| # taz.de -- Hohe Inflationsrate in Deutschland: Zur Panik kein Grund | |
| > Die Inflation ist um mehr als 5 Prozent gestiegen. Doch die Teuerung | |
| > liegt vor allem an den Energiepreisen, die bereits wieder fallen. | |
| Bild: Die Preise für Öl und Gas werden auf den Weltmärkten bestimmt | |
| Es klingt dramatisch: Im November lag die Inflationsrate [1][bei 5,2 | |
| Prozent im Vergleich zum Vorjahr], wie das Statistische Bundesamt am Montag | |
| geschätzt hat. So massiv ist die Geldentwertung zuletzt im Jahr 1982 | |
| gewesen. Wird sich Geschichte also wiederholen? | |
| Wer schon älter ist, erinnert sich bestens an dieses Schicksalsjahr 1982: | |
| Damals flog die sozial-liberale Koalition unter Helmut Schmidt auseinander, | |
| [2][und die Geldentwertung spielte dabei eine wesentliche Rolle]. Denn die | |
| Bundesbank hatte die Zinsen nach oben geschraubt, um die Wirtschaft | |
| abzuwürgen und damit die Inflationsrate nach unten zu drücken. Doch diese | |
| brachiale Geldpolitik hatte zur Folge, dass die Arbeitslosigkeit stieg. | |
| Mehr als zwei Millionen Menschen hatten keine Stelle – damals ein trauriger | |
| Rekord. Die Regierung Schmidt hat diese Krise nicht überlebt, und so drängt | |
| sich die Frage auf, ob die Ampel ebenfalls an der Inflation zugrunde gehen | |
| könnte. | |
| Doch für Panik gibt es diesmal keinen Grund, denn die derzeitige | |
| Geldentwertung hat ziemlich banale Gründe: Vor allem die Energiepreise sind | |
| gestiegen. Sie legten im Vergleich zum Vorjahr um satte 22,1 Prozent zu. | |
| Auch Lebensmittel wurden teurer – um 4,5 Prozent. Die Preise der restlichen | |
| Waren und Dienstleistungen blieben hingegen fast gleich. Die Mieten, für | |
| viele Menschen der wichtigste Posten, stiegen im vergangenen Jahr nur um | |
| ganze 1,4 Prozent. | |
| Daraus folgt: Deutschland kann die Inflationsrate gar nicht beeinflussen, | |
| denn die Preise für Öl und Gas werden auf den Weltmärkten bestimmt. Dort | |
| zeichnet sich aber eine Entspannung ab; der Ölpreis ist in den vergangenen | |
| Wochen wieder gefallen. Dieser Preisrutsch macht sich auch statistisch | |
| bereits bemerkbar: Im Vergleich zum Oktober 2021 ist die Inflationsrate | |
| jetzt im November um 0,2 Prozent gefallen – und es dürfte weiter abwärts | |
| gehen. Der Höhepunkt der Geldentwertung liegt also wahrscheinlich schon | |
| hinter uns. | |
| Die Ampel wird nicht an der Inflation scheitern. Viel wichtiger ist, | |
| [3][wie sie die Coronakrise managt]. Die nächsten Wochen sind da | |
| entscheidend. | |
| 29 Nov 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/11/PD21_541_611.h… | |
| [2] https://www.spiegel.de/wirtschaft/helmut-schmidt-der-oekonom-im-kanzleramt-… | |
| [3] /Deutschland-in-der-Coronakrise/!5812732 | |
| ## AUTOREN | |
| Ulrike Herrmann | |
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