigenen
Statistik die Mortalität verringert habe. Es sterben weniger Bäume gänzlich
ab, „wobei wir noch lange nicht am langjährigen Trend sind“. Und die
Anomalien, also die Ausschläge bei Temperatur und Niederschlägen, nehmen
voraussichtlich weiter zu. Das Rezept, um damit klarzukommen, heiße
weiterhin [2][„Waldumbau“], so die scheidende Umweltsenatorin Regine
Günther (Grüne): Aus Kiefernmonokulturen sollen in den kommenden
Jahrzehnten Wälder mit einem viel höheren Anteil an Laubbäumen werden.
Dafür gebe es mittlerweile deutlich mehr Geld, sagte Günther: Das reguläre
Budget der Forsten habe man auf jetzt 1,8 Millionen Euro angehoben, hinzu
kämen 1,6 Millionen für das Mischwaldprogramm. Im Doppelhaushalt 20/21 habe
man für Waldumbau und Waldbrandvorsorge noch mal 3 Millionen draufgelegt.
In Bäumen beziehungsweise Menschen gerechnet, macht das 1,9 Millionen
Neupflanzungen seit 2017 und einen Zuwachs von 20 Stellen – darunter 8
Forstwirtsstellen und 4 zusätzliche Ausbildungsplätze.
29 Nov 2021
## LINKS
[1] /Zustand-der-Berliner-Waelder/!5730775
[2] /Systemkrieg-in-den-Revierfoerstereien/!5781478
## AUTOREN
Claudius Prößer
## TAGS
Waldschäden
Dürre
Niederschlag
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Waldsterben
Müll
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Stadtnatur
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